Guthabenzinsen kompensieren Inflationsrate nach wie vor nicht

Die meisten Anleger haben sich über die vergangenen Zinsschritte der Europäischen Zentralbank gefreut, die den EZB Leitzins binnen von etwas mehr als einem Jahr um über vier Prozent anhob. Das hat die Auswirkung, dass mittlerweile auch die Tages- und Festgeldzinsen deutlich angehoben werden, ebenfalls die Zinsen für Spareinlagen. Trotzdem ist es so, dass die Guthabenzinsen auf sicheren Anlagekonten es nicht schaffen, die Inflationsrate zu kompensieren.

Inflationsrate im August bei 6,1 Prozent

Im August 2023 betrug die Inflationsrate in Deutschland 6,1 Prozent. Damit liegt sie zwar um einige Prozent unterhalb der Höchstwerte aus dem vergangenen Jahr, ist jedoch andererseits nach wie vor rund vier Prozent oberhalb des Zielwertes der EZB. Das führt unter anderem dazu, dass die Tages- und Festgeldzinsen es nach wie vor nicht schaffen, das Niveau der Inflation zu erreichen.

Beste Tages- und Festgeldzinsen momentan bei etwa 4 Prozent

Wenn wir von Festgeld- und Tagesgeldangeboten ausgehen, die unter die Einlagensicherung fallen, dann liegen die momentan besten Zinssätze in diesem Bereich bei etwa vier Prozent. Zwar erhalten Sie teilweise bei ausländischen Banken außerhalb der EU noch höhere Zinsen. Dann ist allerdings das Risiko hoch, denn die Guthaben fallen häufig nicht unter die Einlagensicherung. Bei Spareinlagen sind die Guthabenzinsen auf breiter Ebene etwas geringer, sodass Sie dort im besten Fall in der Regel momentan 3,5 Prozent erreichen.

Realer Kapitalverlust durch Inflationsrate

Wenn wir uns die zuvor genannten Werte anschauen, dann ergibt sich auf Grundlage der Inflationsrate einerseits und der besten Guthabenzinsen für Tages- und Festgeldkonten andererseits die nachfolgende Rechnung:

6,1 Prozent (Inflationsrate) – 4 Prozent (Beste Tages- und Festgeldzinsen) = 2,1 Prozent

Das bedeutet, dass Anleger nach wie vor mit den genannten Anlageformen einen realen Kapitalverlust erleiden. Im Beispiel beträgt dieser jährlich 2,1 Prozent. Das gilt in erster Linie für die folgenden Produkte:

  • Spareinlagen wie Zertifikate und Sparbücher

  • Tagesgeldkonten

  • Termineinlagen (Festgeldkonten)

  • Geldmarktpapiere

Ähnlich sieht es bei Anleihen aus, zumindest dann, wenn der Emittent eine gute Bonität hat. In diesen Fällen bewegen sich die Zinsen in aller Regel momentan ebenso unterhalb der Inflationsrate, sodass auch an der Stelle ein realer Kapitalverlust vorhanden ist.

Wie müsste sich die aktuelle Situation ändern?

Die spannende Frage ist nun, wie sich die aktuelle Situation ändern müsste, damit die Guthabenzinsen die Inflationsrate kompensieren oder sogar übersteigen können. Zinssenkungen der EZB sind definitiv kontraproduktiv, denn dann würden die Banken auch ihre Festgeld- und Tagesgeldzinsen wieder reduzieren. Die Stellschraube ist dementsprechend die Inflationsrate. Sollte diese allerdings weiter fallen, kann es eben genau zu diesen Zinssenkungen seitens der EZB kommen.

Daher würde ein für Anleger ideales Szenario darin bestehen, dass die Inflationsrate zum Beispiel auf 3,5 Prozent sinkt. Die EZB sieht dann noch nicht die Notwendigkeit einer Senkung des Leitzinssatzes, aber es ergibt sich ein positives Verhältnis zwischen Guthabenzinsen und Inflationsrate. Das kann zu einer echten Rendite für Anleger führen, sodass keine realen Kapitalverluste mehr entstehen.

Umstieg auf Sachwertanlagen

Eine Alternative für Anleger ist es schon immer gewesen, in Zeiten hoher Inflation auf Sachwerte umzusteigen. Die Erträge bestehende nicht aus Zinsen, sondern insbesondere aus der Wertsteigerung des jeweiligen Sachwertes. Das gilt unter anderem für die nachfolgenden Sachwertanlagen:

  • Immobilien

  • Aktien

  • Edelmetalle

Neben Aktien können Sie ebenfalls in Fonds investieren, wenn sich die Inflationsrate auf einem relativ hohen Niveau befinden. Achten Sie allerdings darauf, dass Sie sich möglichst nicht für Geldmarkt- oder Rentenfonds entscheiden. Dort sind es wiederum Zinsen, die als Erträge ausgeschüttet werden. Stattdessen wählen Sie besser Aktienfonds und auch offene Immobilienfonds sind durchaus eine gute Alternative in Zeiten hoher Inflationsraten.

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