Wie steht es um grüne Aktienfonds?

Grüne Aktienfonds hatten es in der letzten Zeit nicht leicht. Die Energiekrise, der Krieg in der Ukraine und der immer größer werdende Konflikt im Nahen Osten ließen das Thema Nachhaltigkeit in den Hintergrund treten. Doch inzwischen kaufen Fondssparer wieder verstärkt nachhaltige Finanzprodukte.

Nachhaltigkeit in der Finanzbranche

Längst ist Nachhaltigkeit auch in der Finanzbranche angekommen. Rendite erzielen, indem sie etwas Gutes tun, ist der Wunsch einer wachsenden Zahl von Anlegerinnen und Anlegern. Nachhaltige Fonds hatten allerdings in den letzten Jahren mit einigen Problemen zu kämpfen.

Ein besonders relevanter Punkt ist die Wertentwicklung. Viele Fondsprodukte mit Nachhaltigkeitsschwerpunkt entwickelten sich schlechter als klassische Fonds. Wer in Solar- und Windparkfirmen investierte, hatte einem klassischen, breit gestreuten Aktienportfolio gegenüber oft schlechtere Karten. In Zeiten der Energiekrise und des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine boomten dagegen die Aktien von Ölmultis und Rüstungskonzernen. So legte der Kurs der Rheinmetall-Aktie beispielsweise so stark zu, dass das Unternehmen in den Deutschen Aktienindex DAX aufgenommen wurde.

Trendumkehr

Dass es sich bei dieser schwächeren Performance lediglich um eine Momentaufnahme handelt, davon ist so mancher Experte überzeugt. Wenn man die Kurven in gewissen Zeitfenstern vergleicht, kann man durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass nachhaltige Fonds teils deutlich schlechtere Renditen erzielt haben. Aber es gibt auch wissenschaftliche Studien, die sichtbar machen, dass Nachhaltigkeit nicht zu Renditeeinbußen führt. Nachhaltige Fonds scheinen vielmehr sogar etwas risikoresistenter zu sein.

Auch aufgrund der eher enttäuschenden Performance hatten nachhaltige Fonds auf der ganzen Welt im letzten Jahr mit Mittelabflüssen zu kämpfen. 

Im aktuellen Jahr hat sich dieser Trend jedoch umgekehrt und grüne Aktienfonds ziehen wieder Gelder an. Statistiken des Fondsverbands BVI zufolge, hat in Deutschland die Bedeutung nachhaltiger Fonds sogar schon 2023 zugenommen. Ende 2023 lag das Gesamtvolumen nachhaltiger Publikums- und Spezialfonds bei rund 900 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2022 ist das eine Steigerung von 20 Prozent. Nachhaltige Geldanlagen machen somit rund ein Fünftel des gesamten deutschen Fondsmarktes von rund vier Billionen Euro aus.

Greenwashing verunsichert Anleger

In der Vergangenheit geriet die Fondsbranche beim Thema Nachhaltigkeit auch aus einem anderen Grund unter Druck: Der Verdacht des Greenwashing, einer Art Etikettenschwindel bei grünen Fondsprodukten, tauchte wiederholt auf. Die US-Börsenaufsicht verhängte sogar eine Millionenstrafe gegen die DWS, eine Fondstochter der Deutschen Bank, weil ihr Fonds doch nicht so nachhaltig waren wie behauptet. 

Greenwashing ist auch nach wie vor ein Problem. Es verunsichert die Verbraucherinnen und Verbraucher, die gerne grün investieren möchten und dann ernüchtert feststellen müssen, dass sie wohl doch irgendwie in umweltschädigende Konzerne wie Total oder Shell investieren.

Auswahl von Aktien durch Ausschlussverfahren

Bei der Auswahl geeigneter Aktien gehen nachhaltige Fonds in der Regel mehrstufig vor. Bestimmte Branchen wie Rüstungsindustrie oder fossile Energie werden per Ausschlussverfahren ausgeschlossen. Nachhaltigkeitsratings von Unternehmen werden gerne positiv berücksichtigt. Es spielt eine Rolle, wie sehr sich Unternehmen für den Klimaschutz, den Erhalt der Artenvielfalt oder den Schutz der Menschenrechte einsetzen.

Auf europäischer Ebene unterteilt man Fondsanlagen mittlerweile in bestimmte Kategorien, damit den Anlegerinnen und Anlegern die Entscheidung leichter fällt. Gemäß EU-Offenlegungsverordnung gibt es genau zwei Arten von nachhaltigen Fonds: 

  • Fonds nach Artikel 8 investieren zumindest teilweise in nachhaltige Anlagen. 
  • Fonds nach Artikel 9 investieren dagegen ausschließlich in nachhaltige Anlagen.

Investoren wollen Impact

Auf sogenannte dunkelgrüne Artikel-9-Fonds setzen auch diverse nachhaltige Banken, die eigene Fonds anbieten. Wenn man Anlegerinnen und Anleger nach ihren Motiven für eine nachhaltige Geldanlage fragt, erklären mehr als zwei Drittel, dass es ihnen wichtig ist, eine positive Wirkung zu erzielen. Genau das sollen Fonds, die unter Artikel 9 zusammengefasst sind, garantieren: die Wirkung der Fondsanlage und den Nachweis dazu.

Das EU-Regelwerk wurde allerdings gerade erst eingeführt und steht derzeit noch auf dem Prüfstand. Bis Mitte 2025 soll jedoch mehr Klarheit geschaffen werden, wie grün Fondsprodukte wirklich sind. Das Greenwashing soll weiter erschwert werden. Die neuen Leitlinien der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA sind viel klarer und strenger. Ab Mai 2025 dürften sie für alle grünen Fonds gelten. Dann wird sich bei vielen Fonds einiges verändern. Vieles, was bisher noch möglich war, hat dann im grünen Aktienfonds nichts mehr zu suchen. Alternativ wären die Fonds gezwungen, sich umzubenennen, damit der Name nicht mehr suggeriert, dass es sich um einen grünen Fonds handeln könnte.

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