EZB Zinssenkung: Inflation fällt, Druck auf Leitzins wächst

Die Inflationsentwicklung in der Eurozone ebnet den Weg für eine weitere EZB Zinssenkung. Im März lag die jährliche Teuerungsrate bei 2,2 Prozent, wie aus den aktuellen Zahlen von Eurostat hervorgeht. Das ist der zweite Rückgang in Folge und ein deutliches Signal, dass sich die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank anpassen könnte.

Dienstleistungen bleiben Inflationstreiber

Während Energiepreise im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent fielen, zeigten sich Dienstleistungen weiterhin als Preistreiber. Mit einem Anstieg von 3,4 Prozent blieben sie auch im März die größte Belastung für die Verbraucher. Auch Lebensmittel, Alkohol und Tabak verteuerten sich mit 2,9 Prozent spürbar. Dennoch: Die rückläufige Kerninflation – sie sank auf 2,4 Prozent – dürfte für die EZB ein positives Signal sein. Diese Entwicklung stärkt die Argumente für eine kommende EZB Zinssenkung.

Uneinheitliches Inflationsbild in der Eurozone

Ein genauer Blick auf die Mitgliedsländer der Eurozone zeigt ein gemischtes Bild: Während Estland, Kroatien und die Slowakei mit jeweils 4,3 Prozent die höchsten Raten verzeichneten, blieb der Anstieg in Frankreich mit nur 0,9 Prozent besonders niedrig. Auch Luxemburg meldete mit 1,5 Prozent eine gemäßigte Preisentwicklung. Deutschland lag mit einer geschätzten Inflationsrate von 2,3 Prozent leicht über dem Durchschnitt, wobei das Statistische Bundesamt sogar nur 2,2 Prozent berechnete.

EZB Zinssenkung im April wahrscheinlich

Die nächste Sitzung der EZB findet am 17. April statt – und die Zeichen stehen klar auf Lockerung. Der Einlagenzinssatz liegt aktuell bei 2,5 Prozent. Analysten gehen davon aus, dass eine EZB Zinssenkung auf 2,25 Prozent erfolgen könnte, mit einer weiteren Reduzierung im Juni. Insgesamt hat die Zentralbank seit Sommer 2024 bereits sechs Zinsschritte nach unten vorgenommen.

Trumps Wirtschaftspolitik verstärkt Zinssenkungsdruck

Ein zusätzlicher Faktor, der den geldpolitischen Kurs beeinflusst, ist die Außenpolitik der USA. Der wirtschaftspolitische Kurs des Präsidenten Trump, insbesondere im Hinblick auf Zölle und Handelskonflikte, sorgt für Unsicherheit im Euroraum. Eine schwächere Exportdynamik könnte die Wachstumsraten drücken – ein weiterer Grund, warum die EZB Zinssenkung wahrscheinlicher wird.

Wirtschaftspolitische „Tauben“ gewinnen an Einfluss

In der EZB gewinnen aktuell die sogenannten „Tauben“ an Einfluss – also jene Ratsmitglieder, die sich für eine wachstumsfreundliche Geldpolitik einsetzen. Die sinkende Inflation bietet ihnen Rückenwind, um den restriktiven Kurs der vergangenen Jahre aufzulockern. Eine EZB Zinssenkung passt daher nicht nur zur aktuellen Inflationslage, sondern auch zur strategischen Neuausrichtung innerhalb des Zentralbankrats.

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