Galeria Karstadt Kaufhof schließt am 31. August 16 Filialen

Am Samstag teilte der Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus mit, dass nun doch 16 der 92 Filialen zum 31. August 2024 geschlossen werden. Laut Pressemitteilung von Galeria Karstadt Kaufhof sind folgende Warenhäuser von den Schließungen betroffen: Augsburg, Berlin Ringcenter, Berlin Spandau, Berlin Tempelhof, Chemnitz, Essen, Köln Breite Straße, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Regensburg Neupfarrplatz, Trier Fleischstraße, Wesel und Würzburg.

Ein herber Schlag für die Mitarbeiter. Weitere Filialschließungen kann derzeit niemand mit Gewissheit ausschließen.

Mehr als 10% der Mitarbeiter verlieren ihre Jobs

Der angeschlagene Warenhauskonzern beschäftigt derzeit rund 12 800 Menschen. 11.400 dürfen ihren Job behalten, 1.400 werden ihn verlieren. Besonders viele Stellen werden in der Konzernzentrale in Essen gestrichen. Außerdem wird der Unternehmenssitz nach Düsseldorf verlegt. Die Mitarbeiter der Zentrale müssen deshalb künftig nach Düsseldorf statt nach Essen zur Arbeit pendeln.

Ein Interessenausgleich und Sozialplan, der mit dem Gesamtbetriebsrat vereinbart wurde, soll die betroffenen Mitarbeitern bei der beruflichen Neuorientierung unterstützen. Die Betroffenen können für acht Monate in eine Transfergesellschaft wechseln, damit sie mehr Zeit haben, um den Arbeitsmarkt zu sondieren und neue Jobs zu finden. 

Auch wenn die Betroffenheit bei der Belegschaft groß ist, atmen viele auf. Noch vor ein paar Wochen befürchtete man die komplette  Abwicklung von Galeria. Jetzt gibt es wieder Hoffnung für die verbleibenden Warenhäuser.

Ein Blick auf bekannte Stellenportale zeigt, dass die Nachfrage nach erfahrenen Arbeitskräften im Einzelhandel aktuell vergleichsweise hoch ist. Das sollte es den von den Schließungen betroffenen Mitarbeitern aus dem Verkauf leichter machen, einen neuen Job zu finden. Schwieriger werden es die rund 450 Mitarbeiter der Konzernzentrale haben. Bei Bürojobs ist die Lage deutlich angespannter.

Miethöhe ausschlaggebend für Zukunft der Filialen

Für die Entscheidung, welche Filialen erhalten werden können und welche Ende August geschlossen werden müssen, war die Höhe der Mieten neben dem Umsatz und die Kaufkraft der Region ein entscheidender Faktor. 

Handelsexperten bleiben skeptisch. Sie betonen, dass die Schließungen einzelner Häuser weder die Herausforderungen der verbleibenden Filialen noch die des Geschäftsmodells lösen. Um eine gesicherte Zukunft vor sich zu haben, muss mehr in Flächen und Personal investiert werden, sowie das Online-und Offline-Geschäft enger miteinander verknüpft werden.

Da die teuren Mieten Finanzmittel entzogen haben, gibt es bei der Warenhausgruppe derzeit einen Investitionsstau. Kurzfristiges Renditedenken bietet in einem solchen Fall keine langfristige Verbesserung oder Lösung. Da müssten andere Wege beschritten werden, zum Beispiel mehr Investitionen in die Filialen.

Verdi äußerte scharfe Kritik an den erneuten Schließungsplänen. Schließlich waren erst vor wenigen Monaten bereits 37 Filialen geschlossen worden. Jede Schließung ist ein weiterer Schritt Richtung Verödung der Innenstädte. Zudem haben Tausende Beschäftigte in den letzten Jahren auf Gehalt verzichtet, damit Galeria gerettet werden kann. Die Gewerkschaft ruft den neuen Eigentümer dazu auf, ein tragfähiges Zukunftskonzept zu entwickeln. Gemeinsam mit den Beschäftigten. Sie hätten es wirklich verdient, endlich sichere Arbeitsplätze zu haben.

Gläubiger müssen der Übernahme zustimmen

Anfang Januar stellte Galeria Karstadt Kaufhof einen Insolvenzantrag, den dritten innerhalb von dreieinhalb Jahren. Galeria-Chef Olivier Van den Bossche gab unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko als Insolvenzgrund an. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Warenhauskette: Benko hatte im Zuge der vorherigen Insolvenz zugesagt Finanzmittel für die Sanierung bereit zu stellen, doch die flossen nicht mehr.

Anfang April wurde bekanntgegeben, dass es neue Investoren gibt, die Kaufhauskette übernehmen wollen. Es handelt sich um ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz. Das genaue Zukunftskonzept für den Handelskonzern und der Umfang der Investitionen durch die neuen Eigentümer sind noch nicht bekannt. 

Beetz erklärte, das Konsortium wolle Galeria wieder zu einem hochattraktiven Einzelhändler machen. Die Partner sind durchaus positiv gestimmt und betonen, die Vereinbarung biete eine bessere, nachhaltigere wirtschaftliche Grundlage für die Zukunft der Warenhauskette.

Ende April möchte Insolvenzverwalter Denkhaus den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Er wird aber erst dann rechtskräftig, wenn ihn die Gläubigerversammlung am 28. Mai annimmt und ihn das Gericht im Anschluss neu bestätigt. Denkhaus plant, das Unternehmen bis Ende Juli an die neuen Eigner zu übergeben.

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