Basiswissen für Whisky-Anleger
Anleger, die nach vielversprechenden Investitionsmöglichkeiten und alternativen Anlageformen suchen, stoßen garantiert auch auf Whisky-Investments. Als „flüssiges Gold“ bekannt, genießt das hochprozentige Getränk seit langem eine große Beliebtheit unter Sammlern. Bestimmte Whisky-Sorten und -Jahrgänge konnten bereits beeindruckende Wertsteigerungen von teilweise über 2.000 % verzeichnen. Es lohnt sich deshalb, das edle Getränk genauer zu betrachten und zu prüfen, unter welchen Bedingungen ein Whisky-Investment Anleger glücklich macht.
Der Ursprung liegt in Schottland und Irland
Whisky stammt ursprünglich aus Schottland und Irland, wobei der genaue Ursprung bis heute nicht abschließend geklärt ist. In diesen Ländern entwickelte sich die Kunst der Whisky-Herstellung über Jahrhunderte. Der schottische Whisky, auch Scotch genannt, und der irische Whiskey gelten als die bekanntesten und traditionsreichsten Vertreter dieser Spirituose. Der erste schriftliche Nachweis von Whisky stammt aus Schottland: In einem klösterlichen Steuerdokument aus dem Jahr 1494 wird die Spirituose unter der Bezeichnung „Aqua Vita“ erwähnt. Dies lässt sich damit erklären, dass Whisky auf Gälisch „Uisce Beatha“ genannt wird, was „Wasser des Lebens“ bedeutet und in diesem Fall ins Lateinische übersetzt wurde.
Whisky heute
Heutzutage ist Whisky jedoch weit über die Grenzen Schottlands und Irlands hinaus verbreitet. Viele Länder haben ihre eigene Whisky-Produktion aufgebaut, darunter die USA, Kanada, Indien, Japan und einige europäische Länder wie Schweden und Deutschland. Jedes Land bringt dabei seine eigenen Charakteristika und Besonderheiten in den Whisky ein, wodurch sich eine vielfältige und interessante Whisky-Landschaft entwickelt hat.
Vor etwa 90 Jahren begannen die Japaner, weitestgehend originalgetreuen Scotch-Whisky zu brennen. Mittlerweile nehmen diese erfolgreich an internationalen Wettbewerben teil. Auch in europäischen Ländern, sogar in Deutschland, wird Scotch Whisky produziert. Diese Whiskys liegen jedoch im unteren Preissegment und eignen sich nicht als Anlageobjekte. Auch irische und amerikanische Whiskeys weisen keine bemerkenswerten Renditen auf und gelten daher für Investments als ungeeignet.
Wertvoll sind nur schottische Whiskys
Wertvoll für erfahrene Sammler ist lediglich schottischer Single Malt Whisky. Den Guinness-Weltrekord für die älteste Whisky-Flasche hält der Glenavon Special Liqueur Whisky. Diese älteste bekannte Flasche wurde wahrscheinlich zwischen 1851 und 1858 abgefüllt und wechselte 2006 in London für fast 15.000 Britische Pfund den Besitzer. Zuvor gehörte sie über Generationen einer irischen Familie.
Whisky-Rekorde
Im Januar 2014 wechselte eine kunstvoll gestaltete Sechs-Liter-Flasche Macallan „M“ in Hongkong für umgerechnet etwa 467.000 € im Rahmen einer Versteigerung den Besitzer. Sie enthielt Whisky aus spanischen Sherry-Fässern, der zwischen den 1940er und 1990er Jahren destilliert wurde. Dieser Whisky galt einige Zeit als der teuerste der Welt. Doch mittlerweile existieren noch viel wertvollere Abfüllungen.
