EU-Geldstrafe für Autobauer wegen Kartell im Recycling von Altfahrzeugen

Ein Jahrzehnte währendes Kartell beim Recycling von Altfahrzeugen kommt 15 großen Autoherstellern nun teuer zu stehen. Die EU-Kommission verhängte Bußgelder in Höhe von insgesamt 458 Millionen Euro – ein Signal gegen intransparente Praktiken in der Entsorgungsbranche.
Verdeckte Absprachen über das Recycling von Altfahrzeugen
Zwischen 2002 und 2017 sollen sich Hersteller wie VW, BMW, Renault, Ford und weitere europäische und asiatische Autobauer über das Recycling von Altfahrzeugen systematisch abgestimmt haben. Laut der EU-Kommission ging es dabei nicht nur um operative Fragen zur Entsorgung, sondern auch um gezielte Preisabsprachen und die gemeinsame Verweigerung von Zahlungen an Demontagebetriebe. Der Recyclingprozess wurde dadurch künstlich verlangsamt und Markttransparenz verhindert.
Ein umstrittenes Geschäftsmodell
Die Hersteller argumentierten intern, dass das Recycling von Altfahrzeugen selbst gewinnbringend sei und daher keine zusätzlichen Entgelte gezahlt werden müssten. Damit setzte sich eine wirtschaftlich motivierte Sichtweise durch, die dem Umwelt- und Verbraucherschutz zuwiderläuft. Der Verband ACEA spielte laut EU eine zentrale Rolle in der Organisation des Kartells. Auch freiwillige Angaben zur Recyclingfähigkeit der Fahrzeuge wurden gezielt unterdrückt – mit direkten Folgen für die Kaufentscheidung der Konsumenten.
Verbraucherschutz blieb auf der Strecke
Ein zentrales Element des Skandals: Die Konsumenten erhielten jahrelang keine Informationen darüber, welche Fahrzeugteile recycelbar sind oder wie hoch der Anteil wiederverwerteter Materialien im Auto ist. Dies verstieß gegen das Ziel der EU, durch transparente Angaben das Recycling von Altfahrzeugen zu fördern. Laut EU-Recht dürfen Halter ihre ausgedienten Fahrzeuge kostenlos bei zertifizierten Rücknahmestellen abgeben. Diese gesetzliche Vorgabe wurde durch die Absprachen faktisch unterlaufen.
Umweltpolitische Auswirkungen des Kartells
Das Recycling von Altfahrzeugen ist ein wichtiger Hebel in der europäischen Kreislaufwirtschaft. Experten sehen das Verhalten der Autobauer deshalb kritisch: „Wenn marktbeherrschende Unternehmen Recyclingprozesse verzögern oder intransparent gestalten, leidet das gesamte System der Ressourcenrückführung“, erklärt ein Vertreter des Umweltbundesamtes. Die nun verhängten Strafen sollen nicht nur eine abschreckende Wirkung haben, sondern auch das Vertrauen in nachhaltige Mobilität stärken.
Recycling von Altfahrzeugen wird politisch relevanter
Mit Blick auf den Green Deal der EU und die wachsende Bedeutung von Sekundärrohstoffen gewinnt das Recycling von Altfahrzeugen zunehmend an politischer Relevanz. Die Debatte zeigt, wie groß der Nachholbedarf bei der Verbindlichkeit von Nachhaltigkeitsangaben in der Automobilbranche ist. Verbraucher fordern zunehmend Transparenz – nicht nur bei CO₂-Werten, sondern auch bei Materialherkunft und Wiederverwertbarkeit.
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