Kunstbewertung – Diese Faktoren beeinflussen den Marktwert eines Kunstwerks

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Kunst – ein faszinierendes und zugleich rätselhaftes Phänomen. Sie hat weder einen praktischen Zweck noch einen offensichtlichen Nutzen, dennoch übt sie eine enorme Anziehungskraft auf uns aus. Kunst ist mehr als “Farben auf einer Leinwand” oder “in Stein gemeißelte Formen”. Sie eröffnet neue Perspektiven, lässt uns über das Bekannte hinausblicken und regt unsere Fantasie an. Es ist der ideelle Wert, der Kunst so spannend macht.

Künstlerinnen und Künstler sind innovative Provokateure. Sie brechen mit Konventionen, stellen etablierte Normen infrage und bringen uns zum Nachdenken. Durch ihre Werke schaffen sie Raum für Diskussionen und Debatten. Doch wie wird dieser ideelle Wert in einen monetären Preis umgewandelt? Warum gibt es Kunstwerke, die für einen bescheidenen Betrag von 1.000 Euro den Besitzer wechseln, während andere für unglaubliche 10 Millionen Euro gehandelt werden?

Der Marktwert von Kunst wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Die wichtigsten Zehn, die darüber entscheiden, wie viel ein Gemälde, eine Zeichnung oder eine Skulptur wert ist, sind wie folgt:

Der Künstler

Der Künstler ist die zentrale Figur. Er spielt eine entscheidende Rolle bei der Wertermittlung eines Kunstwerks. Sein Ruf und seine Reputation sind von größter Bedeutung. Künstlerinnen und Künstler, die über Jahre hinweg regelmäßig beeindruckende Werke geschaffen, diese in renommierten Ausstellungen präsentiert und wichtige Preise gewonnen haben, verfügen in der Regel über einen hohen Marktwert. Ihr bloßer Name generiert Wertschätzung und Nachfrage. Und so mancher Sammler kauft ein Werk allein deshalb, weil dieser eine Künstler es geschaffen hat.

Die Echtheit

Die Echtheit eines Kunstwerks ist absolut essenziell für die Wertermittlung. Sie wird in einer gründlichen Untersuchung durch einen Experten ermittelt. Dabei werden Faktoren wie die Signatur des Künstlers, die Stilmerkmale und die Materialien des Werks berücksichtigt. Die Bestätigung der Echtheit durch anerkannte Fachleute oder Institutionen trägt zur Glaubwürdigkeit bei und verleiht dem Werk zwar keinen höheren Marktwert, ist aber dennoch unverzichtbar für einen Verkauf.

Der Nachweis der Echtheit ist deshalb von so großer Bedeutung, weil er vor Fälschungen und Betrug schützt. Fälschungen beeinträchtigen den Kunstmarkt erheblich und erschüttern das Vertrauen der Sammler und Kunstliebhaber. Diese schätzen die Gewissheit, dass sie ein echtes Kunstwerk besitzen, und sind dann auch bereit, einen hohen Preis dafür zu bezahlen.

Verfügt ein Kunstwerks über keine Echtheitsbestätigung und ist es auch nicht im offiziellen Werkverzeichnis eingetragen, beeinträchtigt dies seine generelle Verkäuflichkeit. Im schlimmsten Fall wird es von seriösen Händlern und Auktionshäusern im Sekundärmarkt gar nicht erst angenommen und als unverkäuflich eingestuft.

Die Technik

Traditionelle Techniken wie Ölmalerei oder Aquarell sind oft mit einem gewissen Prestige und einer langen künstlerischen Tradition verbunden. Werke, die mit solchen traditionellen und aufwändigen Techniken geschaffen wurden, haben daher oft einen höheren Marktwert. Die Fertigkeiten und das handwerkliche Können, die in diese Werke einfließen, werden von Sammlern und Kunstliebhabern geschätzt und honoriert. Schlichte Skizzen oder Druckgrafiken sind in der Regel weniger wertvoll als filigrane Zeichnungen und Unikate.

