ifo Geschäftsklimaindex klettert erneut nach oben

Auch im April hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft weiter verbessert. So gut wie jetzt war sie zuletzt vor fast einem Jahr. Das könnte bedeuten, dass das Konjunkturtief endlich überwunden ist. Wenn dem so ist, wäre das vor allem der Verdienst der Verbraucher. Experten bewerten den ifo Geschäftsklimaindex unterschiedlich.

ifo Geschäftsklima kletterte im April auf 89,4 Punkte

Das ifo Geschäftsklima, ein wichtiges Konjunkturbarometer, ist im April erneut gestiegen. Es liegt nun so hoch wie seit Mai 2023 nicht mehr. Das ifo Institut in München teilte mit, dass das Konjunkturbarometer um 1,5 Punkte auf 89,4 Zähler geklettert ist und dass dies bereits den dritten Anstieg in Folge darstellt. Eine solche Serie bewerten Ökonomen häufig als deutliches Anzeichen, dass sich die Konjunktur nun zum Besseren wendet.

Die Markterwartungen wurden mit diesem Ergebnis sogar übertroffen. Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Anstieg auf 88,8 Punkte gerechnet. Doch die rund 9.000 befragten Unternehmen beurteilten die Aussichten auf zukünftige Geschäfte sowie ihre aktuelle Lage positiver als im März.

Banken sprechen von einer Trendwende

Die Konjunktur stabilisiert sich, was laut ifo Präsident Clemens Fuest vor allem Verdienst des Dienstleistungssektors ist. Doch auch in allen anderen betrachteten Wirtschaftsbereichen stieg der Index, vermutlich wegen der positiveren Erwartungen. Obwohl sich die aktuelle Lage nur im Dienstleistungssektor verbesserte und im verarbeitenden Gewerbe, im Bauhauptgewerbe sowie im Handel die Unternehmen weniger zufrieden waren, geht vom dritten Anstieg in Folge ein ziemlich klares Aufwärtssignal aus. 

Bankenvertreter sehen die Entwicklung positiv. Die Unternehmen scheinen sich an die höheren Leitzinsen gewöhnt zu haben, die Energiekosten fallen wieder: Jetzt kann die Wirtschaft wieder wachsen. Und die Phase, in der die Konjunkturprognosen von Mal zu Mal schlechter ausfielen, sollte nun ein Ende haben. Sie sehen im dritten Anstieg in Folge und nach dem zweiten kräftigen Plus eine Trendwende.

Vorsichtige Stimmen geben zwar zu bedenken, dass die Zeiten immer noch schwierig sind und Vorsicht nach wie vor geboten ist, aber es mehren sich die Anzeichen, dass es mit der Konjunktur nun wieder aufwärts geht. Experten gehen davon aus, dass die Zinssenkungen der EZB, die für Mitte des Jahres erwartet werden, weiteren Schub geben. Dann sollte die deutsche Wirtschaft noch in diesem Jahr ein kleines BIP-Plus erreichen.

Konjunkturprognose der Bundesregierung 

Aber es gibt auch gegenteilige Meinungen, die die aktuelle Lage zwar als erfreulich bewerten, aber noch keinen Grund für großen Optimismus sehen. Es sind nur schnelllebige Erwartungen, die Stimmung verbessert haben. Die Strukturprobleme bestehen weiter, Impulsgeber ist die Weltwirtschaft und der grundsätzliche Blick auf die Wirtschaft bleibt unverändert.

Wegen sinkender Investitionen und einer Flaute am Bau steckt die Wirtschaft in einem Konjunkturtal. Ende 2023 schrumpfte sie um 0,3 Prozent. Laut Bundesbank dürfte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2024 jedoch ein wenig gewachsen sein, wodurch Deutschland von einer Rezession verschont bleibt. Sie erklärte kürzlich, dass es um die Konjunktur in Deutschland nun etwas besser bestellt sei, aber noch keine durchgreifende Belebung gesichert wäre.

Es gibt auch weitere Frühindikatoren, die zuletzt für positive Überraschungen sorgten. So fand eine Befragung von Einkaufsmanagern am Finanzmarkt große Beachtung: Sie ergab, dass die Wirtschaft die lange Durststrecke schon bald hinter sich lassen könnte. Auch die Bundesregierung rechnet für 2024 mit ein bisschen mehr Wachstum. Gemäß der Konjunkturprognose des Wirtschaftsministers Robert Habeck soll die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr stärker wachsen als ursprünglich gedacht. Er geht nun von 0,3 statt 0,2 Prozent aus.

Verbraucherinnen und Verbraucher kaufen wieder mehr

Der Hauptgrund für die freundlicheren Konjunkturdaten scheinen die Verbraucherinnen und Verbraucher zu sein. Ifo Umfragechef Klaus Wohlrabe erklärte, dass vor allem bei konsumnahen Dienstleistern und im Einzelhandel Aufwärtstendenzen gibt. Er denkt deshalb, dass wohl die Verbraucher wieder etwas konsumfreudiger werden. Als Ursache nennt er insbesondere Reallohnzuwächse. In vielen Branchen hatte man sich auf beachtliche Lohnerhöhungen geeinigt, während gleichzeitig die Inflation deutlich sank. Das stützt die Kaufkraft. Ein kräftiger Aufschwung ist derzeit in seinen Augen aber noch nicht möglich. Den verhindert die immer noch schwache Industrie, die mit ihrem Auftragsmangel kämpft. Auch die Nachfrage nach deutschen Waren aus dem Ausland sei noch zu verhalten. Die Industrie erwartet sogar weniger Exporte und vermisst jegliche Dynamik. Die Baukonjunktur sieht er nach wie vor als Sorgenkind. Deren zentrales Problem ist und bleibt der Mangel an Aufträgen.

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