Ökologisch und lukrativ? Der Faktencheck zu Waldinvestments

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Wald-Investments werden bereits seit Jahren als ökologisch wertvolle, lukrative Geldanlage angepriesen. Besonders jene Investoren, die sich nachhaltig und im Sinne der Umwelt engagieren möchten, fühlen sich von diesem Asset angezogen. Aber auch wenn ansprechende Bilder und Texte paradiesische Renditen suggerieren, sollten Anleger stets wachsam sein. Es ist nicht alles Gold, was glänzt, und nicht jedes Waldinvestment kann halten, was es verspricht.

Zweifellos sind die derzeitigen, beeindruckenden Steigerungen der Holzpreise ein Indikator für ein potenziell profitables Investment. Doch es gibt auch abschreckende Nachrichten, die Anleger nicht übersehen oder ignorieren sollten: Schädlinge, Waldbrände, Stürme und Dürren richten katastrophale Schäden an und vernichten mitunter ganze Wälder. Die Risiken sind vielfältig und real. Sie betreffen nicht nur den deutschen Wald, überall auf der Welt leiden Bäume und Wälder unter diesen Bedrohungen. 

So leiden Wälder in Kanada und den USA unter extremer Trockenheit, Waldbränden und Käferplagen, während in Brasilien monatlich etwa eine halbe Milliarde Bäume abgeholzt werden. Die weltweite Waldfläche schrumpft bedenklich. 

Doch trotz dieser alarmierenden Entwicklungen empfehlen Experten, jetzt in Holz zu investieren, und versprechen Anlegern ökologische und finanzielle Vorteile.

Holzinvestments im Überblick

Anlegern, die in den Rohstoff Holz investieren möchten, stehen diverse Optionen zur Auswahl. Jede Variante hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, die vor einer Investition sorgfältig geprüft werden sollten. Im Kern verfolgen aber alle diese Anlageinstrumente die gleiche Strategie: Sie spekulieren auf steigende Holzpreise. Einige der gängigsten Investmentmöglichkeiten sind:

Tropenholzplantage

Investitionen in tropische Edelhölzer wie Mahagoni, Teak oder Palisander versprechen hohe Renditen von 7% und mehr, da Tropenholz sehr begehrt ist. Die Waldflächen liegen meist in Mittel- oder Südamerika und werden vom Anbieter bepflanzt und gepflegt. Leider sind diese Investments oft mit erheblichen ökologischen und sozialen Risiken verbunden, darunter Entwaldung, Monokulturen und Landkonflikte. Investoren sollten das Projekt, in das sie investieren möchten, im Vorfeld sorgfältig und gründlich prüfen.

Waldsparbuch

Beim Waldsparbuch wird in eine Waldfläche investiert, die von einem professionellen Forstunternehmen verwaltet wird. Der Investor profitiert von der Wertsteigerung und den Erträgen der Waldfläche über einen festgelegten Zeitraum.

Kauf eines Waldstücks

Bei dieser Option kauft der Investor ein Waldstück und übernimmt die vollständige Verantwortung für dessen Bewirtschaftung. Die Rendite stammt aus dem Verkauf von Holz, Jagdpachten und gegebenenfalls aus Subventionen oder Fördermitteln.

Pacht eines Waldstücks

Hierbei pachtet der Investor ein Waldstück für einen bestimmten Zeitraum. Er hat dann das Recht, den Wald zu bewirtschaften, Jagdrechte zu vergeben und Holz zu verkaufen, muss aber auch für die Pflege des Waldes sorgen.

Baumsparplan

Hierbei handelt es sich um eine langfristige Geldanlage, bei der der Investor einmal jährlich einen bestimmten Betrag einzahlt und dafür junge Bäume erwerben kann. Die erwirtschaftete Rendite stammt aus dem Verkauf des Holzes nach einer bestimmten Wachstumsperiode.

Waldsparplan

Der Waldsparplan ist dem Baumsparplan sehr ähnlich. Allerdings wird hier in ein bestehendes Waldgebiet investiert, anstatt neue Bäume zu pflanzen. Der Wald wird von einem Dienstleister gepflegt und bewirtschaftet. Unter normalen Umständen sollen Anleger bei dieser Variante ihr Investment nach 25 Jahren in etwa verdreifacht haben.

