Nach der Europawahl: Bank-Aktien unter Druck
Das zentrale Thema an den Märkten blieb heute unverändert der Rechtsruck, den die Europawahlen am Wochenende aufgezeigt haben. Dass die schlechten Wahlergebnisse seiner Partei den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron dazu bewogen, eine Neuwahl der Nationalversammlung anzukündigen, verschärfte die Lage zusätzlich. Diese anhaltenden politischen Unsicherheiten nach der Europawahl machten dem Bankensektor auch heute zu schaffen. Europäische Anleihen und Bank-Aktien stehen unter Druck.
Französische Staatsanleihen und Banken unter Druck
Ziemlich stark unter Druck standen die Kurse der französischen Staatsanleihen. Die drohenden Machtverschiebungen in Frankreich werfen Fragen auf und schüren Unsicherheiten. Auch die Sorge, dass Banken unter der Situation leiden werden, wurde nicht kleiner.
Die Aktien der französischen Großbanken BNP Paribas und Société Générale mussten bereits gestern Kursverluste hinnehmen und rutschen auch heute weiter ab. Den Pariser Handel beschlossen die französischen Banken mit einem deutlichen Abschlag. Die Papiere der BNP Paribas fielen um 3,70 Prozent auf 60,66 Euro, die Société Générale-Aktie verlor 3,19 Prozent auf 23,16 Euro und die der Crédit Agricole rutschte 3,12 Prozent nach unten auf 13,57 Euro. Deutsche Banken litten ebenfalls unter der ungewissen Situation: Die Titel der Commerzbank und der Deutschen Bank sackten ab und rutschen ans DAX-Ende. Die Deutsche Bank-Aktie verlor im XETRA-Handel zwischenzeitlich über 3,21 Prozent und fiel auf 14,79 Euro. Die Commerzbank-Aktie fällt noch weiter: um 3,36 Prozent auf 14,83 Euro. Der gesamteuropäische Sektorindex verlor ebenfalls zwei Prozent und erlebte heute den niedrigsten Stand seit Ende April.
Zum politischen Rechtsruck in Europa, den die Wahlen am Wochenende bewiesen haben, und den angekündigten Neuwahlen der französischen Nationalversammlung gesellte sich heute das Gerücht, dass Macron einen Rücktritt in Erwägung ziehe. Der Elysee-Palast wies diese Spekulationen allerdings scharf zurück.
Größter Stressfaktor: der französische Staatsanleihenmarkt
Experten der ING Bank bezeichneten heute den Markt für französische Staatsanleihen als den größten Stressfaktor der Finanzmärkte. Sie erklärten, dass die EU-Kommission prinzipiell schon bald ein Verfahren wegen übermäßiger Defizite gegen Frankreich einleiten könnte. Das Land kämpft bekanntermaßen mit einem sehr hohen Haushaltsdefizit. Zwei wichtige Fragen stehen nun im Raum. Erstens: Wie wird sich das kommende französische Parlament zusammensetzen? Und Zweitens: Wie wird dessen Haltung zur Haushaltskonsolidierung aussehen?
Andere EU-Länder ebenfalls betroffen
Die Anleihekurse anderer Staaten, die damals während der Schuldenkrise im Fokus standen, gerieten heute ebenfalls unter Druck. Sehr ärgerlich für diese Staaten! Hohe Zinsen für Anleihen aus Italien, Spanien oder Griechenland bedeuten, dass diese Staaten für die Refinanzierung mehr Geld aufwenden müssen. Und auch die Bank-Aktien anderer europäischer Länder litten unter dem allgemeinen Druck. So büßten die Anteilsscheine der italienischen UniCredit 3,41 Prozent (35,02 Euro), die der niederländischen ING Group 2,10 Prozent (15,89 Euro) und die der spanischen Santander 2,07 Prozent (4,62 Euro) ein.
Einschätzung nach wie vor neutral
Trotz der aktuellen Unsicherheiten blieb die UBS heute bei ihrer neutralen Einschätzung der Finanzbranche. Sie belegte mit einer Studie, dass europäische Banken vergleichsweise gesund sind und ihre Bewertungen durchaus attraktiv wirken. Das ist der Tatsache geschuldet, dass sich der starke Zinsanstieg in den vergangenen Monaten positiv auf die Profitabilität auswirkt. Sie wies gleichzeitig darauf hin, dass Zinssenkungen diesen Effekt schon bald ins Gegenteil verkehren könnten. Dieses Risiko sollte keinesfalls außer Acht gelassen werden.
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