Chinesische Elektroautobauer tun sich schwer im europäischen Markt

Lange Zeit war Tesla in Europa der Inbegriff für rein elektrisch betriebene Fahrzeuge. Das ändert sich gerade. Chinesische Elektroautobauer drängen auf den Markt, auch in Deutschland. Drei Titel erregten in den letzten Tagen die Aufmerksamkeit der Börsianer.

BYD

Chinas größter Elektroautobauer BYD möchte in den deutschen Markt expandieren, stößt aber auf Hindernisse. Der Anfang verlief zwar vielversprechend, doch der erhoffte Erfolg scheint vorerst auszubleiben.

Durchbruch auf dem deutschen Markt verläuft langsamer als erhofft

Im Februar 2024 legte die „BYD Explorer No. 1“ in Bremerhaven an. An Bord: 3.000 Fahrzeuge des chinesischen Automobilherstellers. Das Unternehmen hoffte auf einen raschen Durchbruch auf dem deutschen Markt. Die jüngsten Zahlen zeigen den aber noch nicht. Damit dürfte es wohl noch ein wenig dauern.

Im März gab es nur 160 Zulassungen von neuen BYD-Fahrzeugen, in ganz Deutschland wohlgemerkt. Und es sieht derzeit nicht so aus, als würde sich das Tempo kurzfristig steigern. Der Logistikdienstleister BLG bestätigte, dass die Fahrzeuge, die für den europäischen Markt in Bremerhaven auf ihren Weitertransport warten, derzeit etwas länger in Bremerhaven verweilen. Mit diesem Problem steht BYD aber nicht allein auf weiter Flur. Auch andere Hersteller beklagen die schwache Nachfrage.

Schimmelproblem verschlimmert die Situation zusätzlich

Darüber hinaus hat BYD aber mit einem anderen, zeit- und kostenintensiven Problem zu kämpfen: Schimmelbefall. Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass sich während langer Überseetransporte Schimmel an den Fahrzeugen bildet, doch im Falle von BYD sind ungewöhnlich viele Fahrzeuge betroffen. Die Autos stehen aktuell ungeschützt und Wind und Wetter ausgesetzt in Bremerhaven. Damit sie überhaupt in den Verkauf gehen können, müssen sie vor dem Weitertransport umfassend aufbereitet werden.

Absatzzahlen rückläufig

Eigentlich wollte BYD seine Verkäufe im Ausland steigern, doch die mangelnde Nachfrage macht diese ambitionierten Pläne vor allem in Deutschland zunichte. Im Vergleich zum Vorjahr ist bei den deutschen Absatzzahlen für BYD ein deutlicher Rückgang zu erkennen. Die Anzahl der BYD-Neuzulassungen lag im Vorjahr bei 4.141 Autos. Im ersten Quartal dieses Jahres schaffte BYD lediglich 393 Neuzulassungen. Ob es gelingt, 2024 zumindest mit dem Vorjahr gleichzuziehen, ist mehr als fraglich. Dabei wollte BYD die Verkäufe im Ausland verdoppeln. Bislang war Deutschland einer der wichtigsten europäischen Absatzmärkte für BYD. Der drastische Rückgang bei den Neuzulassungen deutet jedoch auf herausfordernde Umstände hin. Der Verkauf der Fahrzeuge außerhalb des Heimatmarktes China läuft für BYD aktuell nicht ganz so gut.

Li Auto

Das chinesische E-Autounternehmen Li Auto hat am gestrigen Montag seine Bilanzen vorgelegt. Zwar konnte der E-Autobauer seinen Umsatz steigern, doch Stellenstreichungen und Informationen über Verzögerungen bei der Markteinführung eines rein elektrischen SUV ließen die Aktie absacken.

Umsatzanstieg und Gewinnrückgang

Im ersten Quartal 2024 konnte Li Auto seinen Umsatz um 36,4 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2023 auf 25,6 Milliarden RMB steigern. Verglichen mit dem vierten Quartal 2023 stellte das allerdings einen Rückgang von 38,6 Prozent dar.

