USA erhöhen Indien-Zölle: Handelskonflikt spitzt sich zu

Mit der Verdopplung von Einfuhrzöllen auf 50 Prozent setzen die USA ein deutliches Signal gegen Indiens Russland-Politik. Die Maßnahme betrifft einen Großteil der indischen Exportgüter und verschärft den Handelskonflikt zwischen den beiden Staaten.
Zölle gegen Indien treffen Schlüsselbranchen
Seit Mittwoch gelten in den USA neue Strafzölle auf Importe aus Indien. Die Abgaben auf Produkte wie Textilien, Schmuck und Leder wurden von 25 auf 50 Prozent erhöht. Diese Zölle gegen Indien zählen zu den höchsten, die Washington je gegen einen Handelspartner verhängt hat. Auslöser ist Indiens fortgesetzter Import von russischem Öl – trotz westlicher Sanktionen.
Washington kritisiert, dass Indien damit indirekt den Krieg Russlands gegen die Ukraine mitfinanziere. Mit den verschärften Abgaben auf Warenlieferungen will die US-Regierung politischen Druck auf Neu-Delhi ausüben.
Exportwirtschaft unter Druck
Die neuen Zölle gegen Indien betreffen laut Exportverbänden fast 55 Prozent aller Warenexporte in die Vereinigten Staaten. Das entspricht einem Handelsvolumen von rund 87 Milliarden US-Dollar. Betroffen sind vor allem arbeitsintensive Branchen wie die Textil- und Schmuckindustrie, die stark vom US-Markt abhängig sind.
Indien hat bisher keinen klaren Kurswechsel signalisiert. Premierminister Modi betonte zuletzt die Bedeutung der Energieunabhängigkeit, hält jedoch weiterhin an günstigen Rohölimporten aus Russland fest. Diese machen mittlerweile rund ein Drittel aller Ölimporte Indiens aus – ein drastischer Anstieg seit 2022.
Geopolitik beeinflusst Handelsbeziehungen
Die Einführung der neuen Zölle gegen Indien erfolgt im Spannungsfeld geopolitischer Interessen. Die USA und Indien sehen sich zwar als sicherheitspolitische Partner, etwa in der Eindämmung Chinas. Doch wirtschaftspolitisch verschärfen sich die Differenzen. Neu-Delhi sucht inzwischen offen die Nähe zu Peking – ein Kurswechsel, der sich auch in der Wiederaufnahme von Linienflügen nach China zeigt.
Parallel betont Washington, den Dialog mit Indien fortsetzen zu wollen. Das US-Außenministerium bekräftigte gemeinsam mit dem indischen Außenministerium das Ziel, die bilateralen Beziehungen langfristig zu vertiefen.
Indien bleibt bei russischem Öl
Während die USA mit Sanktionen und Zöllen reagieren, bleibt Indiens Regierung bei ihrer Linie: Energieimporte sollen dort eingekauft werden, wo sie wirtschaftlich am günstigsten sind. Medienberichte über mögliche Kürzungen russischer Lieferungen wurden bislang nicht offiziell bestätigt.
Russland zeigt sich ebenfalls unbeeindruckt. Es kündigte an, weiterhin Rohöl, Ölprodukte und Kohle nach Indien zu liefern. Auch Flüssiggas sei eine Option für die Zukunft.
Ausnahmen und strategische Fragen
Nicht alle Produkte sind von den neuen Zöllen gegen Indien betroffen. Ausgenommen bleiben unter anderem Pharmazeutika und Halbleiter. Diese Ausnahmen deuten darauf hin, dass strategische Industrien trotz politischer Differenzen geschont werden sollen.
Langfristig könnte die Attraktivität Indiens als Produktionsstandort Schaden nehmen – insbesondere im Wettbewerb mit China. Die USA sehen sich mit der Herausforderung konfrontiert, Handelsinteressen und geopolitische Ziele in Einklang zu bringen.
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