Oldtimer als Wertanlage: Bedeutung von Seltenheit und Exklusivität

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Oldtimer sind beliebt. In Deutschland sind aktuell etwa eine Million Personenkraftwagen, die 30 Jahre oder älter sind, zugelassen. Mehr als die Hälfte dieser Fahrzeuge besitzt ein H-Kennzeichen, welches den historischen Status des Fahrzeugs bestätigt. Allerdings bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass all diese historischen Oldtimer auch wertvoll sind. Tatsächlich kann nur ein geringer Teil von ihnen mit einer beeindruckenden Wertsteigerung aufwarten. Sehr viele alte Fahrzeuge verzeichnen trotz ihres Alters und ihres Charmes kaum oder gar keine Wertzuwächse.

Leidenschaft für Garagengold

Spezialisierte Händler für historische Fahrzeuge bestätigen, dass Oldtimer nach wie vor hauptsächlich aus Leidenschaft gekauft werden. Nur vereinzelt geben sich Käufer als reine Geldanleger zu erkennen. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen gewinnen Oldtimer aber für manche Investoren an Attraktivität.

Die Preise für Oldtimer haben sich in der letzten Zeit auf hohem Niveau stabilisiert, wobei die Wertentwicklung der verschiedenen Modelle stark variiert. In den letzten 20 Jahren verzeichneten einige, wie der seltene BMW 507 oder bestimmte Porsche 911er-Modelle, enorme Wertsteigerungen, während andere Fahrzeuge nur sehr moderate Wertzuwächse erzielten. Solche Angaben stellen natürlich stets Durchschnittswerte dar. Im Einzelfall beeinflussen bestimmte Faktoren wie Zustand, Besonderheiten und das Verhältnis von Angebot und Nachfrage den Preis. Generell gilt: Je seltener ein Fahrzeug ist, desto wertvoller kann es im Laufe der Zeit werden.

In Deutschland sind derzeit knapp 600.000 Oldtimer mit dem begehrten H-Kennzeichen zugelassen. Um dieses Kennzeichen zu erhalten, muss das Fahrzeug in einem guten und erhaltungswürdigen Zustand sein und darf keine gravierenden Schäden aufweisen. Seit 2020 können theoretisch auch Modelle aus den frühen 1990er-Jahren ein solches Kennzeichen erhalten – wie zum Beispiel der Audi 100 C4, der Mercedes-Benz 500 E oder der BMW 3er E36. Experten beobachten auch einen gewissen Trend zu sogenannten Youngtimern, also Fahrzeugen, die zwar schon älter sind, aber noch kein H-Kennzeichen erhalten können, weil sie dafür wiederum noch zu jung sind. Die BMW-Modelle Z3 und Z4 oder die neueren Modelle der Chevrolet Corvette sind bekannte Beispiele dafür.

Wichtige Faktoren für die Wertbeständigkeit eines Oldtimers

Beim Kauf eines Oldtimers mit Fokus auf Wertzuwachs spielen mehrere entscheidende Faktoren eine wichtige Rolle für die langfristige Wertbeständigkeit des Fahrzeugs. Dazu zählen eine vollständige und lückenlose Historie des Fahrzeugs, umfassende Dokumentation von durchgeführten Restaurationen sowie ein kontinuierlich gepflegter und guter Zustand des Fahrzeugs.

Finanzexperten raten, je nach individuellen Anlagezielen und Gesamtvermögen, eine Beimischung von maximal 15 Prozent des liquiden Vermögens in Form von Oldtimern in Betracht zu ziehen. Als Investment geeignet sind seltene, besondere Fahrzeuge in originalgetreuem Zustand mit einem Wert von mindestens 100.000 Euro. Der Grund für den Mindestpreis ist einfach erklärt: Bei Fahrzeugen mit geringerem Wert stellen die laufenden Kosten im Verhältnis zum Fahrzeugwert eine zu große Belastung dar. Zu diesen laufenden Kosten zählen unter anderem die Gebühren für das H-Kennzeichen, die Miete für eine geeignete Garage und die Versicherung des Oldtimers. Sie fallen in der Regel unabhängig vom Fahrzeugwert an und somit bei niedrigeren Fahrzeugpreisen stärker ins Gewicht.

