VIX-Index lässt wachsende Zuversicht der Anleger nach Börsenbeben erkennen
Mehr als zwei Wochen sind seit dem globalen Börsencrash mittlerweile vergangen. Die Panik unter den Anlegern hat sich wieder gelegt. Das beweist auch ein Blick auf den Cboe Volatility Index (VIX). Der Blick in die Vergangenheit lässt aber vermuten, dass die Unsicherheit noch einige Zeit erhöht bleiben dürfte.
Multiple Ursachen führten zum Börsenbeben
Am 5. August dieses Jahres gab es ein regelrechtes Börsenbeben an den internationalen Märkten. Mehrere Faktoren kamen zusammen und führten weltweit zu einem kräftigen Ausverkauf. Ein ausschlaggebender Punkt waren die Rezessionsängste in den USA, die vor dem Hintergrund eines erschreckend schwachen US-Arbeitsmarktberichts sprunghaft zunahmen. Vielfach enttäuschende Quartalszahlen der laufenden Berichtssaison, eine schwächelnde chinesische Wirtschaft sowie eine zunehmende Eskalationsgefahr im Nahen Osten verstärkten diese bearishe Stimmung. Darüber hinaus hatte die Bank of Japan in der Woche davor die Zinsen angehoben und weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Damit trug sie zu einer Aufwertung des japanischen Yen bei, was sich weltweit in sprunghaft anwachsenden Carry-Trade-Glattstellungen bemerkbar machte.
VIX sprang rasant nach oben
Die Panik unter den Anlegern spiegelte sich auch im rasanten Anstieg des international anerkannten Indikators für Investorenängste, dem Cboe Volatility Index – kurz VIX, wider. Der erreichte am 5. August mit 65 den höchsten Wert seit Oktober 2020. Nur während der Finanzkrise 2008 und der Corona-Krise 2020 waren noch höhere Werte zu beobachten. Der VIX-Index, auch „Angstindex“ genannt, spiegelt das Ausmaß wider, in dem Investoren Schutz vor Volatilität suchen. Steigt der Indikator, deutet dies auf eine erhöhte Risikobereitschaft hin. Am Tag des Börsenbebens verzeichnete der VIX den höchsten Anstieg innerhalb eines Tages seit Beginn der Aufzeichnungen.
Erkennbare Erholung
Mittlerweile hat sich der Index jedoch wieder spürbar beruhigt. Laut Reuters weisen Investoren darauf hin, dass der schnelle Rückgang der Marktängste darauf hindeute, dass der Ausverkauf größtenteils durch die Auflösung von fremdfinanzierten Positionen wie Yen-Carry-Trades verursacht wurde und nicht etwa durch tiefgreifende Sorgen, beispielsweise über das globale Wachstum.
Die Nachrichtenagentur betont jedoch, dass der Blick in die Vergangenheit zeige, dass die Märkte nach einem heftigen VIX-Ausbruch noch eine ganze Weile volatil bleiben. Eine Reuters-Analyse ergab, dass der Volatilitätsindex nach einem ähnlichen Ausbruch auf über 35 Punkte wie am 5. August im Schnitt 170 Sitzungen benötigt, um zu seinem langjährigen Durchschnitt von 17,6 zurückzukehren.
So mancher Marktexperte sieht das ähnlich: Sobald sich der VIX in einem Bereich einpendelt, werden die Leute wieder etwas passiver. Aber die Unruhe ist dennoch sechs bis neun Monate lang zu spüren. Experten für globale Märkte sehen im heftigen Anstieg des VIX und im darauffolgenden Rebound eine positionierungsbedingte Bereinigung von Risiken. Sie sehen im Ausverkauf am 5. August ein isoliertes Ereignis am Aktien- und FX-Markt. Bei andere Anlageklassen war kein vergleichbarer Volatilitätsschub festzustellen.
Um herauszufinden, ob an den Märkten tatsächlich wieder Ruhe einkehrt, kann man auf den langfristigen Durchschnitt des VIX blicken. Erst wenn der Indikator unter diesen Wert fällt und mehrere Tage lang dort verweilt, lassen sich Rückschlüsse auf die Tiefststände der Märkte oder einzelner Aktien ziehen. Bis dahin sollte man besser abwarten und die Unsicherheit an den Märkten berücksichtigen
Volatilität dürfte weiter anhalten
Andere Experten kamen nach der Analyse des sprunghaften Anstiegs des VIX Anfang August zu dem Schluss, dass dieser Sprung möglicherweise nicht auf eine steigende Nachfrage nach Absicherungsgeschäften zurückzuführen ist. Sie halten es für möglich, dass er auf einige wenige Transaktionen mit illiquiden S&P 500-Optionen zurückzuführen ist, da diese einen großen Impact auf die Geld-Brief-Spannen in der gesamten Optionskette haben. Der Hintergrund dieser Annahmen ist wie folgt: Der VIX wird durch eine mathematische Formel berechnet, die auf der Geld-Brief-Spanne jener S&P 500-Optionen basiert, die in 23 bis 37 Tagen auslaufen.
So mancher Analyst, der diese These vertritt, bezieht sich auf die Entwicklung des VIX-Futures am Tag des Ausverkaufs. Der VIX-Future für den ersten Monat war an diesem Tag nicht annähernd so stark gestiegen wie der VIX selbst. Diese Diskrepanz könnte auf Liquiditätsprobleme am Optionsmarkt zurückzuführen sein, die dann wiederum zu einer Verzerrung des Angstindex führten. Dem Sprung des VIX auf einen Wert von 65 messen diese Stimmen daher keine große Bedeutung bei.
Dennoch raten sie ebenfalls zu erhöhter Vorsicht. Die Tatsache, dass die Aktienmärkte ihre Verluste kurz darauf wieder wettmachen konnten, könnte ein Indiz dafür sein, dass die Volatilität auch in den kommenden Wochen hoch bleibt. In diesem Zusammenhang sollten Anleger bedenken, dass die historisch ohnehin eher volatilen Monate September und Oktober in diesem Jahr eine besondere Herausforderung darstellen könnten.
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