Beste Wirtschaft des Jahres 2023: Griechenland! Sind griechische Aktien wieder gefragt?

Griechenland, Europas einstiges Sorgenkind, hat sich von seiner verheerenden Schuldenkrise erholt und ist endlich wieder auf Wachstumskurs. Sollten Anleger jetzt in griechische Aktien investieren?

Vom Sorgenkind zum Musterschüler

Vor zehn Jahren steckte Griechenland noch mitten in einer schweren Schuldenkrise, die ganz Europa beschäftigte. Doch das Land ist wieder zurück auf Wachstumskurs – dank rigoroser Sparmaßnahmen. Das BIP der hellenischen Republik dürfte in diesem Jahr um fast drei Prozent wachsen. Das bedeutet, es nähert sich wieder dem Niveau von 2009, vor der Krise, an. Damit wächst Griechenland schneller als der Durchschnitt der Eurozone mit 0,8 Prozent.

S&P-Rating verbessert sich auf “positiv”

Die Rating-Agentur S&P Global Ratings ist der Meinung, dass sich Griechenland auf einem guten Weg befindet, hob das Rating von „stabil“ auf „positiv“ an und bestätigte die BBB-Einschätzung. Sie stuft das Land also als mäßig risikoreich ein. Die Analysten bei Standard & Poor’s erwarten, dass die sparsame Haushaltsführung die Staatsverschuldung auch weiterhin verringert. Sie stellten in Aussicht, dass in den nächsten 24 Monaten sogar eine Anhebung des Ratings möglich sei. Dafür müsste sich das Verhältnis der Netto-Staatsverschuldung zum BIP jedoch noch weiter verbessern.

Einige der größten Anleger des Landes sind laut Reuters der Überzeugung, dass sich Griechenland wieder der Normalität annähert. Darauf würden die sinkenden Kreditkosten hinweisen. Die griechischen Banken, die während der Schuldenkrise auf staatliche Unterstützung angewiesen waren, sind nun wieder bereit für die Privatisierung. Robeco-Asset Manager Wim-Hein Pals erklärt dazu, dass ein wichtiger Meilenstein erreicht ist, wenn die staatliche Beteiligung eingestellt werden kann. Die griechische Wirtschaft ist in guter Verfassung und kann gut von weiterem Wachstum profitieren.

“Economist” wählt Griechenland zur besten Wirtschaft des Jahres

Tatsächlich fiel die Wahl des britischen Wirtschaftsmagazins „Economist“ Ende des letzten Jahres auf Griechenland, als es galt, die beste Wirtschaft des Jahres zu küren. Das Wirtschaftsblatt nahm die fünf Wirtschaftsindikatoren Börsenentwicklung, Beschäftigungswachstum, BIP, Inflation und Inflationsbreite in 35 OECD-Staaten unter die Lupe. Es war somit bereits das zweite Mal in Folge, dass die hellenische Republik das Rennen machte. Südkorea, die USA, Israel und Luxemburg folgten auf den Plätzen dahinter.

Vor allem die Börsenentwicklung in Griechenland beeindruckte die Experten. Der griechische Leitindex Athex Composite verzeichnete im Jahr 2023 ein Plus von knapp 40 Prozent. Zeitgleich bewegte sich die Inflationsrate im abgelaufenen Jahr auf relativ niedrigem Niveau um 4,16 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland belief sie sich auf 5,9 Prozent. Für 2024 wird für Griechenland eine noch geringere Preissteigerung von rund 2,75 Prozent erwartet.

Den erneuten Sieg Griechenlands nannte der “Economist” einen „weiteren unerwarteten Triumph“ und ein „bemerkenswertes Ergebnis für ein Land, dessen Name noch vor Kurzem gleichbedeutend mit Missmanagement war“.

Jetzt in griechische Aktien investieren?

Angesichts der starken Entwicklung Griechenlands dürften Anleger sich fragen, ob schon der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um wieder in griechische Aktien zu investieren. Ein Blick auf die Performance verschiedener griechischer Top-Titel zeigt, dass ein Investment, das zu Beginn des Jahres 2023 getätigt wurde, bis zum Jahresende sehr profitabel gewesen wäre. Der Zementproduzent Titan und der Mischkonzern Mytilineos verzeichneten ein beeindruckendes Plus von 80 Prozent. Wer auf Aktien der Piraeus Bank oder von Aegean Airlines gesetzt hätte, dürfte sich sogar über eine Verdopplung des Investments freuen. Alles in allem war 2023 das zweitbeste Jahr der Athener Börse seit 2019.

Für 2024 dürften vor allem Finanzwerte mit Wachstumspotenzial verlockend erscheinen, so das RedaktionsNetzwerk Deutschland. Der Bankenindex Athens gewann im Jahr 2023 satte 65 Prozent hinzu. Und das Kurs-Gewinn-Verhältnis der vier systemischen Finanzinstitute (National Bank of Greece, Piraeus Bank, Eurobank und Alpha Bank) erscheint immer noch preiswert. Die Kreditanstalten suggerierten ein zweistelliges Aufwärtspotenzial, weshalb die Deutsche Bank zu Beginn des Jahres ihre Kursziele für sie anhob.

Nicht nur Banken, auch einige Unternehmen performen gut

Neben Bankaktien empfehlen Athener Investmentkreise für das Jahr 2024 auch diverse griechische Unternehmen, deren Aktien sich bereits 2023 außergewöhnlich positiv entwickelt haben. Zu diesen Titeln zählen Hellenic Telecom, Coca-Cola HBC, Opap, Jumbo und die bereits erwähnten Aegean Airlines und Mytilineos. Allerdings sollten Anleger bedenken, dass bei bereits gut gelaufenen Aktien immer die Gefahr besteht, dass das weitere Aufwärtspotenzial begrenzt sein könnte.

Um nicht auf einzelne Unternehmen setzen zu müssen, könnte ein Investment in einen breiter gestreuten ETF in Frage kommen. Der auf griechische Aktien fokussierte Global X MSCI Greece ETF hat beispielsweise ein Nettovolumen von 198,98 Millionen US-Dollar und besteht aus 29 Positionen. Mit 13,64 Prozent stellt die griechische Nationalbank darin die größte Beteiligung dar.

Griechenland hat sich äußerst positiv entwickelt und Anleger konnten sich vor allem in den letzten Jahren über Kursgewinne freuen. Dennoch sollten sich Investoren stets des Risikos bewusst sein, mit dem ein Investment in griechische Aktien verbunden ist. Ob die hellenischen Papiere ihre Kursrallye in 2024 weiterhin erfolgreich fortsetzen können, bleibt abzuwarten.

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