Was spricht für ein Waldinvestment?

Die Entscheidung, in Wald zu investieren, kann aus mehreren Gründen attraktiv sein. Jeder einzelne von ihnen macht das Waldinvestment zu einem begehrten Asset für Anleger, die nach stabilen, langfristigen Renditen suchen und gleichzeitig einen positiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten möchten.

Schließlich stabilisieren Bäume das Klima und tragen so zu einem funktionierenden Ökosystem bei. Dieses Wissen ist nicht neu, doch mit dem ökologischen Bewusstseinswandel steigt nun auch das Interesse der Anleger an Baum- und Waldinvestments.

Steigende Holzpreise

Die Holzpreise sind in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Die Abnehmer sind entsetzt, die Investoren begeistert. Die Ursachen dafür sind vielschichtig. Ein Aspekt sind Transport- und Lieferengpässe, ein anderer die wachsende Nachfrage aus Industrie und Bauwesen und ein weiterer die Waldknappheit. Der weltweite Bauboom und der Trend zu nachhaltigen Materialien befeuert die Nachfrage nach Holz. Der Bedarf steigt unaufhaltsam. Die Bevorzugung von nachhaltigen Verpackungsmaterialien wie Papier und Pappe sowie die zunehmende Verwendung von Holzpellets als umweltfreundliche Alternative zu Gas- und Ölheizungen tragen dazu bei. Ein Investment in Wald kann von dieser Entwicklung profitieren und attraktive Renditen generieren. 

Die aktuelle Lage erinnert stark an die Zeit nach der Finanzkrise von 2007/2008. Damals durchlief die Bankenbranche eine Serie von Turbulenzen, was Privatanleger dazu veranlasste, sich verstärkt realen, greifbaren Werten zuzuwenden. Die Holzpreise erlebten einen regelrechten Boom. Waldinvestments wurden für private Anleger zugänglich, die einige Jahre lang von der dynamischen Entwicklung profitieren konnten. Zwar ebbte die Euphorie 2015 ab und die Preise normalisierten sich wieder, doch aktuell scheint es, als würde der Wald als Investmentoption wieder aufleben und einen neuen Aufschwung erleben.

Risikominimierung

Im Gegensatz zu vielen klassischen Assets sind Waldinvestments in der Regel nur wenig von Marktschwankungen betroffen und entwickeln sich oft gegenläufig, weshalb sie zur Diversifikation eines Portfolios beitragen können. Bäume wachsen unabhängig von Börsenkursen und Finanzkrisen und Holz ist eine begrenzte Ressource. Diese Faktoren bringen zusätzliche Stabilität. 

Letztendlich wird der Wert des Holzes durch das allgegenwärtige Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bestimmt. Komplett unabhängig von Wirtschaft und Währungen entwickeln sich die Holzpreise also nicht, jedoch kommt dieser Einfluss erst zum Tragen, wenn das Holz geerntet wird.

Umweltschutz

Wälder spielen eine entscheidende Rolle beim Klimaschutz, da sie der Luft große Mengen CO2 entziehen, Kohlenstoff speichern und Sauerstoff wieder abgeben. Zudem bieten sie Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und sind ein essenzieller Faktor für eine gesunde Biodiversität. Investitionen in Wälder können daher auch als Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeits- und Klimazielen gesehen werden.

CO2-Emissionszertifikate

Flächen nach der Rodung wieder als Wald zu nutzen, ist nicht nur aus ökologischer Sicht wertvoll. Aufforstungsunternehmen profitieren davon auch finanziell, wenn sie CO2-Emissionszertifikate für ihre Projekte erhalten, die sie beispielsweise an der European Climate Exchange (ECX), der weltweit größten Terminbörse für den Handel mit CO2-Zertifikaten, weiterverkaufen können.

Spezielle Wiederaufforstungsinitiativen setzen sich für Umweltschutz, Erhalt von Natur und Biodiversität ein. Sie schaffen neue Arbeitsplätze in sozioökonomisch benachteiligten Regionen und tragen gleichzeitig zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei.

