Private Equity: Grundlagen, Strategien, Ziele und Chancen

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Private Equity (PE) oder Privates Beteiligungskapital bezeichnet eine Form der Unternehmensfinanzierung, bei der Eigenkapital oder Beteiligungskapital durch private Investoren in nicht börsennotierte Unternehmen investiert wird. Diese Investitionen zielen darauf ab, Wertsteigerungen und Renditen für die Investoren zu generieren, indem sie das Wachstum, die Umstrukturierung oder den Erwerb von Unternehmen unterstützen. Im Fokus von Private Equity sind in der Regel Unternehmen mit geringer oder sehr geringer Marktkapitalisierung, die auch “Small Caps” oder “Micro Caps” genannt werden.

Grundlagen und Strategien von Private-Equity-Investitionen

Private-Equity-Gesellschaften, die als Fonds oder Investmentgesellschaften fungieren, sammeln Kapital von institutionellen Anlegern wie Pensionsfonds oder Versicherungsgesellschaften sowie von vermögenden Privatpersonen ein. Es gibt verschiedene Strategien im Private-Equity-Bereich, darunter Leveraged Buyouts (LBOs), Wachstumskapital, Distressed-Investments und Venture Capital.

Private-Equity-Investitionen haben in der Regel einen mittel- bis langfristigen Zeithorizont. Die Investoren streben an, den Wert der Portfoliounternehmen durch operative Verbesserungen, Umstrukturierung, Expansion oder Synergien bei Unternehmenszusammenschlüssen zu steigern. Sobald diese Wertsteigerung erreicht ist, erfolgt in der Regel ein sogenannter Exit, bei dem das Private-Equity-Unternehmen seinen Anteil verkauft. Dies kann durch einen Börsengang, einen Verkauf an einen strategischen Käufer oder eine Sekundärtransaktion geschehen.

Chancen und Herausforderungen im Private-Equity-Sektor

Private Equity spielt eine bedeutende Rolle in der globalen Wirtschaft, indem es Unternehmen Zugang zu Kapital, Ressourcen und Expertise bietet, die für Wachstum und Innovation erforderlich sind. Allerdings birgt diese Anlageklasse nicht nur für Investoren, sondern auch für die Unternehmen Risiken und Herausforderungen. Sie schafft Anreize für übermäßige Verschuldung, erfordert kurzfristige Entscheidungsfindung oder hat starke Auswirkungen auf Arbeitnehmer und Stakeholder im Zuge von Umstrukturierungen und Kostensenkungsmaßnahmen.

Dennoch kann Private Equity gewichtige positive Effekte auf die beteiligten Unternehmen und die Wirtschaft insgesamt haben. Private-Equity-Gesellschaften verfügen oftmals über umfangreiche Erfahrungen und Expertise in bestimmten Branchen oder Geschäftsbereichen. Durch die Zusammenarbeit mit den Managern der Portfoliounternehmen können die Unternehmen auf dieses Wissen zugreifen und damit operative Verbesserungen und Effizienzsteigerungen erzielen. Unternehmen können so in verschiedenen Entwicklungsphasen auf Unterstützung hoffen.

Während Venture-Capital-Fonds sich auf junge, innovative Start-ups konzentrieren, die in schnell wachsenden Technologie- oder Life-Science-Branchen tätig sind, fokussieren sich andere Private-Equity-Strategien auf etablierte Unternehmen, die bereits über eine solide Geschäftsbasis verfügen, jedoch eine Umstrukturierung, Expansion oder Neuausrichtung benötigen. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Private-Equity-Markt stark entwickelt und professionalisiert. Heutzutage gibt es eine Vielzahl von Private-Equity-Gesellschaften, die sich auf unterschiedliche Anlagestrategien und geografische Regionen spezialisiert haben. Zudem hat die Branche ihre Corporate-Governance- und ESG-Standards (Umwelt, Soziales und Governance) verbessert, um den wachsenden Anforderungen von Anlegern und Stakeholdern gerecht zu werden.

Leveraged Buyout – die wichtigste Form des Private Equity

Beim Leveraged Buyout (LBO) wird ein ganzes Unternehmen von der Private-Equity-Gesellschaft (PEG) gekauft. Hierbei wird ein bedeutender Anteil des Kaufpreises durch aufgenommene Schulden finanziert, möglich sind Fremdkapitalanteile von bis zu 90%. Dieses Fremdkapital fungiert als Hebel (engl. lever), wodurch die Rendite maximiert werden kann, wenn das Zielunternehmen erfolgreich restrukturiert und optimiert wird. Der Hauptvorteil eines Leveraged Buyouts für die Private-Equity-Gesellschaft besteht darin, dass sie durch die Verwendung von Fremdkapital einen höheren Return on Equity (ROE) erzielen kann, da ein großer Teil der Investition durch Schulden finanziert wird.

Der Ablauf eines Leveraged Buyouts ist wie folgt:

  • Zunächst identifiziert die Private-Equity-Gesellschaft ein potenziell interessantes Unternehmen.
  • Sie evaluiert das Zielunternehmen gründlich und entwickelt einen Plan zur Wertsteigerung. Der Plan kann verschiedene Strategien beinhalten, wie z.B. operative Verbesserungen, Kostensenkungen, Umsatzsteigerungen oder die Umsetzung eines Buy-and-Build-Ansatzes, bei dem das erworbene Unternehmen als Plattform für weitere Akquisitionen genutzt wird.
  • Anschließend treffen die Private-Equity-Gesellschaft und das Zielunternehmen eine Vereinbarung.
  • Es folgt die hauptsächlich durch Fremdkapital finanzierte Transaktion, die PEG steuert einen kleinen Anteil des Eigenkapitals bei.
  • Im weiteren Verlauf wird das erworbene Unternehmen mit den geplanten Maßnahmen saniert und am Ende der Laufzeit wieder verkauft oder an die Börse gebracht.