Im ersten Quartal des Vorjahres verbuchte Li Auto einen Nettogewinn von 933,8 Millionen RMB. 2024 waren es im gleichen Zeitraum nur noch 591,1 Millionen RMB. Das entspricht einem Rückgang von 36,7 Prozent. Im Vergleich zu den 5,8 Milliarden RMB im vorherigen Quartal Q4/2023 klingt der Rückgang noch drastischer: drastische minus 89,7 Prozent. 

Prognose für das zweite Quartal

Im zweiten Quartal 2024 plant das Unternehmen mit 105.000 bis 110.000 Fahrzeugauslieferungen. Gegenüber dem zweiten Quartal 2023 entspräche das einer Steigerung zwischen 21,3 Prozent und 27,1 Prozent. Der Gesamtumsatz soll demnach zwischen 29,9 Milliarden RMB und 31,4 Milliarden RMB betragen, was einem Anstieg von 4,2 Prozent bis 9,4 Prozent gleichkäme.

Einführung rein elektrischer SUV-Modelle verzögert sich

Die ursprünglich geplante Vorstellung und Einführung von drei elektrischen SUVs verschob Li Auto auf das kommende Jahr. Als Grund für die Verzögerung nannte der chinesische Elektroautobauer unter anderem den Mangel an ausreichenden Schnellladegeräten. Zudem gibt es derzeit wohl nicht genügend zusätzliche Ausstellungsflächen in den Verkaufsräumen.

Bis Mitte Mai konnte Li Auto zwar mehr als 400 Schnellladestationen in China vorweisen, doch der US-amerikanische Konkurrent Tesla verfügte zum selben Zeitpunkt über fast 2.000 Supercharger-Stationen im Reich der Mitte. NIO übertrifft selbst das noch: Mehr als 2.200 Schnellladestationen und 2.415 Batteriewechselstationen stehen den chinesischen NIO-Kunden zur Verfügung.

Erhebliche Entlassungen angekündigt

Lokale Medien berichteten außerdem, dass Li Auto sich derzeit in einer Phase erheblicher Entlassungen befindet. Mehr als 18 Prozent der insgesamt knapp 31.600 Mitarbeiter könnten davon betroffen sein. Der Vertriebs- und Servicebereich, die Personalabteilung und das Team für autonomes Fahren stehen im Fokus der Stellenstreichungen.

Li Auto-Aktie verliert

Sowohl an der US-Börse NASDAQ als auch in Hongkong ging es für die Aktie von Li Auto bereits am Montag bergab, um am Dienstag sogar einen neuen 52-Wochen-Tiefststand zu erreichen.

Xpeng

Rosiger sieht die Lage bei Xpeng aus: Der chinesische E-Autobauer und Tesla-Konkurrent informierte heute über seine Ergebnisse im ersten Quartal 2024. Die Anleger ließen die Xpeng-Aktie daraufhin kurz zweistellig hochspringen.

Prognosen erreicht

Der Umsatz von Xpeng lag im ersten Jahresviertel 2024 bei 6,55 Milliarden RMB. Damit liegt er über den von Analysten im Vorfeld erwarteten 6,147 Milliarden RMB. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen im ersten Quartal 4,03 Milliarden RMB umgesetzt.

Als Gewinn je Aktie verzeichnete Xpeng im ersten Quartal 2024 ein Minus von 1,45 RMB je Aktie. Hier hatten die Experten ein Minus von 2,404 RMB je Aktie erwartet. Im Vorjahreszeitraum schlug der Verlust je Anteilsschein noch mit 2,71 RMB zu Buche.

Im NYSE-Handel am Dienstag katapultierte sich die Xpeng-Aktie kurzfristig auf 10,47 US-Dollar, um sich im Tagesverlauf um 8,80 US-Dollar einpendeln. 

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