In der Tat spielt die Aufforstung – also das Anpflanzen neuer Bäume zur Wiederherstellung eines Waldes – eine entscheidende Rolle im Klimaschutz. Vor allem junge, stark wachsende Bäume binden deutlich mehr Kohlendioxid als sie abgeben, bevor sie dann im mittleren Alter eine Plateauphase erreichen, in der die Speicherrate etwas abnimmt.

Was spricht gegen ein Waldinvestment?

Trotz aller Vorteile gibt es auch potenzielle Nachteile und Risiken. Sie sollten sorgfältig geprüft und gegen die potenziellen Vorteile abgewogen werden, bevor man als Anleger eine Entscheidung über ein Waldinvestment trifft. Professionellen Rat einzuholen und gründliche Recherchen durchzuführen, ist immer ratsam. Ganz besonders, da es um ein sehr langfristiges Investment geht.

Ungewisse Preisentwicklung

Die Holzpreise sind in der letzten Zeit stark gestiegen, das ist unbestritten. Leider kann aber niemand mit Sicherheit vorhersagen, wie diese Entwicklung in Zukunft aussehen wird. Faktoren wie Klimawandel, politische Entscheidungen oder Veränderungen in der Nachfrage sind nicht planbar, beeinflussen aber die Preisentwicklung signifikant.

Ursächlich für den aktuellen Höhenflug des Rohstoffs Holz ist das Aufeinandertreffen mehrerer Faktoren: Waldbrände, andere Naturkatastrophen, Insektenplagen, Produktionsengpässe wegen Corona-Beschränkungen und Transportprobleme führten auf der einen Seite zu Engpässen beim Angebot, die auf der anderen Seite auf eine verstärkte Nachfrage trafen.

Derzeit mag es vielleicht nicht danach aussehen, als würden sich die weltweiten Wälder kurzfristig erholen und sich die Holzknappheit in Luft auflösen, aber die Preise werden sich nicht ewig auf diesem hohen Niveau halten. Wie bei fast allen Rohstoffen wird auch bei Holz bei hohen Preisen die Produktion erhöht, um mehr Gewinn zu erzielen. Das führt aber unweigerlich dazu, dass das Angebot irgendwann die Nachfrage übersteigt und die Preise wieder fallen. So viel steht fest. Doch der Zeitpunkt ist ungewiss.

Lange Bindung und illiquides Investment

Ein Waldinvestment ist in der Regel eine langfristige Anlage. Es dauert oft Jahre oder mehrere Jahrzehnte, bis die Bäume geerntet und verkauft werden können. Bis dahin ist das Kapital gebunden, ähnlich einem Immobilieninvestment. Falls der Investor es während der Laufzeit dringend benötigt, könnte es sich schwierig gestalten, das investierte Geld rasch zu liquidieren.

Zudem gibt es während dieser langen Zeit auch Gefahren, denen ein Wald ausgesetzt ist. Angefangen beim Borkenkäfer, der in der Lage ist, große Waldflächen binnen kürzester Zeit in Totholz zu verwandeln, über Sturmschäden bis hin zum Diebstahl. Und damit ist nicht das vereinzelte “Mitnehmen” eines Weihnachtsbaums gemeint, sondern vielmehr der Diebstahl ganzer Wälder, die einfach heimlich gefällt und abtransportiert werden.

Ob sich der Wald gut entwickelt und alle Bäume wie geplant geerntet werden können, ist also keineswegs sicher. Doch die Prognosen der Forstunternehmen sind oft sehr optimistisch, weshalb der Anleger gut daran tut, die versprochenen Renditen mit einer gewissen Skepsis zu betrachten.

Hohe Nebenkosten

Beim Kauf eines Waldes fallen verschiedene Steuern und Abgaben an, die je nach Bundesland unterschiedlich hoch sein können: Grunderwerbsteuer, Notargebühren, Grundsteuer, Abgaben an Boden- und Wasserverbände… Auch die Bewirtschaftung des Waldes ist mit erheblichen Kosten verbunden. Zur Pflege der Bäume, der Bekämpfung von Schädlingen und der Wiederaufforstung nach der Ernte kommen Versicherungen, laufende Steuern und Verwaltungskosten. 

