OECD-Studie über finanzielle Resilienz der Deutschen

Eine von der BaFin koordinierte OECD-Studie ging der Frage nach, wie es im Jahr 2022 um die finanzielle Resilienz der deutschen Bundesbürger bestellt war. Im Vergleich zu 2019 zeigten sich bemerkenswerte Entwicklungen.

25 Prozent der Befragten nicht genügend Rücklagen

Die Befragung im Jahr 2022 ergab, dass 57 Prozent der Befragten ihre Lebenshaltungskosten für mindestens sechs Monate bestreiten, selbst wenn ihr Haupteinkommen wegfiele. Im Jahr 2019 waren es noch 29 Prozent gewesen. In diesem Punkt gab es also eine deutliche Steigerung zum Positiven. Weitere 18 Prozent der Befragten gaben an, sie wären in der Lage, ihre Lebenshaltungskosten auch ohne Einkünfte für drei bis sechs Monate zu decken. Ein Viertel der Befragten wäre jedoch nicht in der Lage, drei Monate lang ohne Primäreinkommen auszukommen. Laut Umfrage könnten 15 Prozent der Befragten ein bis unter drei Monate über die Runden kommen, eine ebenfalls beruhigende Entwicklung. 2019 lag der Wert noch bei 25 Prozent. Weitere 10 Prozent könnten allerdings nicht einmal einen Monat überstehen. 

Käme es zu einer unvorhergesehenen Ausgabe in Höhe des eigenen Monatseinkommens, wären immerhin 85 Prozent der Befragten in der Lage, diese ohne Kreditaufnahme oder fremde Hilfe zu bestreiten. 15 Prozent der Befragten könnten diese Herausforderung nicht alleine bewältigen und müssten auf fremde Hilfe zurückgreifen.

Zwei Drittel fühlen sich finanziell gut aufgestellt

Rund zwei Drittel der Befragten fühlten sich 2022 finanziell gut aufgestellt. Das ist eine Verbesserung im Vergleich zu 2019, damals gaben nur 42 Prozent an, mit ihrer finanziellen Situation zufrieden zu sein. Dennoch bleiben Herausforderungen bestehen: 35 Prozent der Befragten erklärten, dass sie ihre Ausgaben nur sehr knapp decken können. Und 14 Prozent gaben an, dass ihr Einkommen in den letzten zwölf Monaten nicht immer ausgereicht hat, um ihre Lebenshaltungskosten zu decken. 

Die Umfrage macht auch darauf aufmerksam, dass sich, im Vergleich zu 2019, im Jahr 2022 mehr Bundesbürger für ihre Finanzen interessieren. Das Kleingedruckte in Finanzdokumenten vernachlässigten aber immer noch sehr viele der Befragten.

Spar- und Girokonto sind liebste Anlageform der Deutschen

Geld auf Spar- und Girokonten zu parken, war auch 2022 die beliebteste Form der Geldanlage der Deutschen. Die überwältigende Mehrheit, 73 Prozent der Befragten, gab an, auf diese Weise zu sparen. Die Studie deckte noch einen weiteren Trend auf: Bargeld wird wieder vermehrt zu Hause aufbewahrt. 27 Prozent der Befragten taten es 2022, das sind mehr als doppelt so viele wie 2019. 

Das Interesse am Kapitalmarkt wuchs ebenfalls – der Anteil der Anleger, die zumindest einen Teil ihres Vermögens in Aktien investierten, betrug 44 Prozent. 2019 waren noch 18 Prozent gewesen. Auch Kryptowährungen sind beliebter geworden: Bereits fünf Prozent der Befragten gaben sich als Krypto-Investoren zu erkennen. 

Rückläufige Tendenzen waren bei den Investments in Gold, Immobilien und Anleihen zu erkennen.

Erwartungen an staatliche Rente gesunken

Ein weiteres interessantes Detail, das die Umfrage zutage brachte: Immer weniger Deutsche glauben an ihre staatliche Rente. Im Jahr 2019 erwarteten noch 90 Prozent der Befragten, die sich zum Zeit der Umfrage noch nicht im Ruhestand befanden, eine Staatliche Rente oder Pension zu bekommen. 2022 waren es nur noch 84 Prozent. Das Interesse an privaten Rentenversicherungen wie der Riester-Rente oder Kapitallebensversicherungen sank ebenfalls deutlich: 71 Prozent waren es im Jahr 2019, 2022 nur noch 62 Prozent. Im Gegenzug erfreute sich die betriebliche Altersvorsorge größerer Beliebtheit. Im Jahr 2022 nutzten 54 Prozent der Befragten diese Möglichkeit. 

Investitionen in Kapitalmärkte wie Aktien, Anleihen und Investmentfonds zwecks Altersvorsorge blieben stabil. Nach wie vor waren es 35 Prozent der Nicht-Pensionierten, die solche Investitionen tätigten, dieser Wert hatte sich im Vergleich zu 2019 nicht verändert.

Selbstgenutztes Wohneigentum weniger beliebt

Der Kauf einer selbstgenutzten Immobilie als Altersvorsorge war auch nicht mehr so attraktiv wie 3 Jahre zuvor. Während 2019 noch 73 Prozent der Befragten diese Möglichkeit nutzten, warnen es 2022 nur 52 Prozent im Jahr 2022. Einkünfte aus Geld- und Sachvermögen bezogen im Jahr 2022 nur 32 Prozent der Nicht-Ruheständler. Das stellte einen Rückgang  um 16 Prozent dar. 2019 lag dieser Wert noch bei 48 Prozent. 

Um die Rente aufzubessern, wollte ein Drittel der Befragten im Jahr 2022 auch im Ruhestand arbeiten. Weitere 17 Prozent waren mit ihrer Altersvorsorge unzufrieden oder hatten noch keine Pläne für die Zeit nach ihrer Erwerbstätigkeit. Auch das ist ein Rückgang gegenüber 2019. Damals lag dieser Wert noch bei 36 Prozent.

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