Qualität bewahren: Methoden zur Vermeidung der Oxidation bei edlen Whiskys

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Wer nicht nur geschlossene Flaschen in seiner Sammlung hat, sondern gerne auch den ein oder anderen Dram genießt, kennt das Phänomen: Je mehr geöffnete Flaschen die Sammlung enthält, desto langsamer leeren sich die einzelnen Flaschen. Manche Whiskys genießt man eben seltener als andere und so kann es durchaus geschehen, dass einige Single Malts mehrere Jahre lang unangetastet im Regal warten.

Das birgt Risiken, denn Luft, Licht und Wärme sind der Qualität eines edlen Whiskys nicht zuträglich. Wahre Whisky-Liebhaber erkennen einen überbelüfteten Single Malt sofort: Er schmeckt oft schmal, dünn und alkoholisch und weist kaum noch Ähnlichkeit mit dem ursprünglich exquisiten Destillat auf. Insbesondere geöffnete Flaschen sind gefährdet: Je mehr Whisky fehlt, desto mehr Luft befindet sich in der Flasche und desto stärker wirkt sich der schädliche Einfluss aus.

So lässt sich Whisky vor der Oxidation schützen

Um den Kontakt mit dem Luftsauerstoff zu minimieren, sollte der kostbare Single Malt stets mit einem fest schließenden Korken verschlossen und aufrecht gelagert werden. Spezielle Hilfsmittel und Kniffe können dazu beitragen, den Oxidationsprozess merklich zu verlangsamen.

Whisky-Pumpe

Eine Whisky-Pumpe, auch bekannt als Vakuumpumpe oder Weinverschluss, ist ein Gerät, das dazu dient, die Luft aus einer bereits geöffneten Flasche zu entfernen. Dadurch verlangsamt sich die Oxidation des Whiskys und seine Haltbarkeit verlängert sich.

Die Funktionsweise einer Whisky-Pumpe ist recht einfach. Man setzt die Pumpe auf den Flaschenhals und pumpt die Luft manuell aus der Flasche. Dadurch entsteht ein Vakuum in der Flasche, das verhindert, dass der Whisky mit Sauerstoff in Kontakt kommt und oxidiert. Die Flasche ist nach dem Pumpvorgang durch den speziellen Stopfen luftdicht verschlossen.

Vorteile der Verwendung einer Whisky-Pumpe sind:

  • Sie verlangsamt die Oxidation des Whiskys, was dazu beitragen kann, den Geschmack und die Qualität des Whiskys länger zu erhalten.
  • Sie ist einfach zu bedienen und relativ preiswert.

Nachteile der Verwendung einer Whisky-Pumpe sind:

  • Sie kann die Luft nicht vollständig aus der Flasche entfernen, daher ist sie nicht in der Lage, die Oxidation gänzlich zu unterbinden.
  • Sie ist bei fast leeren Flaschen weniger effektiv, da selbst nach dem Pumpen immer noch relativ viel Luft in der Flasche verbleibt.
  • Bei manchen Flaschen passt der Stopfen nicht so gut. 
  • Sicherheitshalber sollte die Dichtigkeit regelmäßig überprüft werden.

Parafilm

Parafilm ist eine selbstklebende, wasserabweisende und flexible Folie, die oft im Laborbereich verwendet, aber auch gerne zur Versiegelung von Whiskyflaschen eingesetzt wird. Der Hauptzweck der Verwendung von Parafilm bei Whiskyflaschen ist es, sie luftdicht zu versiegeln und so den Kontakt des Whiskys mit Sauerstoff zu minimieren. Dies kann dabei helfen, den Geschmack und die Qualität des Whiskys über einen längeren Zeitraum zu bewahren. Sammler und Liebhaber schützen hochwertige, wertvolle Flaschen häufig mit dieser Methode.

Vorteile der Verwendung von Parafilm sind:

  • Parafilm bildet eine effektive Barriere gegen Sauerstoff und hilft so, die Oxidation des Whiskys zu verlangsamen.
  • Er ist dehnbar, kaum luftdurchlässig und resistent gegen Alkohol.
  • Er ist flexibel und haftet gut an sich selbst, sodass er leicht um den Flaschenhals und den Korken gewickelt werden kann.
  • Er ist relativ preiswert und leicht erhältlich.

