Ungewissheit an der Börse – hebt die EZB den Leitzins noch einmal an?

Die Börsen sind naturgemäß stets etwas nervös, wenn am Donnerstag die nächste Leitzinssitzung der EZB ansteht und eine mögliche Zinserhöhung im Raum steht. Das gilt ebenfalls für die aktuelle Lage, denn Experten sind sich momentan nicht einig darüber, ob die EZB den Leitzins erneut anhebt oder der Zins auf dem aktuellen Niveau bleibt.

Leitzinsentscheidung der EZB steht an

In den letzten Wochen schwankt der Deutsche Aktienindex meistens im Bereich zwischen 15.400 und 16.000 Punkten. Momentan ist keine eindeutige Richtung zu erkennen. Experten führen das unter anderem auf die Unsicherheit zurück, ob es in der nächsten Sitzung der Europäischen Zentralbank eine Leitzinserhöhung geben könnte oder nicht. Bis diese Entscheidung gefallen ist, sollte sich die Range innerhalb des Deutschen Aktienindex nicht ändern und in der zuvor genannten Spanne bleiben.

Was spricht für eine weitere Leitzinserhöhung?

Momentan sind sich die Experten nicht einig darüber, ob die europäischen Währungshüter am kommenden Donnerstag die Leitzinsen erhöhen werden oder nicht. Was dafür sprechen würde ist, dass die konjunkturelle Lage in vielen Ländern der EU nach wie vor nicht besonders rosig ist. Deutschland ist momentan sogar ein Schlusslicht, wenn es um das prognostizierte Wirtschaftswachstum geht. Standardmäßig führt eine Leitzinserhöhung – zumindest in der Theorie – dazu, dass die Wirtschaft eher gebremst wird. Tatsächlich ist aber auch die Inflationsrate ein entscheidender Faktor, die durch erhöhte Leitzinsen bekämpft werden soll.

Der Mechanismus dahinter sieht so aus, dass Anleger ihr Kapital vermehrt investieren und damit dem Markt Geld entziehen, wenn die Zinsen sich auf einem relativ hohen Niveau befinden. Nach einer Leitzinserhöhung würden die Banken entsprechend auch ihre Anlagezinsen anheben, sodass durch die verringerte Geldmenge in der Theorie die Inflation sinken müsste. Ob das allerdings tatsächlich so funktioniert, ist in der Praxis nicht sicher.

Was spricht gegen eine Leitzinserhöhung?

Gegen eine Erhöhung der Leitzinsen spricht vor allem, dass die Wirtschaft in vielen Ländern der EU immer noch nicht sehr gut läuft, sodass von dieser Warte aus betrachtet die Erhöhung des EZB Leitzinses keine Begrenzungsfunktion einnehmen müsste. Darüber hinaus hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen in der Vergangenheit bereits mehrfach um insgesamt über vier Prozent erhöht. Das zeigt eindrucksvoll die Entwicklung, die der Leitzins in den vergangenen 1,5 Jahren genommen hat:

• Juli 2022: 0,5 %

• September 2022: 1,25 %

• November 2022: 2,00 %

• März 2023: 3,50 %

• August 2023: 4,25 %

Wie würde sich eine Leitzinserhöhung auf die Börse auswirken?

Bei einer Leitzinserhöhung reagieren die Börsen für gewöhnlich eher negativ. Das ist darauf zurückzuführen, dass die Banken nach einer Erhöhung der Leitzinsen auch ihre Anlagezinsen anheben. Das wiederum macht zum Beispiel Tages- und Festgeldanlagen für Kunden attraktiver, sodass diese zum Teil Aktien verkaufen und stattdessen eher in sichere, verzinsliche Anlageformen investieren. Die verzinslichen Investments stellt dementsprechend stets eine Art Konkurrenz zu Aktien dar, die auf der anderen Seite besonders bei niedrigen Kapitalmarktzinsen sehr gefragt sind.

Wenn nun die EZB am Donnerstag ihre Leitzinserhöhung durchführen sollte, dürfte das zumindest kurzfristig zu Rückgängen an der Börse und beim DAX führen. Das gilt insbesondere unter der Voraussetzung, dass momentan – nicht wie sonst oft üblich – noch keine Leitzinserhöhung in den Aktienkursen eingepreist ist. Das hängt damit zusammen, dass sich die Experten aktuell uneinig darüber sind, ob die Europäische Zentralbank den Zinssatz angegeben wird oder nicht. Sollte sie sich gegen einen Zinsschritt entscheiden, könnte sich das wiederum positiv auf die Aktienmärkte und im Speziellen auf den DAX auswirken.