Investieren in Oldtimer: Oldtimer als attraktive Geldanlage?

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Zinsen und Oldtimer

Wenn die Zinsen fallen, steigt das Interesse an Sachwerten. Seit rund 30 Jahren rücken auch Oldtimer immer mehr in den Fokus der Investoren. Mittlerweile sind die Preise, die bei Oldtimer-Verkäufen erzielt werden, teilweise so hoch, dass einige von „Goldtimern“ sprechen.

Die Preise für Oldtimer steigen

Nicht nur für Aktien gibt es Indizes, sondern auch für Oldtimer! Zu den wichtigsten und bekanntesten für den deutschen Markt zählt der Deutsche Oldtimer Index des VDA (Verband der Automobilindustrie). Er beinhaltet 88 repräsentative Oldtimer-Modelle und spiegelt in Hinblick auf Spezifikationen, Herstellerland und Häufigkeit den deutschen Oldtimermarkt zuverlässig wieder.

Sein Trend geht stetig nach oben und Anleger dürfen sich über beachtliche Renditen freuen. Allerdings nur, wenn sie auf die richtigen Fahrzeuge gesetzt haben. Seltene Fahrzeuge, Einzelstücke oder Rennwagen, die oft auch noch berühmten Persönlichkeiten gehörten, erzielen bei Auktionen regelmäßig Rekordpreise.

Weniger lukrativ sind jene Oldtimer, die in erster Linie Liebhaber und Enthusiasten begeistern, und das nur allein wegen ihrer Schönheit. Mit Rekordsteigerungen, Seltenheitswert oder beeindruckender Rendite können diese Modelle nicht dienen. Die Kaufpreise liegen meist unter 20.000 Euro und der Wertzuwachs wird meist von den laufenden Pflege-, Wartungs- und Unterhaltskosten aufgebraucht.

Dennoch sind gerade solche Fahrzeuge im Deutschen Oldtimer Index stark vertreten. Ausreißer mit Verkaufspreisen im sieben- bis achtstelligen Bereich sind darin die Ausnahme, von den meisten Fahrzeugen wurde eine gewisse Stückzahl produziert.

Oldtimer mit dem größten Wertzuwachs

Eine generelle Aussage zum Wertzuwachs lässt sich nicht treffen, relevant ist immer der Zeitraum, über den man die Wertentwicklung verfolgt. So führten 2015 der Toyota Celica Coupé Baujahre 1972-1978, der Pontiac Firebird der Baujahre 1978 und 1979, der zwischen 1964 und 1965 hergestellte Porsche 356 C mit 75 PS, der Ferrari 328 GTS (1985-1988) und der als „Pagode“ bekannte Mercedes Benz 280 SL die Bestenliste des VDA an. Überraschenderweise befand sich mit dem Mazda MX-5 Cabriolet der ersten Generation von 1989 bis 1994 ein Youngtimer unter den Top10. Den 10. Platz belegte der VW Bulli (VW Bus Typ 2 T2).

Wenn man nun den stärksten Wertzuwachs zwischen dem Beginn der Indexberechnung im Jahr 1999 und dem Ermittlungsjahr 2015 betrachtet, tauchen ganz andere Modelle in den Top 10 auf:

  1. Mercedes Benz 300 SL Flügeltürer
  2. VW Bulli (VW Bus Typ 2 T2)
  3. Citroen 2CV 6 (Ente)
  4. Ford Escort 1100 S (1968-1970)
  5. Porsche 924 Coupé

Viele dieser Fahrzeuge waren ursprünglich gar nicht so teuer und konnten dadurch langfristig eine hohe Wertsteigerung erzielen. Von all diesen Fahrzeugen schaffte es einzig und allein der VW Bulli in die Top 10 des Jahres 2015.

Oldtimer-Auswahlkriterien für Anleger

Pflege- und Erhaltungszustand des Fahrzeuges

Um den Pflege- und Erhaltungszustand eines Oldtimers zu ermitteln, werden Noten von 1 bis 5 verteilt. Abstufungen mit + und – sind dabei üblich.

Note 1 bekommt ein Fahrzeug im absoluten Top-Zustand, ohne irgendwelche Mängel an Technik, Optik und Historie. Solche Fahrzeuge sind entweder komplett original und extrem gut erhalten oder sie sind perfekt restauriert und stehen da wie neu.

Note 2 erhalten technisch und optisch mängelfreie Fahrzeuge mit leichten Gebrauchsspuren.

Der Großteil der Oldtimer, auch wenn sie liebevoll gehegt und gepflegt werden, schaffen nur die Note 3. Sie sind zwar voll fahrbereit und verkehrssicher, weisen aber kleinere Mängel auf. Sie haben keine Durchrostungen und es sind eigentlich keine Arbeiten notwendig.

Bei Fahrzeugen mit Note 4 sieht die Welt dann schon anders aus: Sie sind nur bedingt fahrbereit, befinden sich oft in einem verbrauchten Zustand, und sind möglicherweise teilrestauriert.