Nachteile der Verwendung von Parafilm sind:

  • Die Anbringung ist etwas aufwändiger und es bedarf einiger Übung, um den Parafilm sauber und ordentlich um den Flaschenhals zu wickeln.
  • Der Parafilm kann die Ästhetik der Flasche beeinträchtigen, was für Sammler ein Problem darstellen könnte.
  • Vor dem Öffnen der Flasche muss der Parafilm erst entfernt werden. Dabei kann er reißen und klebrige Rückstände auf der Flasche hinterlassen.
  • Auch Parafilm kann die Oxidation nicht vollständig verhindern, da er lediglich dafür sorgt, dass der Verschluss dicht bleibt. Die Luft verbleibt in der Flasche.

Schutzgas

Eine Methode zur Verlängerung der Haltbarkeit von Whisky und zum Schutz vor Oxidation ist die Verwendung von Schutzgasen, auch bekannt als Weinkonservierungssprays. Diese Gase, die oft eine Mischung aus Stickstoff, Kohlendioxid und manchmal auch Edelgasen wie Argon sind, sind schwerer als Luft und bilden eine schützende Barriere auf der Oberfläche des Whiskys, die verhindert, dass Sauerstoff mit dem Whisky in Berührung kommt.

Vorteile der Verwendung von Schutzgasen sind:

  • Sie können den Kontakt des Whiskys mit Sauerstoff effektiv verhindern und so die Oxidation deutlich verlangsamen.
  • Sie sind geschmack- und geruchlos und beeinträchtigen den Geschmack des Whiskys nicht.
  • Sie sind unkompliziert zu verwenden – man sprüht das Gas einfach in die geöffnete Flasche, bevor man sie verschließt.

Nachteile der Verwendung von Schutzgasen sind:

  • Sie können teuer sein, insbesondere wenn man viele Flaschen mit geringem Füllstand zu schützen hat.
  • Sie sind nicht immer leicht erhältlich, insbesondere in bestimmten Regionen oder Ländern.
  • Da das Gas mit der Zeit entweichen kann, insbesondere wenn die Flasche nicht richtig verschlossen ist, können auch Schutzgase nur einen begrenzten Schutz bieten.
  • Sie sind bei fast leeren Flaschen nicht ganz so effektiv, da in diesen Fällen selbst nach dem Einsprühen des Gases Luft in der Flasche verbleibt.
  • Es ist nicht erkennbar, ob noch Luft in der Flasche ist oder sie bereits vollständig durch Schutzgas ersetzt wurde.
  • Die Behandlung muss nach jedem Öffnen wiederholt werden.

Umfüllen in kleinere Flaschen

Wenn die Originalflasche zur Hälfte oder mehr geleert ist, kann man den Kontakt des Whiskys mit Sauerstoff reduzieren, indem man ihn in eine kleinere Flasche umfüllt. Je weniger Luft in der Flasche ist, desto geringer ist auch das Risiko der Oxidation.

Vorteile des Umfüllens von Whisky in kleinere Flaschen sind:

  • Es reduziert den Sauerstoffgehalt in der Flasche und verlangsamt so die Oxidation.
  • Es ermöglicht die längere Aufbewahrung geöffneter Flaschen, ohne dass der Geschmack beeinträchtigt wird.
  • Es kann eine kostengünstige Methode sein, insbesondere wenn man bereits kleinere Flaschen zur Hand hat.

Nachteile des Umfüllens von Whisky in kleinere Flaschen sind:

  • Es kann umständlich und zeitaufwendig sein, insbesondere wenn man viele Flaschen hat.
  • Es besteht die Gefahr der Kontamination, wenn die kleineren Flaschen nicht richtig gereinigt und sterilisiert wurden.
  • Beim Umfüllen kann es passieren, dass man kostbaren Whisky verschüttet.
  • Da edle Originalflasche und -verpackung oft einen wesentlichen Teil des Werts eines Whiskys ausmachen, ist diese Variante bei Liebhabern, die ihre Sammlung gerne zur Schau stellen, nicht so beliebt.
  • Wenn die kleinere Flasche nicht dicht schließt, besteht die Gefahr der Oxidation erneut.

Murmeln

Das Auffüllen von Whiskyflaschen mit Murmeln ist eine weitere Methode, um den Luftsauerstoff in der Flasche zu minimieren. Die Murmeln verdrängen die Luft und verringern damit den Raum für Sauerstoff in der Flasche. Die Oxidation des Whiskys verlangsamt sich und er ist länger haltbar.