Pflege und Bewirtschaftung können oft strengen Vorschriften unterliegen. So sind Waldbesitzer beispielsweise dazu verpflichtet, ihre Bäume zurückzuschneiden, falls sie Wanderwege oder Straßen behindern. Viele Forstbehörden fordern zudem den Abschluss einer Unfallversicherung. Darüber hinaus fallen Kosten für den Transport von gefälltem Holz, die Bepflanzung und Bewässerung der Flächen an. Wenn der Borkenkäfer den Wald befällt, muss überschüssiges Totholz schnellstmöglich entfernt werden, um eine Ausbreitung des Schadens zu verhindern. 

All diese einmaligen und laufenden Nebenkosten muss der Investor einkalkulieren, da sie die Rendite erheblich schmälern, vor allem dann, wenn externe Dienstleister beauftragt werden müssen.

Unseriöse Anbieter

Wie bei jedem Investment besteht auch beim Waldinvestment die Gefahr, auf unseriöse Anbieter zu stoßen. Auf dem Markt für Holzinvestments tummeln sich viele Anbieter und auch schwarze Schafe sind darunter. Es gab bereits Fälle, in denen Anleger erhebliche Verluste erlitten, weil ihre Investitionen nicht, wie vorgesehen, im tropischen Regenwald eingesetzt wurden, sondern stattdessen von den Anbietern für andere Zwecke umgeleitet und verschwendet wurden.

Jeder Investor sollte deshalb seinen Businesspartner gründlich überprüfen, um sicherzustellen, dass er über die erforderlichen Lizenzen und Genehmigungen verfügt und eine nachweisbare Erfolgsbilanz bei der Bewirtschaftung von Wäldern hat.

Stiftung Warentest stufte nach einem Test zwar einige Anbieter als seriös ein, wollte aber für keinen einzigen eine Empfehlung aussprechen, da Kundeninformation und Verkaufsprospekte immer unzureichend auf mögliche Risiken hinweisen. Stattdessen heben sie die Renditechancen besonders hervor und gaukeln Investoren eine trügerische Sicherheit vor. 

Fragwürdige Nachhaltigkeit

Zudem sind viele Aufforstungsprojekte leider nicht so nachhaltig, wie sie scheinen. So handelt es sich häufig um Monokulturen, die eine vielfältige Flora und Fauna vermissen lassen. Der Einsatz von Insektiziden und Pestiziden soll das Baumwachstum beschleunigen. Zudem kann es vorkommen, dass die Baumarten nicht in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet gepflanzt werden und deshalb einheimische Pflanzen verdrängen.

Falls der Nachhaltigkeitsgedanke das Hauptmotiv für eine Holzinvestition sein sollte, ist zu prüfen, ob der Wald oder das Waldstück auf die gewünschte, „ethisch vertretbare“ Weise bewirtschaftet und gepflegt wird und zur Biodiversität beiträgt.

Fazit

Wald-Investments, oft als solide und ökologisch wertvoll beworben, sind riskant und ihr Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz ist oft nicht so groß, wie man allgemein vermuten würde. Die Vorstellung, Eigentümer eines Waldstücks zu sein, mag emotional erfüllend sein, doch als sichere, renditestarke Altersvorsorge ist der Wald nicht geeignet. Als Beimischung zum Portfolio zwecks Diversifizierung kann ein solches Investment aber gute Dienste leisten, da es sich weitgehend unabhängig von klassischen Assets entwickelt. 

Waldinvestments sind immer als langfristige Geldanlage zu sehen, die hohe Chancen und hohe Risiken in sich vereinen. Investoren müssen oft 10 bis 40 Jahre warten, ehe sie Renditen sehen. In dieser langen Zeit drohen dem Waldinvestment viele Gefahren, sodass niemand die endgültige Rendite sicher vorhersagen kann.  Zwar gibt es enorme Gewinnchancen, doch garantiert sind diese keineswegs.

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