Automobilindustrie trifft sich beim Autosalon in Peking

In Peking öffnete heute die 18. Beijing Auto Show ihre Pforten. Bis zum 4. Mai präsentieren sich dort die chinesischen und internationalen Autohersteller. Neue Modelle, innovative Technik und Preise werden im Mittelpunkt stehen. Die Frage, ob und wie sich die internationale Autoindustrie gegen die chinesischen Wettbewerber behaupten kann, wird auf dem Autosalon in Peking ebenfalls eine Rolle spielen.

China an der Weltspitze im Automobilmarkt

Der Autosalon in Peking hat sich zur wichtigsten Leitmesse entwickelt und die deutsche IAA oder den Genfer Autosalon ins Abseits gedrängt. Er  findet alle zwei Jahre im Wechsel in Peking und Shanghai statt.

China bildet im Automarkt die Weltspitze, was auch die deutsche Autoindustrie beeinflusst. 75 Millionen Pkw wurden im letzten Jahr weltweit verkauft, knapp ein Drittel davon allein in China. Bislang war Volkswagen Marktführer in China, doch das Blatt hat sich 2023 gewendet. Nun sitzt BYD auf diesem Thron.

Elektromobilität in China stärker verbreitet

Laut Zahlen des Kraftfahrtbundesamts wurden in Deutschland in 2023 etwa 524.000 neue E-Autos zugelassen. Das war der bisherige Spitzenwert. In China hingegen wurden im gleichen Zeitraum rund 6,3 Millionen Elektroautos verkauft. Der Anreiz ist dort auch enorm: Dank der staatlichen Förderung waren in 2023 zwei Drittel der Elektroautos in der Anschaffung günstiger als ein ebenbürtiger Verbrenner. Jeder dritte Neuwagen auf chinesischen Straßen fährt mittlerweile elektrisch. 

Zugegeben, es leben 17 Mal so viele Menschen in der Volksrepublik als in der Bundesrepublik, aber die Akzeptanz für E-Mobilität ist dort einfach höher. Und das Potenzial ist immens: Gemessen an der Bevölkerungszahl gibt es in China viel weniger Autobesitzer als in Amerika oder in vielen europäischen Ländern.

Deutsche Hersteller versuchen Boden gut zu machen

Auf dem chinesischen Markt hat derzeit BYD ganz klar die Nase vorne. Der einzige ausländische Hersteller in den Top 20 des letzten Jahres war Tesla. Die deutschen Hersteller wurden quasi abgehängt. BYD und andere chinesische Hersteller wie NIO, Polestar oder SAIC punkten mit Innovations- und Absatzstärke. Sie haben es geschafft, die Entwicklungszeit für ihre Fahrzeuge extrem zu verringern und gleichzeitig fortschrittliche Funktionen zu integrieren.

Deutsche Hersteller sind an zwei Fronten gefordert: Einerseits möchten sie auf dem chinesischen Markt wieder Fuß fassen, andererseits möchten sie zuhause in Deutschland  keinen Boden verlieren, wo die Chinesen mit Vehemenz auf den Markt drängen.

Um gegen sie bestehen zu können, müssen die deutschen Autohersteller entweder eine Möglichkeit finden, die Preise attraktiver zu gestalten, oder sie müssen innovativer sein – oder am besten beides. 

Auf dem deutschen Markt steht vor allem Volkswagen unter Druck. Der Wolfsburger Autobauer spielt traditionell im Volumensegment eine große Rolle, doch bei den günstigen Elektroautos findet sich kein einziger deutscher Hersteller in den Top 30. Auch auf dem chinesischen Markt will der Konzern wieder aufschließen. Für diese Aufholjagd rechnet der Konzern mit zwei schwierigen Jahren und plant, die Entwicklung des China-Geschäfts mit den immer noch guten Ergebnissen aus dem Verbrenner Bereich zu finanzieren.

Die Premiummarken BMW und Mercedes sind derzeit noch nicht so stark unter Druck, aber auch in diesem Segment drängen die chinesischen Autobauer auf den Markt.

Chinesische Frachter bringen E-Autos nach Deutschland

Die chinesischen Autoexporte stiegen im letzten Jahr um 58 Prozent. Einige Hersteller bauen derzeit ganze Flotten von Frachtern auf, um ihre Fahrzeuge in alle Welt zu exportieren.

Die Situation in den europäischen Häfen wird mit Sicherheit auch ein heiß diskutiertes Thema beim Pekinger Autosalon sein. Dort stauen sich nämlich derzeit tausende Autos aus China. Der Weitertransport soll wohl das Nadelöhr sein. Aktuell ist es extrem schwierig, Lkw für den Landtransport zu den Autohäusern zu bekommen. Wer also versäumt hat, den Transport frühzeitig zu buchen, hat nun ein Problem. 

Möglicherweise läuft auch der Verkauf zu schleppend: In Europa finden die E-Mobile nicht so schnell Absatz wie ursprünglich erwartet.

EU-Strafzölle für chinesische E-Mobile?

VW hat nach eigenen Angaben keine Angst vor den chinesischen Frachtern voller Elektroautos. Für den Verkaufspreis sind schließlich nicht nur die niedrigen Herstellungskosten relevant. Auch Frachtkosten, Zölle und Werbemaßnahmen, die für die beim deutschen Verbraucher noch unbekannten chinesischen Hersteller beachtlich sein dürften, müssten in die Kalkulation einfließen. Das veranlasst einige Hersteller bereits, Produktionsstätten in Europa oder den USA aufzubauen. Somit wäre der Wettbewerb wieder ausgeglichener.

Politisch möchte Deutschland unabhängiger von China werden. Anders bei der Automobilität. Da hat Kanzler Scholz bei seinem kürzlichen China-Besuch mit der chinesischen Staatsführung eine engere Zusammenarbeit vereinbart. Einen fairen Wettbewerb soll es geben.

Doch das könnte schwierig werden. Die chinesische Staatsführung subventioniert wohl nicht nur Fahrzeuge, die in China verkauft werden, sondern auch jene, die für den Export bestimmt sind. Die EU möchte die heimische Automobilindustrie schützen und Strafzölle verhängen. Es droht ein Handelsstreit.

Absatz schrumpft nach dem Wegfall der Kaufprämien

Der Wegfall der Umweltprämie im vergangenen Dezember bremste die Verkäufe von E-Autos. Es sind vor allem die hohen Anschaffungspreise, die die Interessenten abschrecken. Doch viele Hersteller reagierten mit attraktiven Preisnachlässen. So locken Toyota, Hyundai, Fiat, VW, Polestar und auch Tesla mit günstigeren Preisen.

Auf dem chinesischen Markt lauert eine zusätzliche Herausforderung: Die deutschen Autobauer möchten den Geschmack der chinesischen Kundschaft besser treffen, der sich von dem Geschmack der deutschen durchaus unterscheidet. Weit oben rangiert in China der Wunsch nach Komfort im Fahrzeug, zum Beispiel nach einer potenten Sprachsteuerung, die Navigation, Temperaturregelung, Einstellen der Sitze und sogar eine gute Verbindung zu den sozialen Netzwerken ermöglicht.

Deutsche Hersteller wie Volkswagen reagieren darauf. Sie gingen bereits zahlreiche Partnerschaften vor Ort ein, zum Beispiel mit örtlichen Technologieunternehmen oder einem Entwicklungszentrum für Elektro-Autos im Osten der Volksrepublik.

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