EZB-Zinsentscheid: Leitzins nicht gesenkt

In ihrer Sitzung am 11. April 2024 beschloss die Europäische Zentralbank (EZB), den Leitzins vorerst noch nicht zu senken. Fachleute hatten genau das auch erwartet, insofern war die Entscheidung keine große Überraschung für die Märkte.

Leitzins bleibt unverändert bei 4,5 Prozent

Der europäische Leitzins steht seit Oktober bei 4,5 Prozent und wurde auch in der gestrigen Sitzung nicht verändert. Nach einer langen Nullzinsphase war der Leitzins ab März 2022 schrittweise angehoben worden und verharrt nun seit 6 Monaten auf diesem hohen Niveau.

Zwar hatten viele Experten bereits nach der letzten Sitzung auf eine baldige Zinssenkung spekuliert, doch je näher der nächste Sitzungstermin rückte, desto deutlicher zeichnete sich ab, dass es im April wahrscheinlich noch nicht so weit sein würde. Doch die Notenbank lässt keinen Zweifel, dass die Zinssenkung zeitnah kommen wird.

Inflation ist noch nicht stabil genug

Änderungen in der Geldpolitik werden immer basierend auf verschiedenen Faktoren beschlossen. Die Inflation ist der Wichtigste davon. Je nachdem, wie die EZB die aktuelle Inflation und die weiteren Aussichten beurteilt, fällt ihre Entscheidung zum Leitzins aus. Dabei werden die einzelnen Waren oder Dienstleistungen genau unter die Lupe genommen. Elemente mit starken Schwankungen werden häufig weniger stark gewichtet als jene mit stabilen Preisen. Kommt die EZB zum Schluss, dass die Preise insgesamt stabil steigen, es also eine gewisse Inflation gibt, und sie gegensteuern möchte, wird sie die Leitzinsen erhöhen. Dadurch verteuern sich Kredite, Unternehmen und Privatleute schränken sich bei Investition und Konsum ein. Die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sinkt, die Wirtschaft wird verlangsamt, die Preise sinken, die Inflation wird gebremst.

Den genau umgekehrten Effekt hat eine Zinssenkung, bei dem Kredite günstiger werden und die Kauflaune steigt, was wiederum die Wirtschaft ankurbelt.

Derzeit ist zwar bereits deutlich zu erkennen, dass die Inflation sich in die von der EZB gewünschten Richtung bewegt, aber der EZB sind die Zeichen noch nicht klar genug, um die Zinsen schon jetzt zu senken. Sollte sich der Trend aber ungebremst fortsetzen, dürfte es bereits im Juni so weit sein. So deuten Experten die aktuellen Aussagen der Notenbank Chefin Christin Lagarde.

DAX rutschte unter 18.000 Punkte

Der DAX rutschte im Handelsverlauf unter die wichtige Marke von 18.000 Punkten. Experten vermuten, dass die Markt-Daten aus den USA der Auslöser dafür waren. Auf die positiven Meldungen der EZB reagierte der Index kaum. Und auch im weiteren Tagesverlauf erreichte er die 18.000 Punkte Marke nicht mehr. Zum Schluss der Frankfurter Börse lag er bei 17.954,48 Zählern.

Euro fiel ebenfalls

Experten gehen stark davon aus, dass in Europa nach der aktuellen Ankündigung der EZB schon bald mit einer Zinssenkung zu rechnen sein wird. Die Fed war in ihrer Aussage vorgestern noch nicht so klar. In den USA könnte es demnach auch noch etwas länger dauern, bis die Zinssätze wieder nach unten korrigiert werden. 

Der Euro fiel nach dem Zinsentscheid kurzfristig auf sein Tagestief von 1,0699 US-Dollar. Dass die Zinsen in den USA derzeit und wohl auch weiterhin deutlich höher sind als in den Euroländern, verleitet Anleger dazu, ihre Gelder in den USA zu parken. Diese Erklärung liefern Experten zu den aktuellen Entwicklungen beim Euro-Kurs.

Weiterhin Aufwärtstrend bei Gold

Gold zeigte sich vom EZB-Zinsentscheid relativ unbeeindruckt und blieb bei seiner derzeitigen Aufwärtsbewegung. Grundsätzlich sind sinkende Zinsen für das Edelmetall positiv, da es selbst ja keine Zinsen abwirft und in Niedrigzinsphasen an Attraktivität gewinnt. Allerdings sind die amerikanischen Märkte für Gold wichtiger als die europäischen, weshalb der Zinsentscheid der Fed in der Regel einen stärkeren Einfluss hat als der der EZB.

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