Investoren kehren Norwegen den Rücken – das sind die Gründe
Jahrzehnte galt Norwegen als stabiles Land, insbesondere für Anleger. Das ist zwar heute noch so, aber dennoch stellen Experten eine Art Flucht der Investoren aus dem nordeuropäischen Land fest. Dazu beigetragen hat unter anderem die deutlichere Abwertung der Norwegischen Krone, die auch im Inland kritisch bewertet wird. Daher möchten uns näher damit auseinandersetzen, welche Gründe die Investorenflucht aus Norwegen hat.
Abwertung der Norwegischen Kronen
Die Norwegische Krone hat insbesondere im Vergleich zum US-Dollar, aber auch zum Euro, in den letzten zwei Jahren eine Abwertung erfahren. Momentan befindet sich der Kurs etwa auf dem Niveau, wie er zuletzt zu Beginn der Corona-Krise notiert hatte. Damaliger Anlass war ein Absturz des Ölpreises, der aufgrund der reichhaltigen Ölvorkommen im nordeuropäischen besonders stark wirkt.
Für Norwegen selbst ist die Schwäche der Kronen deshalb problematisch, weil zahlreiche Güter importiert werden. Diese werden automatisch teurer, weil die Norwegischen Kronen im Vergleich zum Euro und auch zum US-Dollar an Wert verloren hat. Momentan bekommt man für einen Euro rund 11,90 Kronen, während der Kurs zum Beispiel vor rund zwei Jahren noch bei 9,80 Kronen lag.
Ölpreis zeigt ebenfalls eine Schwäche
Wenn es um die Exporte geht, steht bei Norwegen naturgemäß das Rohöl mit an erster Stelle. Allerdings zeigt sich auf hier momentan eine Schwäche, denn der Ölpreis ist in den letzten Monaten nicht unerheblich gesunken. Momentan kostet ein Barrel der Sorte BRENT etwa 80 Dollar. Die Kombination von schwächerem Ölpreis und der Schwäche der Norwegischen Kronen sorgt dafür, dass immer mehr Anleger ein Investment in Norwegen als nicht besonders attraktiv betrachten.
Zaghaftes Anheben der Leitzinsen in Norwegen
Im Gegensatz zur EZB hat die Norges Bank den Leitzins bis dato nur relativ moderat erhöht. Derzeit liegt er bei 4,25 Prozent, während die Leitzinsen sowohl in der Eurozone als auch in den Vereinigten Staaten zum Teil um fast ein Prozent höher ausfallen. Das hat direkte Auswirkungen auf Investments der Ausländer, denn natürlich sind Staaten oder Wirtschaftsräume mit höheren Zinsen attraktiver für Anleger. Im Umkehrschluss heißt das, dass immer mehr Investoren Geld in Norwegen abziehen, um stattdessen in Ländern der Eurozone oder den Vereinigten Staaten anzulegen. Durch diesen Kapitalabfluss wird zudem die Schwäche der Norwegischen Krone weiter verstärkt.
Flucht der Anleger aus Norwegen
Es sind nicht nur einige wenige Anleger, die Norwegen mittlerweile den Rücken gekehrt haben. Stattdessen sprechen Experten von einer regelrechten Anlegerflucht. Wenn wir uns die Entwicklung zwischen dem 3. Quartal 2022 dem 2. Quartal dieses Jahres betrachtet, so haben Investoren innerhalb dieses Zeitraums unter anderem Aktien aus Norwegen im Gegenwert von über 50 Milliarden Kronen verkauft. In Euro umgerechnet ist das eine Summe von knapp fünf Milliarden Euro. Ein Grund sind laut Experten Steuererhöhungen, die es in Norwegen für Anleger aus dem Ausland als auch für die Einwohner des Landes gehabt. Das betrifft insbesondere die Vermögenssteuer, um um 0,1 Prozentpunkte angehoben wurde. Aber auch bei den Steuern auf Aktienerträge gab es ebenfalls eine Erhöhung, was zusätzlich Anleger abschrecken dürfte.
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