Vorteile der Verwendung von Murmeln sind:

  • Murmeln sind einfach zu handhaben und leicht zu reinigen. Sie können in nahezu jeder Größe und Menge gekauft werden, sodass sie für Flaschen jeder Größe geeignet sind.
  • Sie sind geschmacksneutral.
  • Sie erhöhen den Füllstand und verdrängen die Luft rein physikalisch aus der Flasche.

Nachteile der Verwendung von Murmeln sind:

  • Wenn die Murmeln nicht ordnungsgemäß gereinigt werden, könnten sie den Whisky verunreinigen. Sie müssen vor dem Gebrauch unbedingt gründlich gereinigt und sterilisiert werden.
  • Bei niedrigem Füllstand benötigt man sehr viele Murmeln.
  • Wenn die Flasche schon sehr leer ist, können die Murmeln den Füllstand nicht mehr ausreichend anheben. Sie verdrängen zwar immer noch Luft, aber in dem Bereich, in dem sie nicht mehr von Whisky bedeckt sind, befindet sich zwischen ihnen Sauerstoff, der zu Oxidation führen kann.
  • Murmeln sind hart und können bei unvorsichtiger Handhabung beim Auffüllen die Flasche oder beim Ausschenken das Glas beschädigen.

Wie lange ist Whisky grundsätzlich haltbar?

Die Reifung von Whisky findet in Fässern statt, wo der Whisky mit dem Holz interagiert. Sobald der Whisky abgefüllt ist, bleibt sein Geschmacksprofil stabil, solange die Flasche verschlossen bleibt und richtig gelagert wird. 

Original verschlossene Flaschen

Dank ihres hohen Alkoholgehalts sind Whiskys in ungeöffneten Flaschen im Grunde genommen unbegrenzt haltbar. Einzige Voraussetzung sind ideale Lagerbedingungen:

  • Die Lagerung bei konstant kühler Temperatur, idealerweise zwischen 15 und 20 Grad Celsius.
  • Die Lagerung außerhalb von direktem Sonnenlicht und in einem dunklen Ort, um zu verhindern, dass UV-Licht den Whisky beeinträchtigt.
  • Die Lagerung in einer stehenden Position, um zu verhindern, dass der Alkohol den Korken beschädigt.
  • Die Lagerung in einer Umgebung mit moderater Luftfeuchtigkeit. Zu geringe Luftfeuchtigkeit lässt den Korken austrocknen und schrumpfen. Zu hohe Luftfeuchtigkeit lässt ihn schimmeln oder zersetzt ihn und greift Flaschenetikett und Verpackung an.

Wenn diese Bedingungen eingehalten werden, kann eine ungeöffnete Flasche Whisky viele Jahrzehnte, wenn nicht sogar länger, gelagert werden, ohne dass ihr Geschmack beeinträchtigt wird.

Geöffnete Flaschen

Die Haltbarkeit eines geöffneten Whiskys kann stark variieren und hängt von mehreren Faktoren ab, darunter wie viel Whisky noch in der Flasche ist und unter welchen Bedingungen die Flasche gelagert wird.

Bei richtiger Lagerung ist ein geöffneter Whisky für mehrere Monate bis zu einem Jahr oder sogar länger haltbar. Während dieser Zeit kann der Whisky jedoch allmählich seinen Geschmack verändern, da er langsam oxidiert, wenn er mit Luft in Kontakt kommt. Dieser Prozess beginnt, sobald die Flasche geöffnet wird, und beschleunigt sich, je mehr Luft in der Flasche vorhanden ist. Je niedriger der Füllstand der Flasche ist, desto schneller läuft der Oxidationsprozess ab und desto schneller sollte man den Whisky konsumieren.

Cask Strength Malts mit einem Alkoholgehalt von weit über 40% sind weniger anfällig für geschmackliche Veränderungen. 

Oxidierter Whisky stellt grundsätzlich keine Gesundheitsgefahr dar. Der Geschmack kann jedoch abflachen oder sich verändern, was insbesondere bei hochwertigen Whiskys unerwünscht ist. Alleine deshalb sollten Sammler ihre geöffneten Flaschen bestmöglich vor Lufteinfluss schützen und diese regelmäßig kontrollieren.

Fazit

Es hat wohl jeder Whisky-Liebhaber seine bevorzugte Methode, um seine edlen Destillate vor der Oxidation zu schützen. Manche allerdings akzeptieren die Oxidation als einen natürlichen Teil des Genusses von Whisky und konzentrieren sich darauf, ihre Flaschen innerhalb eines angemessenen Zeitraums zu konsumieren.

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