Laufende Kosten – ja, laufende Erträge – nein

Für Käufer, die bei Oldtimern eine Rendite im Blick haben, sind die laufenden Kosten ein wichtiger Faktor. Dies wird durch folgendes Rechenbeispiel verdeutlicht:

  • Kaufpreis des Fahrzeugs: 100.000 Euro
  • Sonstige und laufende Kosten wie Wertgutachten, Steuer, Versicherung, Miete zur Unterbringung sowie Reparaturen und Ersatzteile für 10 Jahre: etwa 4.000 Euro pro Jahr.
  • Dies entspricht 4 Prozent jährlicher Kosten im Verhältnis zum Kaufpreis des Fahrzeugs.

Die Kosten sind demnach im Vergleich zu konventionellen Anlagen wie Aktien oder Anleihen erheblich höher. Zudem ist zu bedenken, dass Oldtimer, ähnlich wie andere alternative Sachwerte wie Gold, Wein oder Kunst, keine laufenden Erträge generieren.

Allein aus diesen Überlegungen erkennt man, wie wichtig es ist, dass das Fahrzeug Exklusivität bietet, die die Chancen auf Wertsteigerung erhöht. Für ein Investment können deshalb auch Sondereditionen eines Klassikers interessant sein. 

Käuferschutz durch Wertgutachten

Ein Investor sollte bei der Auswahl eines Oldtimers darauf achten, dass ein aktuelles Wertgutachten vorliegt. Dieses ist nicht nur für die Beurteilung des Kaufpreises und einer angemessenen Versicherung des Fahrzeugs erforderlich, sondern dient auch dem Schutz des Käufers vor möglichen Fälschungen. Ohne fundierte Kenntnisse einer bestimmten Marke oder eines speziellen Fahrzeugs wird vom Kauf klassischer Fahrzeuge im Alleingang abgeraten. Da sollten Käufer besser auf die Unterstützung von Oldtimerexperten oder Sachverständigen zurückgreifen. Der Aufwand dafür ist eine sinnvolle Investition und erspart dem Anleger eventuelle, spätere, böse Überraschungen.

Oldtimernutzung im Alltag

Viele Oldtimer Liebhaber möchten ihre automobile Leidenschaft auch auf der Straße zeigen. Dank des H-Kennzeichens ist dies in der Regel problemlos möglich. Glücklicherweise müssen Oldtimerbesitzer in Deutschland keine Fahrverbote aufgrund von Abgasnormen fürchten. Fahrzeuge mit H-Kennzeichen dürfen grundsätzlich mit einer generellen Ausnahmegenehmigung in Umweltzonen einfahren, da man im Allgemeinen davon ausgeht, dass solche Fahrzeuge nicht tagtäglich genutzt werden. Diese Ausnahmegenehmigung gilt übrigens auch für ausländische Oldtimer, sofern ihr Oldtimerstatus durch den international anerkannten Oldtimer-Fahrzeugpass des Oldtimer-Weltverbandes FIVA belegt wird. Bei möglichen Diesel-Fahrverboten hingegen obliegt die Entscheidung über etwaige Ausnahmeregelungen den Kommunen.

Die Frage, ob es bei einem wertvollen Oldtimer, der primär als Wertanlage erworben wurde, ratsam ist, ihn den Gefahren des Straßenverkehrs auszusetzen, ist durchaus berechtigt. Neben möglichen Unfallschäden besteht auch das Risiko einer Wertminderung durch Verschleiß, was sich auf das Investment ungünstig auswirkt. Wenn der Hauptzweck des Oldtimerkaufs in der Wertsteigerung liegt, ist es sinnvoller, das Fahrzeug zu schonen und beispielsweise nur bei besonderen Anlässen oder Veranstaltungen auszustellen, um den Erhaltungszustand und damit den Wert des Fahrzeugs möglichst optimal zu bewahren.

Fazit

Oldtimer können als Wertanlage interessant sein, sofern sie Exklusivität bieten und in einem möglichst originalgetreuen Zustand sind. Wertsteigerungen sind jedoch nicht garantiert und die laufenden Kosten können erheblich sein. Für Liebhaber bleiben Oldtimer dennoch ein besonderes Fahrerlebnis und ein Ausdruck ihrer automobilen Leidenschaft.

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