„Sell in May” – ein guter Tipp für Überflieger NVIDIA?

Eine alte Börsenweisheit rät zu Gewinnmitnahmen im Mai und zu einer Rückkehr an die Börse im September – zu einer Sommerpause für Anleger sozusagen. Doch Vorsicht ist geboten! Diese Strategie ist nicht immer erfolgreich und deshalb sollte man sich auch nicht blind auf diesen Rat verlassen. Wie sieht es nun bei NVIDIA aus? Ist es schlau, die Aktien noch im Mai zu verkaufen?

“Sell in May”

„Sell in May and go away, but remember to come back in September“. Dieses bekannte Sprichwort hat wohl jeder an der Börse schon einmal gehört. Es bezieht sich darauf, dass im Mai üblicherweise die eher schwächere Zeit für die Aktienmärkte beginnt. Es beginnt die Urlaubszeit, auch für viele Anleger. Dadurch sinkt das Volumen und auch die Risikobereitschaft schwächt sich ab. Große Sprünge machen die Finanzmärkte im Sommer eher nicht.

So schlecht ist der Sommer gar nicht!

Doch wer sich die Daten der vergangenen Börsenjahre genau ansieht, erkennt: So schlecht wie sein Ruf, ist der Sommer gar nicht. Die durchschnittliche Rendite des S&P 500 ist beispielsweise seit 1950 in den Monaten von Mai bis Oktober immer positiv ausgefallen. In den vergangenen Jahren lag sie sogar im Schnitt bei 4 Prozent. Das zeigen diverse Untersuchungen und Analysen. Ein Ausstieg aus dem Aktienmarkt war also beileibe nicht immer die beste Strategie. Die Aktien lieferten von Mai bis Oktober im Durchschnitt positive Sechsmonatsrenditen. Unterschiedliche Analysten kommen zu dem Ergebnis, dass der Mai noch immer ein relativ solider Monat für Aktien ist. Ratsam ist ein Verkauf der Aktien eigentlich nur, wenn der Anleger in anderen Anlageklassen höhere Renditen erzielen kann. 

2024 ist ein Präsidentschaftswahljahr. In diesen Jahren erlebt der Aktienmarkt nicht selten eine Sommerrallye, bevor später die Novemberrallye losgeht. Gewinne von 2,3 Prozent oder mehr in den Monaten Mai bis Oktober waren in der Vergangenheit in fast 80 Prozent der Fälle möglich. Sollte die Börsenweisheit vielleicht zu “Buy in May and stay?“ abgeändert werden?

Gilt „Sell in May and go away“ 2024 für die NVIDIA-Aktie?

Vor allem für die NVIDIA-Aktie dürfte der alte Börsenspruch 2024 nicht gelten. Der Anteilsschein des KI-Platzhirschs hat seit Anfang des Jahres um mehr als 80 Prozent zugelegt. Im März markierte er ein Allzeithoch von 974,00 US-Dollar. Aktuell notierte er um 900,00 US-Dollar – zwar ein wenig darunter, doch Grund zur Sorge sehen Experten nicht. Zugegeben: Günstig ist die NVIDIA-Aktie allerdings nicht.

Untersuchungen ergaben übrigens, dass die durchschnittliche Performance der NVIDIA-Aktie im Zeitraum von Mai bis August in den vergangenen zehn Jahren bei 6,3 Prozent lag. Und es gab keinen einzigen negativen Monat in diesen Zeiträumen. „Sell in May“ war in der Vergangenheit für dieses Papier daher wahrlich kein guter Tipp.
Analysten sind ebenfalls dieser Meinung. Fast alle empfehlen, sich mit dem Anteilsschein einzudecken, der Rest rät zumindest vom Verkauf ab.

NVIDIA Quartalsbilanz könnte erneuten Kurssprung verursachen

Für den 22. Mai wird die nächste NVIDIA Quartalsbilanz erwartet. In der Vergangenheit kam es da nicht selten zu Kurssprüngen. Im Februar, als der Chip-Konzern die Zahlen des vierten Quartals 2023 präsentierte, katapultierte sich die NVIDIA-Aktie um 16,4 Prozent nach oben, weil sämtliche Erwartungen übertroffen wurden. Wenn das im Mai erneut gelingt, vielleicht sogar verbunden mit einer Anhebung des Ausblicks, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Aktie erneut einen Sprung nach oben macht. Anleger, die der bekannten Börsenweisheit folgen und vor dem 22. Mai verkaufen, könnten davon nicht profitieren. Möglicherweise ist diese Hoffnung der Grund für die Einigkeit der Analysten.

Die Erwartungen der Experten an NVIDIA sind allerdings mittlerweile so hoch, dass ein Kurssprung alles andere als vorhersehbar ist. Für das erste Quartal von NVIDIAs Geschäftsjahr 2025 gehen die Analysten beim EPS von einem durchschnittlichen Gewinn in Höhe von 5,60 US-Dollar je Aktie aus. Eine gewaltige Steigerung: Im vergangenen Jahr nahm der Chiphersteller 0,830 US-Dollar je Aktie ein. Beim Umsatz sieht es ähnlich drastisch aus. Da erwarten die Experten einen Sprung um gigantische 242 Prozent auf 24,57 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz des Vorjahres lag bei 7,19 Milliarden US-Dollar.

Es verwundert daher nicht, dass der 22. Mai und die Präsentation der Geschäftszahlen mit großer Spannung erwartet werden. 

Keine vorschnelle Entscheidung treffen

Ist es schlauer, der alten Börsenweisheit zu folgen und die Aktien schnell noch vor Monatsende zu verkaufen? Oder ignoriert man sie besser und behält die NVIDIA-Aktie weiter im Portfolio? Nach dem 22. Mai sollte die Entscheidung leicht fallen.

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