In den Top-Ten der wertvollsten Whiskys erscheint der Name Macallan gleich mehrmals. Sammler zahlten für einzelne Flaschen aus dieser Brennerei sogar über eine Million Euro. Auch Dalmore und Bowmore stehen für exzellente Qualitäten. Bemerkenswert ist, dass es mit Yamazaki auch einer japanischen Brennerei gelungen ist, sich in den Top-Rängen zu etablieren.
Whisky oder Whiskey?
Die Schreibweise von „Whisky“ oder „Whiskey“ hängt vom Ursprungsland der Spirituose ab. In Schottland war schon immer die Schreibweise ohne „e“ üblich, in Irland hingegen die mit „e“. Heute entscheiden die Hersteller selbst, welche Variante sie bevorzugen. In der Regel gilt: In Schottland, Kanada, Deutschland, Indien und Japan schreibt man „Whisky“ ohne „e“. In Irland und den USA hingegen verwendet man die Schreibweise „Whiskey“ mit „e“.
Da für ein Investment fast nur die schottischen Whiskys relevant sind, wird in diesem Zusammenhang der Whisky ohne “e” geschrieben.
Zutaten, Reifezeit, Geschmack
Anleger, die ein Investment in Whisky in Betracht ziehen, sollten sich vorab zumindest ein wenig mit dem Herstellungsprozess auseinandergesetzt haben, um die Qualität grundlegend einschätzen zu können.
Woraus wird Whisky gemacht?
Die Hauptzutaten von Whisky sind Wasser, Getreide und Hefe. Für bestimmte Sorten, vor allem für schottische Whiskys, wird auch Torf benötigt.
Wasser ist eine der Hauptzutaten in Whisky und hat einen erheblichen Einfluss auf den Geschmack des Endprodukts. Es wird sowohl während des Brauprozesses als auch danach zum Verdünnen des Destillats auf Trinkstärke verwendet.
Die Art des verwendeten Getreides variiert je nach Art des Whiskys. Die meisten Whiskys werden aus Gerste, Mais, Roggen oder Weizen hergestellt. Single Malt Whisky beispielsweise wird ausschließlich aus gemälzter Gerste hergestellt. Amerikanische Bourbon-Whiskeys bestehen zur Hälfte aus Mais, was der dortigen Bodenbeschaffenheit geschuldet ist.
Hefe spielt eine entscheidende Rolle im Fermentationsprozess. Sie wandelt den im Getreide enthaltenen Zucker in Alkohol um.
Torf ist kein obligatorischer Bestandteil, aber bei bestimmten Whisky-Arten, insbesondere bei vielen schottischen Whiskys, wird das Malz über Torffeuer getrocknet, was dem Whisky seinen charakteristischen rauchigen Geschmack verleiht.
Wie lange muss Whisky reifen?
Die Reifezeit für Whisky ist unterschiedlich. Sie hängt von der Art des Whiskys und den spezifischen Anforderungen der Brennerei ab. Laut Gesetz muss Whisky in vielen Ländern, so auch in Schottland und den USA, mindestens drei Jahre lang in Eichenfässern reifen – schottischer Whisky reift meist in ehemaligen Sherryfässern.
Die meisten auf dem Markt erhältlichen Whiskys sind deutlich älter als die vorgeschriebenen drei Jahre. Häufig liegen die Reifezeiten für Whiskys zwischen 10 und 12 Jahren, es gibt aber auch viele Sorten, die 15, 18, 21 Jahre oder noch länger gereift sind. Das Alter auf dem Flaschenetikett gibt an, wie lange der Whisky im Fass gelagert wurde. Die Zeit, die seit der Abfüllung verstrichen ist, wird nicht mitgerechnet. Enthält eine Abfüllung Whiskys verschiedenen Alters, so ist das Alter des jüngsten Whiskys ausschlaggebend für den Aufdruck.