Der Erfolg eines Leveraged Buyouts hängt von verschiedenen Faktoren ab, doch da es sich bei den erworbenen Unternehmen in der Regel um reife Unternehmen mit stabilen Kapitalflüssen handelt, ist das Risiko begrenzt.

Growth Capital – Wachstum ist das Ziel

Growth Capital oder Wachstumskapital wird etablierten und finanziell stabilen Unternehmen als zusätzliches Kapital zur Verfügung gestellt, damit sie ihre Geschäftstätigkeit erweitern, den Marktanteil erhöhen oder neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln können. Im Gegensatz zu Venture Capital, das sich in erster Linie auf Start-ups in frühen Entwicklungsphasen konzentriert, richtet sich Growth Capital an Unternehmen, die bereits eine gewisse Erfolgsbilanz und stabile Cashflows aufweisen, jedoch Kapital benötigen, um ihre Wachstumspläne zu beschleunigen. In vielen Fällen bieten die Investoren neben dem Kapital auch strategische Beratung, Netzwerke und Branchenkenntnisse, um das Unternehmen bei der Erreichung seiner Wachstumsziele zu unterstützen.

Die Verwendung von Growth Capital ermöglicht einem Unternehmen, die Geschäftstätigkeit zu erweitern und neue Märkte zu erschließen, ohne die Bilanz durch zusätzliche Schulden zu belasten. Das wiederum führt meist zu einer Steigerung des Unternehmenswerts und einer verbesserten Wettbewerbsposition. Zudem profitiert es von den Erfahrungen und Ressourcen der Investoren. Die Investoren wiederum, die das Wachstumskapital bereitstellen, profitieren von den Renditen, die durch den Erfolg des Unternehmens und seine erweiterten Geschäftsmöglichkeiten generiert werden.

Distressed Funding – Chance bei finanziellen Schwierigkeiten

Distressed Funding, auch als Restrukturierungsfinanzierung bekannt, bezieht sich auf die Bereitstellung von Kapital für Unternehmen, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befinden oder einer potenziellen Insolvenz gegenüberstehen. Ziel dieser Art der Finanzierung ist es, dem Unternehmen zu helfen, seine finanzielle Situation zu stabilisieren, die Bilanz zu restrukturieren und das Geschäftsmodell zu optimieren, um wieder auf den Weg der Rentabilität und des Wachstums zurückzukehren.

Distressed Funding kann in verschiedenen Formen angeboten werden, wie zum Beispiel durch Darlehen, den Kauf von notleidenden Schulden, Eigenkapitalinvestitionen oder die Umwandlung von bestehenden Schulden in Eigenkapital. Diese Art der Finanzierung kann für Investoren attraktiv sein, die über Expertise in der Restrukturierung und der Bewältigung von Risiken verfügen, und für Unternehmen, die dringend Kapital und strategische Unterstützung benötigen, um ihre finanzielle Situation zu verbessern.

Venture Capital – Unterstützung für junge Unternehmen

Venture Capital (VC), auf Deutsch Wagniskapital, hat junge, aufstrebende Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial im Fokus. Venture-Capital-Gesellschaften oder -Fonds investieren in diese Start-ups und stellen das erforderliche Kapital für Wachstum, Produktentwicklung, Forschung und Innovation, Markteintritt oder Expansion zur Verfügung.

Venture-Capital-Investitionen sind in der Regel mit einem hohen Risiko verbunden, da viele der finanzierten Unternehmen noch keine etablierten Geschäftsmodelle oder stabile Einnahmen aufweisen, sondern sich noch in der Entwicklungs- oder Expansionsphase befinden. Daher ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns der jungen Unternehmen auch relativ hoch. Um dieses Risiko auszugleichen, streben Venture-Capital-Investoren im Erfolgsfall überdurchschnittliche Renditen an, die aus einer erfolgreichen Exit-Strategie, wie dem Börsengang oder der Übernahme des finanzierten Unternehmens, resultieren.

Venture-Capital-Gesellschaften beteiligen sich nicht nur finanziell an den Start-ups, sondern bieten auch oft strategische Beratung, Branchenkenntnisse und Netzwerke, um das Wachstum und den Erfolg der Unternehmen zu fördern. Darüber hinaus können sie bei der Rekrutierung von Führungskräften oder der Erschließung neuer Geschäftsmöglichkeiten helfen. Sie streben aber keine Mehrheitsbeteiligung an und sind vor allem unterstützend tätig.

Venture Capital ist eine wichtige Finanzierungsquelle für innovative, wachstumsstarke Unternehmen, die aufgrund ihres frühen Entwicklungsstadiums und Risikoprofils häufig keinen Zugang zu traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten, wie Bankkrediten oder Anleihen, haben. Venture-Capital-Investoren sind bereit, diese Risiken einzugehen, um von den hohen Renditen zu profitieren, die im Erfolgsfall von den finanzierten Unternehmen generiert werden.

Fazit

Die Anlageklasse Private Equity bietet institutionellen Anlegern und vermögenden Privatpersonen attraktive Renditechancen, da sie oftmals höhere Renditen als traditionelle Anlageformen wie Aktien und Anleihen erzielen kann. Allerdings ist das Risikoprofil von Private-Equity-Investitionen ebenfalls höher, da sie komplexer, vielschichtiger, illiquider und weniger transparent sind als börsennotierte Anlagen. Investoren müssen daher sorgfältig abwägen, inwieweit diese Anlageklasse in ihre Risikotoleranz und Anlagestrategie passt.

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