Moderne und experimentelle Techniken sind ebenfalls begehrt. Künstlerinnen und Künstler, die innovative Techniken entwickeln oder unkonventionelle Materialien verwenden, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und erzeugen einen besonderen Reiz. 

Das Format

Größe ist auch bei Kunstwerken relevant. Großformatige Werke sind oft mit einer größeren Präsenz und Wirkung verbunden. Sie erzeugen einen starken visuellen Eindruck und entfalten eine dominante Präsenz im Raum. Wenn ein solches Kunstwerk eine ohnehin schon beeindruckende und imposante Sammlung bereichert, steigt es selbst oft im Wert.

Während alte Meister oft gigantische Gemälde schufen, geht der aktuelle Trend mehr zu Werken mit kleinem oder mittlerem Format. Sie bieten vor allem für Investoren den unschätzbaren Vorteil, dass sie handlicher und mobiler sind und sich deshalb leichter verkaufen lassen. Käufer legen immer mehr Wert auf Qualität und Wirkung eines Kunstwerkes, die schiere Größe verliert zunehmend an Bedeutung. So schaffen Miniaturgemälde oder zarte Skulpturen eine intime Atmosphäre und stellen so eine besondere Nähe zum Betrachter her. Die Kombination von handwerklichem Geschick, beeindruckender Detailgenauigkeit in kleinen Dimensionen und Mobilität können den Wert solcher Werke positiv beeinflussen.

Das Motiv

Das Motiv fesselt die Aufmerksamkeit des Betrachters, weckt seine Neugier und spricht seine Emotionen an. Beliebte und begehrte Motive können den Wert eines Kunstwerks erhöhen. Werke, die bekannte Persönlichkeiten, historische Ereignisse oder gesellschaftliche Symbole darstellen, haben oft eine hohe Anziehungskraft und sind bei Sammlern begehrt. Darüber hinaus können einzigartige oder ungewöhnliche Motive den Wert eines Kunstwerks steigern. Werke, die neue Perspektiven eröffnen, unkonventionelle Ideen vermitteln oder gesellschaftliche Normen herausfordern, haben das Potenzial, Diskussionen und Debatten auszulösen und den Zeitgeist einzufangen.

Schlussendlich ist der Wert eines Kunstwerks stark von subjektiven Vorlieben abhängig. Jeder Betrachter bringt seine eigene Perspektive und Interpretation mit. Ein Motiv, das für einen Sammler von großer Bedeutung ist, interessiert einen anderen möglicherweise weniger. Der individuelle Geschmack und die emotionale Resonanz spielen daher eine wichtige Rolle bei der Wertbestimmung.

Die Wiedererkennbarkeit

Die Wiedererkennbarkeit ist wie das Markenzeichen eines Künstlers. Sie hebt sein Werk von denen anderer Künstler ab und verleiht ihm eine besondere Identität. Ein herausragender Stil, eine charakteristische Farbpalette oder eine bestimmte Bildsprache führen häufig dazu, dass ein Werk in Erinnerung bleibt und einen hohen Wiedererkennungswert hat.

Wenn ein Künstler über einen längeren Zeitraum hinweg einen bestimmten Stil oder ein bestimmtes Thema beibehält, kann dies zu einer gewissen Erwartungshaltung bei Sammlern und Kunstliebhabern führen. Diese Kontinuität und Wiedererkennbarkeit des künstlerischen Ausdrucks können Popularität und Wert eines Werkes steigern. Die individuelle Handschrift eines Künstlers kann den Wert eines Kunstwerks prägen und es zu einem begehrten Juwel auf dem Markt machen.

