Den fairen Wert einer Aktie nach Discounted Cash Flow bestimmen
Die Aktienanalyse gehört zu den wichtigsten Werkzeugen beim Investieren an der Börse. Wer nach Value-Kriterien investiert, der ist immer auf der Suche nach aktuell unterbewerteten Unternehmen. Gemäß der Theorie der effizienten Märkte wird sich der Aktienkurs langfristig immer dem fairen (inneren) Wert einer Aktie annähern.
Aber wie bestimmt man eigentlich den inneren / intrinsischen Wert einer Aktie? Eine mögliche Herangehensweise an dieses Problem bietet das sogenannte Discounted Cash Flow Modell. Diese Bewertungsform zinst künftige Zahlungsströme ab. Auch ganze Unternehmen oder Immobilien lassen sich mit dieser Methode effizient bewerten.
In der Praxis gibt es mehrere verschiedene Arten, den Discounted Cash Flow zu berechnen. In diesem Beitrag zeigt die Redaktion, wie Anleger auch ohne vertiefte betriebswirtschaftliche Kenntnisse einfach und schnell den fairen Wert einer Aktie mit Hilfe der DCF Methode errechnen können.
Discounted Cash Flow Formel: Fairen Aktienwert berechnen
Die Formen für den Discounted Cash Flow, also den „Netto“ Cashflow, ist relativ einfach. Schwierig ist es vielmehr, den perfekten Abzinsungsfaktor für die Erträge zu finden – doch dazu später mehr. Wichtig ist dabei, immer den Cash-Flow pro Aktie heranzuziehen. Im Kern läuft die Berechnung nach DCF für drei Jahre folgendermaßen ab:
Discounted Cash Flow = (Cash-Flow 1 / (1 + Zinssatz)) + (Cash-Flow 2 / (1 + Zinssatz)^2) + (Cash-Flow 3 / (1 + Zinssatz)^3)
In dieser Formel wird der Cash-Flow jedes Jahr geschätzt und dann mit dem entsprechenden Zinssatz abgezinst. Geht man jedoch vereinfachend davon aus, dass das Unternehmen in den künftigen Jahren stabile Erträge in Form von Cash-Flow erzielen wird, kann man die Formel nochmals vereinfachen:
Discounted Cash Flow = (Cash-Flow / Zinssatz) * (1 – (1 / (1 + Zinssatz)^Anzahl der Jahre))
Mit Hilfe dieser Formel lässt sich bei etablierten Unternehmen ohne nennenswertes Cash Flow Wachstum der innere Wert berechnen. Dabei ist jedoch wie immer zu beachten, dass der Cash Flow künftig nur geschätzt wird. Der innere Wert ist nur im Augenblick der Schätzung und Berechnung tatsächlich verlässlich.
Cash Flow abzinsen: Diskontieren mit WACC
Das Abzinsen von künftigen Erträgen ist wichtig, weil Kapital in Zukunft einen geringeren Wert als heute hat. Der Grund dafür ist einfach: Bereits heute verfügbares Kapital kann investiert werden und bringt somit Rendite. Der gleiche Betrag in Zukunft hat über die Dauer der Betrachtung keine Rendite erwirtschaftet, der entsprechende Wert des Kapitals ist also niedriger.
Als Abzinsungswert (auch Discount Rate genannt) werden in der Regel die Kapitalkosten herangezogen. Die durchschnittlichen Kapitalkosten werden als WACC (Weighted Average Cost of Capital) bezeichnet. Die Errechnung dieses Zinssatzes erfolgt auf Basis der Bilanzangaben des Unternehmens, wobei beim DCF-Verfahren auch Steuern mit einbezogen werden.
Für die Berechnung der Discount Rate in Form der WACC benötigen wir die folgenden Angaben:
- Eigenkapital des Unternehmens
- Fremdkapital des Unternehmens
- Gesamtkapital (Eigenkapital + Fremdkapital)
- Eigenkapitalkosten
- Fremdkapitalkosten
- Steuersatz (in DE näherungsweise 30 %)
Weil Eigenkapital immer teurer ist als Fremdkapital (insbesondere in Zeiten niedriger Zinsen), ist die Bilanzsituation des Unternehmens für die Errechnung des inneren Werts einer Aktie enorm wichtig. Aus den oben stehenden Angaben lässt sich mit Hilfe folgender Formel die Discount Rate errechnen:
WACC = (Eigenkapital / Gesamtkapital) * Eigenkapitalkosten + (Fremdkapital / Gesamtkapital) * Fremdkapitalkosten * (1 – Steuersatz)
Der sich hieraus ergebende Wert in Prozent lässt sich als optimaler Abzinsungssatz für künftige Cash Flows heranziehen. Der mit diesen Berechnungswerten ermittelte innere Wert einer Aktie kann einen Anhaltungspunkt für die künftige Bewertung des Unternehmens am Markt geben.
Kritik an der Discounted Cash Flow Methode
Wie auch andere Bewertungsformen sollte der Discounted Cash Flow nicht als alleiniges Instrument zur Bewertung einer Aktie genutzt werden. Einzelne Bewertungsmaßstäbe geben immer nur einen teilweisen Einblick in die Chancen und Risiken eines Unternehmens. Zu einer fundierten Aktienbewertung gehören immer mehrere unterschiedliche Bewertungsverfahren.
Einer der größten Kritikpunkte des DCF Modells liegt aktuell in der vorherrschenden Niedrigzinsphase. Weil Fremdkapital im Moment so günstig ist wie nie, werden beim WACC günstigere Abzinsungsraten erreicht, wenn das Unternehmen stark verschuldet ist. Damit gehen jedoch andere Risiken einher, die mit Hilfe des DCF Modells nicht abgebildet werden können.
Letztendlich eignet sich das Discounted Cash Flow Verfahren vor allem für Aktien von Unternehmen, die einen vergleichsweise stabilen Cash Flow oder ein relativ stabiles Cash Flow Wachstum aufweisen. Bei solchen Titeln vermag diese Bewertungsmethode ein relativ sicheres Bild davon zu vermitteln, welchen inneren Wert eine Aktie tatsächlich besitzt.