Norwegischer Staatsfonds – Aktuelles Vorbild für das deutsche Rentensystem?

Schon viele Jahre gibt es im Hinblick auf das deutsche Rentensystem Diskussionen darüber, ob die Beiträge nicht zumindest teilweise anderweitig als bisher investiert und angelegt werden sollten. Spätestens die FDP hat mit ihrer Idee zur Aktienrente dargelegt, dass ein Umdenken notwendig ist. Bisher werden die Beiträge zur Rentenversicherung sehr konservativ investiert, was zwar eine hohe Sicherheit bedeutet, leider aber oft eine vergleichsweise geringe Rendite bringt. Daher gibt es international eine Reihe von Vorbildern, wie zum Beispiel Aktien mit in die gesetzliche Altersvorsorge eingebunden werden können. Ein solches Beispiel ist der norwegische Staatsfonds.

Worum handelt es sich beim norwegischen Staatsfonds?

Wie der Name vermuten lässt, handelt es sich beim norwegischen Staatsfonds um einen speziellen Fonds, der unter der Verwaltung und Aufsicht des norwegischen Staates steht. Dazu teilt er sich faktisch in zwei Fonds auf, nämlich:

  1. Staatlicher Pensionsfonds Norwegen
  2. Staatlicher Pensionsfonds Ausland

Der Unterschied besteht darin, woher die Einnahmen des Fonds stammen. Beim staatlichen Pensionsfonds Norwegen ist es so, dass dieser die Mittel verwaltet, die in Form der Beiträge zur Sozialversicherung fließen. Beim staatlichen Pensionsfonds Ausland hingegen sind es die Einnahmen aus der Erdölförderung, die innerhalb dieses Teilfonds verwaltet werden. Insbesondere der staatliche Pensionsfonds Norwegen kann auch ein Vorbild für Deutschland sein, denn dort werden die Beiträge zur Rentenversicherung zu einem größeren Teil in Aktien angelegt.

Anlageschwerpunkt ist beim staatlichen Pensionsfonds Norwegen eindeutig Norwegen selbst mit einem Anteil von über 80 Prozent. Investiert wird in erster Linie in Aktien, aber ebenfalls in weitere Altersklassen. Die Aufteilung des Vermögens sieht wie folgt aus:

  • Aktien: ca. 70 %
  • Anleihen: ca. 27 %
  • Immobilien: ca. 3 %
  • Erneuerbare Energien: unter 1 %

Daran erkennt man, dass auch die Diversifizierung ein wichtiges Thema beim norwegischen Staatsfonds ist.

In welche Finanzwerte investiert der norwegische Staatsfonds?

Eine Besonderheit besteht beim norwegischen Staatsfonds darin, dass eine sehr breite Streuung des Kapitals erfolgt. Aktuell sind es insgesamt über 9.000 Unternehmen, an denen der norwegische Staatsfonds durch seine Beteiligungen einen Anteil hat. Es wird in Aktien aus über 60 Ländern investiert und zudem zählen mehr als 800 Immobilien zum Sondervermögen des norwegischen Staatsfonds. Lediglich eine Begrenzung des jeweiligen Aktienanteils auf 70 Prozent ist in den Bedingungen festgelegt. Mit einem Volumen von über eine Million Euro handelt es sich zudem beim norwegischen Staatsfonds um den weltweit größten Aktionär.

Norwegischer Staatsfonds als Vorbild für die Aktienrente?

Immerhin ist Deutschland mit der geplanten Achsenrente zumindest auf einem Weg dorthin, wo Norwegen mit seinem Staatsfonds schon viele Jahre angekommen ist. Jedoch ist der geplante Aktienanteil, der aufgrund der Beiträge zur Rentenversicherung angedacht ist, noch erheblich geringer. Es sollen nicht mehr als sieben Prozent der Rentenversicherungsbeiträge sein, die dann in Aktien angelegt werden. Noch einmal zur Erinnerung: Beim norwegischen Staatsfonds ist der Anteil auf 70 Prozent begrenzt und beläuft sich momentan auch auf knapp diese 70 Prozent. Von der Konstruktion her kann der norwegische Staatsfonds jedoch dennoch ein Vorbild für Deutschland sein, dann muss aber der geplante Aktienanteil noch deutlich erhöht werden.

Können Privatanleger in den norwegischen Aktien Staatsfonds investieren?

Für Privatanleger ist es leider nicht möglich, eigenes Geld in den norwegischen Staatsfonds zu investieren. Es besteht keine Gelegenheit, eventuelle Anteile am Fonds zu erwerben, wie es bei zahlreichen anderen Fonds möglich ist. Trotzdem müssen Anleger nicht komplett auf dieses Vorbild verzichten, denn sie können in gewisser Weise die Strategie und die Vorteile des norwegischen Staatsfonds nachbilden. Das funktioniert zum Beispiel mit ETFs.

Wenn Sie sich an der Anlagephilosophie des norwegischen Staatsfonds orientieren, können Sie – wenn auch nicht mit einer so breiten Streuung des Vermögens – über ETFs gut diese Anlagestrategie nachbilden. Leitbilder sind:

  • Kapital sollte langfristig investiert werden
  • Keine Spekulationen
  • Breite Streuung des Vermögens (Diversifikation)
  • Viele unterschiedliche Aktienwerte
  • Nachhaltig investieren

Um die Diversifikation des norwegischen Staatsfonds zumindest annähernd nachzubilden, sollten Sie sich für mindestens drei unterschiedliche ETFs entscheiden. Diese würden sowohl einen Aktienindex als auch einen Anleiheindex nebst eines Immobilien-Index als Grundlage haben. Beim Aktienindex sollten Sie sich bevorzugt für solche ETFs entscheiden, die einen Index nachbilden, der möglichst viele, internationale Aktien beinhaltet. Ein Beispiel ist der MSCI World Index.

Weitere Beiträge aus dieser Kategorie

Kommentare sind geschlossen, aber trackbacks und Pingbacks sind offen.