Zweite Hälfte des Wahljahres: Optimistische Prognosen für Aktien & US-Wirtschaft

Die erste Hälfte von 2024 verlief äußerst robust. Die Märkte zeigten sich trotz einiger Belastungsfaktoren und Risiken erstaunlich widerstandsfähig. Doch wie geht es für die zweite Hälfte des Wahljahres weiter? Das prognostizieren Experten in Sachen Aktien und US-Wirtschaft.

Starke erste Jahreshälfte

Ein starkes erstes Halbjahr liegt hinter den Märkten. Die großen US-amerikanischen Indizes wie der S&P 500 oder der NASDAQ-Composite legten in der ersten Hälfte des Jahres gut zu. Vor allem Technologieaktien sorgten für kräftige Zuwächse und trieben die Indizes immer wieder auf neue Höchststände. Während der S&P 500 in den ersten sechs Monaten des Jahres um rund 14,5 Prozent zulegte, verzeichnete der NASDAQ Composite ein Plus von über 18 Prozent. Beim Dow Jones Industrial ging es gemäßigter zu, er bewegte sich rund 3,8 Prozent nach oben. Ein Blick in die historischen Bloomberg-Daten zeigt, dass in Jahren, in denen der S&P 500 in der ersten Jahreshälfte mehr als zehn Prozent zulegen konnte, der Index in der zweiten Jahreshälfte in 82,6 Prozent der Fälle noch höher war. 

Nicht nur die amerikanischen Märkte erwiesen sich bislang als ziemlich widerstandsfähig: Der deutsche Leitindex DAX stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres um fast neun Prozent. Der europäische Index EURO STOXX 50 legte rund 8,2 Prozent zu. 

Das erste Halbjahr 2024 an den Aktienmärkten war von einer Mischung aus starken Technologiegewinnen, aber auch Inflationssorgen, Zinserhöhungen, geopolitischen Spannungen und Bankenkrisen geprägt. Diese Faktoren führten einerseits zu einer beträchtlichen Volatilität, andererseits aber auch zu Chancen für Anleger. Nun möchte jeder Investor gerne wissen, wie es in der zweiten Jahreshälfte weitergehen wird.

Noch mehr Kursgewinne bei den Aktien?

Ein großer Teil der Analysten geht davon aus, dass Aktien auch im Rest des Jahres durchaus weitere Kursgewinne verbuchen können. Sie beschreiben ein sehr attraktives Umfeld für Anleger, die auf Aktien setzen, und zeichnen folgendes Szenario: Die moderate Gewinnbeschleunigung setzt sich fort, Konjunktur und Inflation dürften sich so weit beruhigen, dass die Fed die Leitzinsen senken kann. In Jahren mit Präsidentschaftswahlen neigt der Markt ohnehin zu einer Jahresendrally. Vor allem amerikanische Experten denken, dass das Umfeld für US-Aktien auch im zweiten Halbjahr 2024 günstig bleibt, und deshalb empfehlen sie Anlegern, voll in diese Anlageklasse zu investieren.

Risiken nicht ausgeschlossen

Dem stehen jedoch gewisse Risiken gegenüber. Dazu zählen beispielsweise übertriebene Bewertungen oder die Möglichkeit, dass die Rallye nur wenige Aktien umfassen könnte. In diesem Zusammenhang könnte es deshalb auch zu größeren Kursverlusten am Markt kommen. Seriöse Experten raten generell zur Diversifikation, in diesem konkreten Fall sind es besonders viele Stimmen, die darauf pochen. Es ist keine gute Idee, ausschließlich auf die Giganten zu setzen. Stattdessen sollten sich Anleger auch für andere, kleinere Unternehmen interessieren. Besonders für langfristig orientierte Anleger ist diese Strategie absolut richtig. Damit lassen sich Risiken reduzieren und gleichzeitig Gewinne einstreichen. 

Zwar möchte niemand ausschließen, dass die Überbewertung der immer größer werdende Menge an jetzt schon überbewerteten KI-Aktien sich kurzfristig weiter fortsetzen könnte. Doch Analysten empfehlen vor allem langfristig orientierten Anlegern, ihre Positionen in überbewerteten Wachstums- und Kernaktien zurückzufahren. Die Erlöse sollten ihrer Einschätzung nach jetzt besser in Value-Aktien investiert werden, die mit einer attraktiven Sicherheitsmarge angeboten werden. 

Das Thema Künstliche Intelligenz, das auch den Hype um einige US-Unternehmen weiterhin befeuern dürfte, sollte dennoch im Fokus bleiben. Anlegerinnen und Anleger sind gut beraten, die KI-Revolution mit einer geduldigen und langfristigen Denkweise anzugehen. Das Engagement in potenziellen Nutznießern sollte unbedingt über verschiedene Sektoren und Regionen gestreut werden, sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor. Das Potenzial dieser Anlagemöglichkeit kann allerdings kaum überschätzt werden, betonen Experten.

Wirtschaftswachstum weiterhin rückläufig

Unterdessen erwarten Ökonomen, dass sich das Wirtschaftswachstum wie schon in der ersten Jahreshälfte weiter abschwächt. In eine Rezession wird es aber aller Voraussicht nach nicht münden. Man geht dennoch davon aus, dass die sequenziellen Wachstumsraten im Laufe des Jahres 2024 stark zurückgehen und bis Anfang 2025 niedrig bleiben werden. 

Es sieht so aus, als würde sich die Wirtschaft nach den hohen Pandemiewerten endlich wieder normalisieren. Gesunde, nicht rezessive Makrotrends sind erkennbar. Dafür spricht auch, dass die wichtigsten Makro- und Marktvariablen, nämlich Wachstum, Arbeitslosenquoten, Haushaltseinkommen, Gewinnmargen der Unternehmen, Renditen von Staatsanleihen, so robust sind, wie schon seit Jahrzehnten nicht mehr. 

Um ein eventuelles Inflationsrisiko zu mindern, können Anleger auf Aktien und Sachwerte setzen. Wenn das Wirtschaftswachstum ins Stocken gerät, sind Anleihen eine gute Wahl, um Portfolios zu stärken. 

Die meisten Experten rechnen in diesem Jahr übrigens noch mit ein bis zwei Leitzinssenkungen durch die US-Notenbank. Die einen erwarten sie ab September, die anderen erst ab Dezember.

Grundstimmung mehrheitlich optimistisch

Die Mehrheit der Experten blickt zuversichtlich in die zweite Jahreshälfte. Sie räumen allerdings ein, dass es trotz des konstruktiven Markt- und Konjunkturausblicks gewisse Unsicherheitsfaktoren gibt. Die wichtigsten beiden sind die US-Wahlen und die geopolitischen Risiken. So manch einer betrachtet das derzeit etwas unruhige Umfeld als eine Brücke in eine optimistischere Zukunft.

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