Destillate verschiedenen Alters werden allerdings häufig als No-Age-Statement Whiskys, abgekürzt NAS-Whiskys, in den Handel gebracht. Sie werden ohne eine spezifische Altersangabe verkauft und fokussieren sich stattdessen auf andere Aspekte des Herstellungsprozesses. Das kann die Art der Fässer sein, die für die Reifung verwendet wurden, oder der Charakter oder aber der Geschmack des Whiskys selbst. NAS-Whiskys geben den Herstellern mehr Flexibilität, um ein bestimmtes Geschmacksprofil oder Charakter zu erreichen, ohne sich an die Beschränkungen eines bestimmten Alters halten zu müssen. Es ermöglicht auch die Nutzung jüngerer Whiskys, die trotz ihrer geringen Reifezeit qualitativ hochwertig und geschmackvoll sein können.
Muss Whisky rauchig schmecken?
Vor allem schottische Whiskys, wie zum Beispiel die der Insel Islay, sind bekannt für ihren starken, rauchigen Geschmack. Er entsteht beim Trocknen der gemälzten Gerste über dem Torffeuer. Je länger das Gerstenkorn dem Torfrauch ausgesetzt ist, desto stärker die typische Rauchnote.
Der Geschmack von Whisky kann aber stark variieren, je nachdem, wie und wo er hergestellt wird. Es gibt auch viele Whiskys, die keinen ausgeprägten rauchigen Geschmack haben, sondern eher fruchtig sind oder Noten von Vanille oder Karamell aufweisen oder aber würzige oder holzige Aromen haben.
Exklusivität und Einzigartigkeit sind gefragt
Große Whiskymarken bieten ihre Produkte bereits für weniger als 20 € in Discountern und Supermärkten an. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um den exquisiten Single Malt, sondern meist um Blended Scotch. Diesen Verschnitten mangelt es an Exklusivität und Einzigartigkeit, die für Sammler und Connaisseure relevant ist. Die wahren Sammlerstücke unter den Single Malt Whiskys sind in den kleineren Brennereien zu finden.
Der Markt für Sammlerwhiskys erlebt derzeit einen beispiellosen Boom, wobei Preise im sechsstelligen Eurobereich längst keine Ausnahme mehr darstellen. Selbst Wirtschaftskrisen scheinen diese Klientel nicht zu abschrecken. Im Gegenteil. Im Whiskymarkt tummeln sich mehr und mehr Spekulanten, die vom Whiskymarkt eine höhere Rendite erwarten, als sie mit traditionellen Anlageklassen erzielen könnten.
Whisky vs. DAX, Rohöl und Gold
Für Investoren und Sammler von Whisky bietet der Apex 1000 eine wertvolle Informationsquelle zur Beurteilung der Marktbedingungen und zur Identifizierung potenzieller Investitionsmöglichkeiten. Hierbei handelt es sich um einen vom Unternehmen Rare Whisky 101 erstellten Index. Er repräsentiert die Performance der tausend wertvollsten und gefragtesten Sammlerflaschen schottischen Single Malt Whiskys auf dem Sekundärmarkt. Der Index wird monatlich aktualisiert und bietet einen Überblick über die Wertentwicklung dieser speziellen Gruppe von Whiskyflaschen.
Im Zeitraum Januar 2020 bis Januar 2021 entwickelte sich der Apex 1000 mit ähnlich positiv wie der Brent Crude Oil Index für Rohöl. Der DAX konnte nicht mithalten und selbst Gold, der vermeintlich sichere Hafen in turbulenten Zeiten, rangierte deutlich hinter diesen Werten.
So mancher Experte äußert Bedenken bezüglich einer potenziellen Spekulationsblase auf dem Whisky-Markt. Noch sind Premium-Whiskys stark nachgefragt, doch das Tempo verlangsamt sich. Andere heben hervor, dass das Angebot an besonders alten Whiskys in den kommenden fünf bis sechs Jahren erheblich schrumpfen wird. Dies könnte die Nachfrage befeuern und folglich zu Preissteigerungen führen.
Die Prognosen könnten also gegensätzlicher nicht sein. Es bleibt also spannend.