Goldpreis unter Druck – Ist die Rallye zu Ende?
Am heutigen Freitag hat sich der Goldpreis ein gutes Stück von seinem Rekordhoch von 2.425,49 US-Dollar entfernt. Er rutschte sogar wieder unter die 2.300 US-Dollar-Marke. Die überraschend stabilen US-amerikanischen Arbeitsmarktdaten, die die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung zerstörten, und die Bekanntgabe, dass die chinesische Notenbank im Mai kein Gold gekauft hat, setzten den Goldpreis unter Druck.
Starker US-Arbeitsmarktbericht
Die am Nachmittag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten fielen erstaunlich gut aus. Der unerwartet starke Anstieg der Beschäftigung und ein überraschend kräftiger Lohnzuwachs bekräftigten einmal mehr die robuste Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen in den USA schwindet immer mehr. Die Nachfrage nach Anlagen, die keine Zinsen abwerfen und zu denen auch Gold zählt, sinkt.
Außerhalb der Landwirtschaft stieg die Zahl der Beschäftigten um 272 000. Das teilte das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mit. Der Markt hatte nur mit etwa 180 000 neuen Jobs gerechnet. Analysten erklärten ebenfalls, dass der starke Arbeitsmarktbericht die Spekulation auf eine baldige Zinssenkung in den USA dämpfe.
Auch das überraschend starke Lohnwachstum deutet auf eine nach wie vor robuste Entwicklung auf dem US-amerikanischen Arbeitsmarkt hin. Nachdem die durchschnittlichen Stundenlöhne im Vormonat um 0,2 Prozent gestiegen waren, hatten Analysten auf einen Zuwachs von 0,3 Prozent spekuliert. Tatsächlich waren es aber 0,4 Prozent Anstieg im Vergleich zum Vormonat, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Es ist wohl der Mangel an Arbeitskräften, den viele US-Unternehmen bereits seit längerem beklagen, der dafür sorgt, dass die Löhne anziehen. Dafür spricht auch der Jahresvergleich: Gegenüber Mai des vorigen Jahres stiegen die Löhne um 4,1 Prozent, erwartet hatte man ein Plus von 3,9 Prozent.
Doch auch die Arbeitslosenquote ist im Mai unerwarteterweise gestiegen. Sie kletterte um 0,1 Prozentpunkte auf 4,0 Prozent und erreichte damit den höchsten Stand seit Anfang 2022. Langfristig betrachtet ist die Arbeitslosigkeit aber weiterhin vergleichsweise niedrig.
Zinsentscheidung der US-Notenbank kommt am Mittwoch
Das aktuelle, hohe Zinsniveau scheint die amerikanische Wirtschaft nicht zu tangieren. Dennoch gilt die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt als entscheidender Faktor für die Geldpolitik der US-Notenbank Fed. Ist der Arbeitsmarkt robust, kann dies zu deutlicheren Lohnzuwächsen führen und die allgemeine Inflation verstärken.
Die Fed wird am kommenden Mittwoch ihre Zinsentscheidung bekanntgeben. Analysten halten aufgrund der jüngsten Daten und vor dem Hintergrund einer weiter hartnäckigen Inflation in den USA eine Leitzinssenkung in der nächsten Woche für so gut wie ausgeschlossen. Und auch die Hoffnung auf Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf wurde von den unerwarteten Zahlen erneut gedämpft. Der starke Arbeitsmarktbericht ist vielmehr ein Grund mehr für eine eher zögerliche Zinswende.
Chinas Goldkäufe stagnieren
Aus den ebenfalls heute veröffentlichten Daten der chinesische Notenbank geht hervor, dass Zentralbank in Peking ihre massiven Goldkäufe der vergangenen Monate im Mai nicht fortgesetzt hat. Die Goldreserven des Landes stagnieren. Es ist das erste Mal seit Oktober 2022, dass China seine Goldbestände nicht erhöht hat. Die Nachricht überraschte, obwohl eine Abnahme der Zukäufe zu erkennen war. Im April hatte China die Reserven noch um 60.000 Unzen, im März um 160.000 Unzen und im Februar um 390.000 Unzen aufgestockt. Im Mai blieb es bei der bereits im April mitgeteilten Zahl von 72,80 Millionen Feinunzen. Die chinesische Zentralbank besitzt demnach umgerechnet 2.264,3 Tonnen Feingold.
Der Branchenverband World Gold Council (WGC) hatte Chinas Notenbank im ersten Quartal 2024 als stärksten Käufer am Goldmarkt im Kreis der Zentralbanken ausgemacht. Die Goldkäufe der chinesischen Notenbank hatten sich in den vergangenen Monaten als Preistreiber am Goldmarkt bemerkbar gemacht und die Goldrallye befeuert. Das Wegbrechen dieses wichtigen Käufers setzte den Goldpreis heute zusätzlich unter Druck.
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