SDAX: Varta geht, RENK kommt

Varta muss gehen. Am späten Montagabend teilte die Deutsche Börse mit, dass die Notierung der Aktie des Batteriekonzerns im SDAX zum 09. Mai gelöscht wird. Dafür wird das Papier des Panzergetriebe-Herstellers RENK in den Index der kleineren Werte aufgenommen. 

Grund für den Rauswurf des Varta-Papiers ist die nicht „fristgerechte Publikation des geprüften Jahresfinanzberichts“. Mitte März hatte der Batteriekonzern bekanntgegeben, dass er diesen Bericht nicht fristgerecht liefern könne. Der am 13. Februar öffentlich gemachte Hackerangriff auf das Unternehmen hatte den Betrieb weitestgehend lahm gelegt.

RENK hingegen ist ein regelrechter Börsenneuling. Die Aktie ist erst seit Anfang Februar börsennotiert. Doch das Papier hat seitdem schon deutlich zugelegt. Die erhöhten Rüstungsanstrengungen diverser Länder haben den Weg dafür geebnet.

Varta in der Krise: Ein Blick auf die aktuellen Probleme

Der renommierte Batteriehersteller Varta kämpft derzeit mit etlichen Herausforderungen. Ein dramatischer Rückgang der Nachfrage, aggressive Konkurrenzangebote aus Asien und ein verheerender Hackerangriff haben das Unternehmen in eine schwierige Lage gebracht. Angesichts dieser Entwicklungen sah sich Varta im April erneut gezwungen, bei seinen Investoren um Unterstützung zu bitten. Das Unternehmen musste eingestehen, dass das bisherige, im Sommer 2023 beschlossene Sanierungskonzept nicht mehr ausreichend ist, um bis zum Ende des Jahres 2026 wie geplant zu einem profitablen Wachstum zurückzukehren.

Aktie stürzt ab

Diese Nachrichten hatten unmittelbare Auswirkungen auf den Aktienkurs von Varta. Nach Bekanntwerden der Probleme stürzte der Kurs der Varta-Aktie ab. Innerhalb kurzer Zeit verlor das Papier immens an Wert und erreichte mit 7,44 Euro den tiefsten Stand seit dem Börsengang im Jahr 2017. Während die Aktie im Jahr 2021 deutlich über 100 Euro, teilweise sogar über 150 Euro notierte, erlebt sie seitdem eine nicht enden wollende Talfahrt.

Vartas Krise erstreckt sich auf mehrere Ebenen. Die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, insbesondere für Kopfhörer, schwankt stark, während die Nachfrage nach Energiespeichern für Solaranlagen unerwartet stark gesunken ist. Die Konkurrenz ist in der Lage, Energiespeicher zu Billigpreisen anzubieten, und andauernde Probleme in den Lieferketten verschärfen die Probleme zusätzlich.

Hackerangriff legt den Betrieb lahm

Als ob das nicht genug wäre, hat ein Hackerangriff im Februar die Computersysteme des Batterieherstellers lahmgelegt und dessen Produktion für Wochen gestoppt. Die wirtschaftlichen Auswirkungen dieses Cyberangriffs sind noch nicht vollständig absehbar. auf jeden Fall haben sie dazu geführt, dass das Unternehmen die Vorlage seines Konzernabschlusses für das vergangene Jahr verschieben musste. Und genau deshalb wurde Varta nun aus dem Kleinwerte-Index SDAX ausgeschlossen.

RENK Group: innovativ und erfolgreich

Die RENK Group AG hat sich als ein bedeutender Akteur auf dem globalen Markt für einsatzkritische Antriebslösungen und Getriebesysteme etabliert. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Augsburg ist weltweit bekannt als führender Hersteller von Antriebstechnik und Getriebesystemen, sowohl für zivile als auch militärische Zwecke. Das Produktportfolio umfasst Fahrzeugantriebe, hybride Antriebe, Getriebe, Federungssysteme, Gleitlager, Kupplungen, Powerpacks und Prüfsysteme. Die Spezialisierung auf Spezialgetriebe für Panzer, Fregatten, Eisbrecher und industrielle Anwendungen machte die RENK Group zu einem führenden Lieferanten von Fahrwerken und Dämpfungssystemen für militärische Rad- und Kettenfahrzeuge. Neben Militär, Marine und ziviler Seefahrt zählen Zement- und Kunststoffproduktion, Öl und Gas sowie Wasserstoff- und industrielle Wärmepumpenanwendungen zur Kundschaft des Augsburger Unternehmens.

Die RENK Group erzielte im Geschäftsjahr 2022 einen weltweiten Umsatz von 849 Millionen Euro, wobei etwa 70 Prozent auf das Rüstungsgeschäft entfielen. Der Russland-Ukraine-Krieg und die gesteigerte Nachfrage nach Verteidigungsgütern tragen seitdem zu einem Anstieg der Aufträge bei.

Technologischer Fortschritt seit 1873

Die Geschichte der RENK Group reicht zurück bis ins Jahr 1873, als Johann Julius Renk das Unternehmen gründete. Innovationsbereitschaft und technologische Fortschritte prägten die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, das sich stetig weiterentwickelte und expandierte.  Zu den Meilensteinen des Unternehmens zählen die Produktion von Präzisions-Automobilgetrieben, Schiffs-Wendegetrieben und dem weltweit schnellsten Getriebe in den 1930er Jahren. Das Automatisierungssystem RDDS (RENK Dynamic Data System) zur Steuerung eines Gelenkwellenprüfstandes findet bis heute in der Formel-1-Motorsportentwicklung Einsatz.

Globale Präsenz wächst kontinuierlich

Ab den 1970er Jahren begann die RENK Group ihre globale Präsenz mittels strategischer Partnerschaften, Akquisitionen und Expansionen weiter auszubauen. Aktuell verfügt sie über Produktionsstandorte und Niederlassungen in Deutschland, der Schweiz, Brasilien, Indien, Korea, den Niederlanden, Frankreich, der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten, China, im Vereinigten Königreich und in den Vereinigten Staaten.

2020 übernahm Triton das seit 1923 an der Börse notierte Unternehmen, das daraufhin von der Börse genommen wurde. Erst Anfang 2024 erfolgte der erneute Börsengang. Durch die Übernahme der Horstman Group (Federungssysteme für militärische Fahrzeuge) und die Beteiligung an Modest Tree (Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen und -Software) und anderen Unternehmen konnte RENK seine Position vor allem auf dem US-amerikanischen Markt für militärische Fahrzeuge weiter stärken.

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