Umfrage: Wahlausgang könnte Aktienmärkte stark belasten oder beflügeln

Während Donald Trump häufig im Falle seines Wahlsiegs steigende Aktienkurse in Aussicht stellt, hält sich seine demokratische Konkurrentin Kamala Harris mit solchen Aussagen zurück. Stattdessen kündigt sie höhere Kapitalertragssteuern und andere bei Aktionären unbeliebte Maßnahmen an. Das hinterlässt offenbar Eindruck. Eine Umfrage ergab, dass viele Investoren ihr Anlageverhalten vom Wahlausgang abhängig machen würden.

Auswirkung des Wahlausgangs auf Kursentwicklung

Der 5. November, der Termin der US-Präsidentschaftswahl, rückt näher und gleichzeitig gewinnt dieses Thema auch für die Akteure an den internationalen Aktienmärkten an Bedeutung. Wie wird der Aktienmarkt auf den Wahlausgang reagieren? Was wäre besser für die Kursentwicklung an der Wall Street: ein Präsident Donald Trump oder eine Präsidentin Kamala Harris? Eine Umfrage unter Investmentprofis brachte ein ziemlich eindeutiges Ergebnis.

Trump-Sieg: Aktienengagements dürften steigen

Eine Umfrage von Bloomberg Terminal ergab, dass institutionelle Investoren allgemein vermuten, dass sich ein Trump-Sieg vorteilhafter auf den Aktienmarkt auswirken dürfte. Von 340 befragten Investoren gab rund ein Drittel an, dass sie ihr Aktienengagement reduzieren würden, sollte Harris die neue US-Präsidentin werden, 28 Prozent der Befragten würden das Aktienengagement erhöhen. Im Falle eines Wahlsiegs von Donald Trump liegt das Verhältnis bei 50 zu 50. Etwa die Hälfte der Befragten würde das Engagement in Aktien vergrößern, die andere Hälfte würde es verkleinern.

Harris-Sieg: Anleihen wären wohl gefragter

Genau umgekehrt sieht es bei Anleihen aus: Hier würde laut Umfrage ein Wahlsieg von Harris zu einer höheren Kaufnachfrage führen. Fast 50 Prozent der befragten Investmentprofis würden ihre Anleihenbestände unter Trump reduzieren, während bei einem Wahlsieg von Harris nur 23 Prozent das tun würden. Man könnte also davon ausgehen, dass es hierbei zu einem gewissen Teil zu Umschichtungen kommen würde. Im Falle eines Wahlsiegs von Trump scheinen viele Investoren bereit zu sein, ein höheres Risiko einzugehen. Im Falle eines Wahlsiegs von Harris würden sie hingegen Anleihen und damit die allgemein als sicherer geltende Anlageklasse bevorzugen. Manche befürchten sogar einen Crash am Aktienmarkt, sollte Harris die Wahl gewinnen.

Trump-Sieg: tendenziell aktienfreundliche Stimmung erwartet

Die Umfrage zeigt, dass die Marktstimmung in Bezug auf Aktien und Anleihen eine klare Trennung aufweist. Die Anleger scheinen einen stärkeren Aktienmarkt unter Trump zu erwarten, wohingegen eine Harris-Präsidentschaft als vorteilhafter für Anleihen angesehen wird.

Diese Umfrageergebnissen lassen die Vermutung zu, dass die Aktienkurse unter Trump – zumindest kurzfristig nach der Wahl – stärker steigen könnten, während die Anleihenkurse unter Harris Aufwind erwarten könnten. Es scheint, als würden die im Vergleich zu Trump deutlich ambitionierteren Steuerpläne der demokratischen Präsidentschaftskandidatin viele Investoren abschrecken – auch wenn Harris wohl nicht so hohe Steuern einführen will, wie Biden sie zuvor gefordert hatte. Trump hingegen steht generell für eine wirtschaftsfreundliche, von Steuererleichterungen und weniger weitreichenden staatlichen Eingriffen geprägten Politik. Manager und Investoren scheinen zu erwarten, dass sich dieser politische Kurs positiv auf die Gewinnsituation börsennotierter Unternehmen auswirken könnte.

Ist der Einfluss des Präsidenten tatsächlich so groß?

Obwohl man also denken könnte, dass es deutliche Unterschiede bei den beiden Kandidaten gibt, so zeigt die Geschichte, dass Aktien in der Regel unabhängig von der politischen Führung steigen. Der S&P 500 hat seit 1945 unter Demokraten eine durchschnittliche jährliche Rendite von elf Prozent und sieben Prozent unter Republikanern erzielt, schreibt Bloomberg. Dieser Unterschied in der Performance hängt aber vermutlich weniger mit der Parteizugehörigkeit des Präsidenten zusammen, sondernlässt sich eher durch makroökonomische Faktoren erklären. Dazu zählen beispielsweise die Geldpolitik der Fed oder die konjunkturelle Lage während der jeweiligen Präsidentschaftsperiode.

Höhere Verschuldung unabhängig vom Wahlausgang erwartet

Die Finanzpolitik der beiden Kandidaten wirft auch allgemeinere wirtschaftliche Fragen auf. Egal, ob der nächste Präsident Harris oder Trump heißt, die Kreditaufnahme des Bundes auszuweiten, planen wohl beide. Trump plant, die Steuersenkungen von 2017 dauerhaft zu verlängern, was die Schuldenquote der USA im nächsten Jahrzehnt auf 142 Prozent des BIP ansteigen ließe. Bloomberg Economics erklärt, dieses Niveau wäre um etwa 20 Prozent höher als am Ende des Zweiten Weltkriegs. Auch wenn die steigende Verschuldung besorgniserregend sein mag, so bleibt die Mehrheit der Befragten zuversichtlich, dass es den USA unter der nächsten Regierung gelingen dürfte, eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit zu vermeiden.

Wall Street weiterhin die Nase vorn?

Generell herrscht unter den befragten Investoren eine bullische Stimmung hinsichtlich der weiteren Entwicklung der US-Börsen. Zwei Drittel der institutionellen Investoren erwarten, dass sich US-Aktien in den nächsten vier Jahren besser entwickeln werden als die globalen Märkte. Vor allem der anhaltende Optimismus im Zusammenhang mit den technologischen Fortschritten soll wohl dafür verantwortlich sein. Tatsächlich sind US-Unternehmen, allen voran der Chipriese NVIDIA, weltweit führend im Bereich der künstlichen Intelligenz. Das ist ein wichtiger Faktor für die seit Jahren anhaltende Outperformance der Wall Street gegenüber den europäischen und asiatischen Märkten.

Der beeindruckende Kursanstieg der mittlerweile extrem gewichteten NVIDIA-Aktie beflügelte breite Marktindizes wie den S&P 500 oder auch den NASDAQ Composite im ersten Halbjahr 2024.

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