Deutsche Telekom AG präsentiert überraschend gute Quartalsergebnisse

Die Deutsche Telekom AG konnte im dritten Quartal erneut bei allen wesentlichen Kennziffern ein Wachstum verzeichnen und damit die Analystenprognosen zum größeren Teil übertreffen. Der Konzern beschloss daraufhin, seine Prognose zu erhöhen.

Konzernumsätze gestiegen

Die Konzernumsätze stiegen im dritten Quartal um insgesamt 3,4 Prozent auf 28,501 Milliarden Euro. Analysten hatten 28,470 Milliarden Euro erwartet. Der Konzernumsatz der Deutschen Telekom wuchs organisch um 3,6 Prozent.

Das bereinigte EBITDA stieg auf 11,906 Milliarden Euro, was einem Plus von 5,8 Prozent entspricht. Damit wurde die Konsensprognose von 11,045 Milliarden Euro übertroffen. Das bereinigte Konzernergebnis für den Zeitraum Juli bis September betrug 2,335 Milliarden Euro. Im Vorjahr lag es noch bei 2,268 Milliarden Euro. Der Marktkonsens lag mit 2,396 Milliarden nur wenig höher.

Der unbereinigte Konzernüberschuss betrug 2,957 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 53,7 Prozent entspricht. Die Deutsche Telekom begründete die hohe Abweichung zum bereinigten Gewinn mit Bewertungseffekten. Das bereinigte Ergebnis je Aktie stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Prozent auf 0,47 Cent. Der freie Cashflow AL stieg um 32 Prozent auf 6,189 Milliarden Euro. Dieses Ergebnis lag deutlich über den Erwartungen der Analysten, die mit einem Wert von 5,471 Milliarden Euro gerechnet hatten.

Prognose nach oben korrigiert

Der DAX-Konzern korrigierte seine Prognose für das laufende Jahr nach oben. Das bereinigte EBITDA AL wird nun mit 43,0 Milliarden Euro prognostiziert. Zuvor waren es 42,9 Milliarden Euro gewesen. Die Deutsche Telekom AG begründete die Anhebung der Prognose mit der ebenfalls leicht höheren Prognose der US-Tochter T-Mobile sowie den ebenfalls höheren Erwartungen für das Europageschäft. Die Telekom geht weiterhin davon aus, dass der freie Cashflow AL im Jahr 2024 bei 19 Milliarden Euro liegen wird. Das bereinigte Ergebnis je Aktie soll weiterhin über 1,75 Euro liegen.

Im dritten Quartal konnte das operative Segment Deutschland den Gesamtumsatz um 2,5 Prozent auf 6,465 Milliarden Euro steigern. Das bereinigte EBITDA AL stieg um 3,5 Prozent auf 2,731 Milliarden Euro. Der Konzern konnte sich über ein beschleunigtes Kundenwachstum sowohl im Glasfaser-Festnetz als auch im Mobilfunk freuen. Als Reaktion auf diese Zahlen stieg der Aktienkurs an der Börse.

In den USA konnte im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzwachstum von 3,7 Prozent verzeichnet werden. Das bereinigte EBITDA stieg um 6,7 Prozent. Die US-Tochter T-Mobile hat ihre Zahlen bereits veröffentlicht. In Europa wurde ein Umsatzwachstum von 3,9 Prozent verzeichnet, während das bereinigte EBITDA um 7,7 Prozent anstieg. Die Deutsche Telekom hob hervor, dass sich die starke Entwicklung der beiden vorherigen Quartale in Europa fortgesetzt habe. Das Systemgeschäft verzeichnete einen Umsatzzuwachs von 3,3 Prozent, während der bereinigte Gewinn um 18,9 Prozent stieg.

Kampf den Schwarzsehern

Im Ringen um TV-Kunden appellierte die Deutsche Telekom an ihren Konkurrenten Vodafone, scharfer gegen „Schwarzseher“ vorzugehen. Damit sind Menschen gemeint, die in ihrer Wohnung ein Fernsehsignal nutzen, dafür aber nicht bezahlen. Bei der Vorstellung der Geschäftszahlen in Bonn wies Telekom-Finanzvorstand Christian Illek darauf hin, dass Nutzer sonst keinen Anreiz hätten, zusätzliche Produkte wie Magenta TV zu nutzen und entsprechende Verträge abzuschließen. 

Seitens der Telekom besteht deshalb großes Interesse, dass solche Fernsehsignale abgeschaltet werden.

Von Nebenkostenprivileg und Schwarzsehern

Im Fernsehgeschäft, das die Telekom intensiv beworben hatte, war der Kundenzuwachs äußerst gering. Die Zahl der Telekom-Vertragskunden mit Magenta TV stieg lediglich um 76.000. Vodafone musste im gleichen Zeitraum ein beträchtliches Minus von 2,2 Millionen verbuchen.

Der Grund dafür liegt im Ende des sogenannten „Nebenkostenprivilegs“. Seit Juli dieses Jahres ist es Vermietern nicht mehr gestattet, die Fernsehgebühren auf die Nebenkosten umzulegen. Diese Regelung ermöglichte es Vodafone über Jahrzehnte, tausende Kunden zu gewinnen. Die Mieter waren verpflichtet, die Gebühren zu zahlen, unabhängig davon, ob sie den Dienst nutzen wollten oder nicht. Inzwischen haben die Mieter die Qual der Wahl: Sie müssen sich selbst um einen Vertrag kümmern.

Die Frage, warum das Neukunden-Plus bei Magenta TV so schwach ausfällt, beantwortete Finanzvorstand Christian Illek mit der These, dass dies teilweise an „Schwarzsehern“ liegen könnte. Hierbei handelt es sich um Kunden, die von Vodafone nicht mehr fakturiert werden dürfen, aber nicht abgeschaltet sind. Darüber hinaus gibt es Kunden, die kein Interesse mehr an einem Fernsehvertrag haben und stattdessen auf Internet-Inhalte setzen.

Mediathek und Internet-Fernseher als Konkurrenz

Im Netz stehen öffentlich-rechtliche Sender wie die ARD dank Mediathek kostenlos zur Verfügung. Auch Streamingdienste wie Netflix kann jeder Haushalt selbst buchen. Bei Magenta TV ist dies ebenfalls möglich, bei solchen Kunden konnte die Telekom auch einen Zuwachs verzeichnen. Der Nachteil für das Unternehmen besteht allerdings darin, dass diese Kunden keine langfristigen Verträge abschließen und sich häufig nur für eine kurze Zeit dem Unternehmen verbunden fühlen.

Vodafone wollte sich nicht dazu äußern, wie viele Kunden den Empfang von Fernsehsignalen schwarz, also ohne Vertrag, nutzen. Ursprünglich hatte Vodafone circa 8,5 Millionen von dem Nebenkostenprivileg betroffene TV-Kunden. Von dieser Kundengruppe haben lediglich rund vier Millionen Kunden neue Verträge mit Vodafone abgeschlossen.

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