Die Verkaufshistorie

Die Verkaufshistorie informiert über die Reise des Werks durch den Kunstmarkt und seine Resonanz bei Sammlern und Käufern. Sie gibt Hinweise darauf, wie das Werk in der Vergangenheit auf dem Markt wahrgenommen und von Sammlern geschätzt wurde. 

Je schwieriger es ist, ein bestimmtes Kunstwerk zu erwerben, desto eher sind Sammler und Investoren bereit, einen hohen Preis dafür zu bezahlen. Hat ein Werk hingegen in der Vergangenheit überaus häufig den Besitzer gewechselt, verliert es seinen Reiz. Noch schlimmer ist es, wenn es auf Auktionen angeboten wurde und bei den Bietern keinen Anklang fand.

Eine interessante Verkaufshistorie schafft Vertrauen bei potenziellen Käufern und signalisiert, dass das Werk von hoher Qualität und begehrt ist. Sie gibt Auskunft über die Preisentwicklung des Kunstwerks im Laufe der Zeit. Etwaige Wertsteigerungen sind auf einen Blick zu erkennen und basierend darauf kann der Interessent eigene Prognosen für die Zukunft anstellen.

Die Provenienz

Die Provenienz ist ähnlich wie die Verkaufshistorie ein Rückblick in die Vergangenheit, allerdings liegt ihr Fokus auf der Herkunft und den vorherigen Besitzern des Werks. Eine prestigeträchtige Provenienz, also eine nachweisbare Verbindung zu bedeutenden Sammlungen, Museen oder bekannten Persönlichkeiten, wirkt sich meist wertsteigernd aus. Der Einfluss und das Ansehen der früheren Besitzer verleihen dem Werk eine zusätzliche Aura und machen es für Sammler und Kunstliebhaber begehrenswerter.

Darüber stärkt eine lückenlose Dokumentation der Provenienz und eine klare Eigentümerkette das Vertrauen der Sammler. Bereits die Gewissheit, dass ein Kunstwerk auf legalem und ethischem Wege in den Besitz gelangt ist, kann das Interesse potenzieller Käufer steigern.

Der Zustand

Ein Kunstwerk, das sich in einem hervorragenden Zustand befindet, ohne Beschädigungen, Verfärbungen oder Verschlechterungen, wird von Sammlern, Kunstliebhabern und Investoren fast immer höher bewertet. Sie schätzen es, wenn die ursprüngliche Schönheit und Ausdruckskraft auch nach vielen Jahren noch zur Geltung kommen.

Selbstverständlich muss der Zustand eines Kunstwerks immer auch im Zusammenhang mit seinem Alter und seiner Historie betrachtet werden. Bei jahrhundertealten Werken können gewisse Alterserscheinungen akzeptiert werden, solange sie die Integrität des Werks nicht wesentlich beeinträchtigen.

Der Zustand eines Kunstwerks wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Dazu zählen die Art der verwendeten Materialien, die Lagerung und Pflege im Laufe der Zeit und auch restauratorische Maßnahmen.

Die Seltenheit

Gibt es von einem begehrten Künstler nur wenige Werke, wirkt sich das in der Regel direkt auf deren Preis aus. Die begrenzte Verfügbarkeit und die Tatsache, dass es eine seltene Gelegenheit ist, das Werk zu besitzen, erzeugen eine starke Nachfrage. Sammler und Kunstliebhaber sind bereit, für solch einzigartige Stücke hohe Preise zu bezahlen.

Die Seltenheit kann verschiedene Ursachen haben. So kann es sein, dass der Schaffenszeitraum des Künstlers nur kurz währte, vielleicht ist er früh verstorben oder er hat sich bewusst dazu entschieden, nur wenige Werke zu produzieren. Oder das Genre, die Technik oder das Material des Kunstwerks ist so ungewöhnlich, dass es nur selten anzutreffen ist. In jedem Fall haben Werke, die herausstechen und sich von der Masse abheben, eine besondere Anziehungskraft, was sich auch im Preis niederschlagen kann.

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