War das Börsenbeben das Ende der Aktien-Rallye?
Nach einer wochenlangen fulminanten Kursrallye an den Aktienmärkten kehrte im August Ernüchterung ein. Die internationalen Aktienindizes mussten angesichts wachsender Rezessionsängste herbe Verluste hinnehmen. DAX, Dow Jones, NASDAQ 100 und Nikkei schwächeln seitdem. Es scheint als wäre dies das zumindest vorläufige Ende der Aktien-Rallye. Dennoch bietet der Markt auch renditeorientierten Anlegern weiterhin Chancen.
Börsencrash stoppt Aktienrallye
Der weltweite Börsencrash vom 5. August führte auch den zuversichtlichsten Börsenbullen klar vor Augen, dass die Aktienmarktrally 2024 zumindest unterbrochen ist. Möglicherweise ist sie auch komplett beendet.
Das hohe Niveau der Bewertung vieler Aktien erscheint vor dem Hintergrund einer sich abschwächenden Weltkonjunktur einfach nicht mehr gerechtfertigt. Sogar die bislang so stabile US-Wirtschaft zeigt inzwischen deutliche Schwächetendenzen. Der US-Arbeitsmarktbericht vom 2. August, der in den Augen vieler Analysten erschreckend schwach ausfiel, nährte die Rezessionsängste der Börsianer. Im Juli wurden statt 185.000 nur 114.000 neue Stellen geschaffen. Gleichzeitig stieg die Arbeitslosenquote wider Erwarten von 4,1 Prozent auf 4,3 Prozent. So hoch war sie schon seit einigen Jahren nicht mehr gewesen.
Doch trotz der deutlichen Kursverluste auf dem Aktienmarkt, der eingetrübten Stimmung und einer eher durchwachsenen Berichtssaison sehen viele Experten weiterhin einige gute Renditechancen auf dem Kapitalmarkt.
Rentenmarkt mit guten Aussichten?
Vor allem am Anleihemarkt herrscht derzeit ein vielversprechendes Chancen-Risiko-Verhältnis. Allgemein wird erwartet, dass die US-Notenbank im September mit Zinssenkungen beginnen wird. Die Zentralbanken anderer Industrieländer gehen bereits in diese Richtung. Die Weichen für einen potenziell günstigen Markt für festverzinsliche Anlagen sind also gestellt.
Die Unternehmensbilanzen sind trotz höherer Kapitalkosten nach wie vor solide, die Märkte bieten gute Möglichkeiten der Refinanzierung. Die Weltwirtschaft scheint auf dem Weg zu einer sanften Landung zu sein. Ein derartiges Szenario galt vor zwei oder drei Jahren noch als unrealistisch.
Diese Stabilität verleiht Anleihen eine gewisse Attraktivität, vor allem für Anleger, die sich eine geringe Volatilität wünschen. Die Renditen waren seit mehr als zehn Jahren nicht mehr so hoch und fungieren nun als sicherer Hafen und als Versicherung gegen etwaige Marktschwankungen.
Anlässlich der zu erwartenden Zinssenkungen empfehlen Experten, auch bei den Anleihen umzuschichten. Beim Wunsch nach höheren Renditen sollte die Grundtendenz weg von den niedriger verzinsten Staatsanleihen und hin zu risikoreicheren, aber auch renditestärkeren Unternehmensanleihen mit BB- und B-Ratings gehen. Der Kauf von Junk Bonds, sogenannter Ramschanleihen, mit einem Rating von CCC oder schlechter ist allerdings nicht angeraten. Bei diesen ist das Ausfallrisiko schlichtweg zu hoch.
Starke Performance an den Märkten – Aufschwung sehr konzentriert
Mit Blick auf die Aktienmärkte erwartet so mancher Experte einen fundamentalen Wandel. Trotz des jüngsten Rückschlags haben diese im bisherigen Jahresverlauf eine bemerkenswerte Stärke gezeigt. Der marktbreite US-amerikanische Index S&P 500 liegt mit seinem aktuellen Stand von 5.344,39 Punkten im Vergleich zum Jahresbeginn um 12,05 Prozent im Plus (Schlusskurs vom 12. August 2024). Der robuste Trend seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie im März 2020 setzt sich also fort. Seit dem damaligen Einbruch erzielten die Aktienmärkte ungeachtet der scharfen Korrektur im Jahr 2022 eine beeindruckende jährliche Rendite von 11,5 Prozent, inklusive Berücksichtigung der Dividenden.
Die Marktperformance war jedoch sehr konzentriert. Tatsächlich performen nur die Sektoren IT und Kommunikationsdienstleistungen überdurchschnittlich gut. Zudem lässt sich eine erhebliche Divergenz beobachten. Im Jahr 2024 werden wohl allein die zehn wichtigsten Aktien 60 Prozent der Rendite des S&P 500 ausmachen. Das ist in erster Linie auf Innovationen im Bereich der künstlichen Intelligenz zurückzuführen. Traditionelle Diversifikationsstrategien stoßen angesichts dieser Konzentration an ihre Grenzen. Experten vertreten jedoch die Ansicht, dass historische Daten darauf hinweisen, dass sich dieser Trend zeitnah umkehren dürfte.
Anlagetrends der Zukunft
Investoren sollten sich von nun an darauf einstellen, dass sich das Gewinnwachstum verlangsamen und die Aktienmärkte möglicherweise abflachen werden. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 könnte ein Großteil der diesjährigen Marktrendite bereits erzielt worden sein. In der zweiten Jahreshälfte ist zu erwarten, dass die Märkte einen leichten Abwärtstrend aufweisen oder zumindest seitwärts tendieren könnten. Das Umfeld schwächt sich ab und macht eine sinnvolle Diversifizierung immer wichtiger. Der Schwerpunkt sollte dabei nach Einschätzung der Experten auf Unternehmen liegen, die ein widerstandsfähiges Wachstum erzielen können. Geografisch betrachtet dürften die USA und Indien attraktive Märkte sein. Sie verfügen über fortschrittliche Technologiesektoren und eine starke Unternehmensführung. Auch Japan kann einige fair bewertete, attraktive Unternehmen vorweisen. Investitionen in Europa sind in ihren Augen eher nicht angeraten.
Sektoren, die von langfristigen strukturellen Trends wie Digitalisierung, Reshoring und Klimawandel getrieben werden, stellen wichtige Investitionsmöglichkeiten dar. Zudem ist damit zu rechnen, dass Innovationen in der Genomik und Robotik das Gesundheitswesen revolutionieren werden. Das spricht insbesondere für die beiden Pharmatitel Novo Nordisk und Eli Lilly. Trotz der bereits starken Kursentwicklung gibt es für diese beiden sehr bullische Stimmen.
Medikamente gegen Übergewicht und Fettleibigkeit stecken weltweit noch in den Kinderschuhen. Sie verfügen über das gigantische Potenzial, von rund sechs Milliarden Dollar im Jahr 2023 auf 100 Milliarden Dollar im Jahr 2030 zu wachsen. Die Aktien der beiden Marktführer Novo Nordisk und Eli Lilly dürften deshalb weiter vom Run auf die Abnehmspritzen profitieren. Aktuell führen Marktexperten heiße Diskussionen darüber, welches der beiden Abnehmmedikamente im globalen Wettbewerb wohl die besseren Karten haben wird: Novo Nordisks „Ozempic“ oder Eli Lillys Konkurrenzprodukt „Mounjaro“.
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