Note 5 bekommen nicht-fahrbereite Fahrzeuge, oftmals Scheunenfunde, die schlecht restauriert oder sogar zerlegt sind.

Originaltreue

Eine originalgetreue Restaurierung vergrößert die Wahrscheinlichkeit, dass das Fahrzeug im Wert steigt. Ohne eine saubere Dokumentation der durchgeführten Arbeiten und das richtige Fahrgestell mit Matching Numbers bei Motor und Chassis sind bei Straßen- und Sportwagen die Voraussetzungen für eine hohe Wertsteigerung oft nicht gegeben.

Popularität

Um als Investment überhaupt in Frage zu kommen, muss der Oldtimer eine gewisse Beliebtheit vorweisen. Erst sie eröffnet den Geldanlagemarkt. Anleger müssen den Markt deshalb genau kennen und sollten dann zuschlagen, wenn sie beliebte und unterbewertete Exemplare finden. Ohne eine große Affinität zu Oldtimern ist ein Investment in diese Fahrzeuge deshalb kaum sinnvoll.

Oldtimer, deren Wert wachsen wird

Vorherzusagen, welche Modelle mit Sicherheit im Wert steigen werden, kann vermutlich niemand. Allerdings zeigt die Geschichte, dass Fahrzeuge, deren Wert deutlich steigt, meist einem der beiden folgenden Bereiche zuzuordnen ist:

  1. Seltene und exotische Fahrzeuge mit einem ausgeprägten Alleinstellungsmerkmal und hohem Wiedererkennungswert
  2. Klassische Alltagsfahrzeuge, die mittlerweile einen gewissen Seltenheitswert erlangt haben und deshalb im Wert steigen

Viele Oldtimerfans begeistern sich natürlich für alte Schmuckstücke und Legenden, aber auch für die Modelle, die sie in ihrer Jugend auf den Straßen erlebt haben. Nostalgie pur. Damals war das Modell vielleicht unerschwinglich oder es war das erste eigene Auto. Auch wahre Kultautos wie Ente und VW Bulli erfreuen sich bei Sammlern größter Beliebtheit und können durchaus Wertsteigerungen vorweisen.

Folgekosten bedenken

Beim Oldtimer kommen nach der Anschaffung noch weitere Kosten auf den Fahrzeughalter zu, einige allerdings nur, wenn das Fahrzeug auch gefahren wird:

  • Wartung
  • Pflege
  • Unterbringung
  • Versicherung
  • Steuern
  • Inspektionen
  • Reparaturen
  • Restauration / Austausch nicht originaler Teile

Wartung, Pflege und die ideale Unterbringung können für Überraschung sorgen. Eine Garage extra für den Oldtimer anzumieten, zu kaufen oder zu bauen, schmälert die Rendite immens.

Bei der Versicherung hat der Halter die Wahl beim Versicherungsumfang. Eine Versicherung, die den hohen Wert des Fahrzeugs angemessen versichert und auch Diebstahl, Vandalismus und ähnlich schlimme Szenarien abdeckt, ist unbedingt ratsam und sollte bei den laufenden Kosten nicht außer Acht gelassen werden.

Das H-Kennzeichen für historische Fahrzeuge lohnt sich steuerlich auf jeden Fall. Voraussetzung dafür ist, dass der Oldtimer-Status in einem Oldtimer-Gutachten bestätigt wurde.

Wer seinen Oldtimer auch fahren möchte, muss weitere Kosten einplanen. Der Verbrauch dürfte bei gut eingestelltem Motor und entspannter Fahrweise ähnlich hoch sein wie bei modernen Autos. Die Inspektionsintervalle sind allerdings kürzer und eventuelle Reparaturen könnten eine kostenintensive Erfahrung werden. Ersatzteile sind häufig teurer, Spezialwerkzeuge werden benötigt und wer die Reparaturen nicht selbst durchführen kann, muss auf erfahrene Profis zurückgreifen, deren Stundenlohn oft über dem normaler Werkstätten liegt.

Bei Oldtimern, die in der Anschaffung günstig sind, wurden nicht immer Original-Ersatzteile verbaut. Diese Teile durch originale Teile zu ersetzen, kann den Wert des Fahrzeugs zwar steigern, ist aber eine weitere Investition.

Grob gerechnet, sollte ein Investor für die laufenden Kosten mit 4.000 Euro pro Jahr und Oldtimer planen. Fahrzeuge mit Note 1 oder 2 haben etwas geringere Unterhaltskosten, allerdings ist deren Anschaffungspreis dafür in der Regel deutlich höher.

Fazit:

Es gibt Oldtimer mit Rekord-Wertsteigerungen, die andere Geldanlagen in den Schatten stellen. Dennoch ist diese Form der Geldanlage bei weitem nicht jedem zu empfehlen. Marktkenntnis und die Fähigkeit, interessante Modelle und Fahrzeuge als solche zu identifizieren, sind zwingend nötig. Das Investment bleibt höchst spekulativ und die laufenden Kosten verringern die mögliche Rendite drastisch. Dieses Asset ist deshalb wirklich nur für Anleger mit entsprechender Expertise und Affinität geeignet.

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