NFTs und ihre Auswirkungen auf die Kunstwelt
Keine Bange! Wer noch nicht weiß, wie NFTs funktionieren oder welchen Einfluss sie auf die Kunstwelt haben, ist in guter Gesellschaft. Schließlich handelt es sich um eine noch recht junge Entwicklung. Dennoch ist man als Kunstfreund gut beraten, sich auch damit auseinanderzusetzen, zumal sich Experten einig sind, dass NFTs mehr als nur ein vorübergehender Trend sind und dass sie die Zukunft der Kunstwelt nachhaltig prägen werden. Die Meinungen über NFTs sind geteilt. Enorme Chancen sagen die einen, extreme Risiken die anderen. Letztendlich muss jeder für sich herausfinden, ob es sich lohnt, in NFTs zu investieren oder nicht.
Einzigartig, unverwechselbar, digital
Ein NFT, ein „non-fungible Token“, ist ein einzigartiger Code in einer Blockchain, der als Echtheits- und Eigentumsnachweis für einen Gegenstand dient. Ähnlich wie bei Kryptowährungen (z.B. Bitcoin) wird die Echtheit eines NFTs durch die Verbindung mit einer eindeutigen Zeichenfolge in der Blockchain gesichert. NFTs sind Computerdateien, die mit Eigentumsnachweisen und einer unverwechselbaren Authentizität verknüpft sind, vergleichbar mit einer notariellen Urkunde.
Der Käufer eines NFTs erwirbt das wirtschaftliche Eigentum an dem Token, nicht das Urheberrecht an dem zugrunde liegenden Werk. Im Gegensatz zu fungiblen Währungen wie Euro, Dollar oder Kryptowährungen, die austauschbar sind und immer denselben Wert haben, sind NFTs einzigartig und ihr Wert wird vom Höchstbietenden bestimmt. Sie können als digitale Sammlerstücke betrachtet werden.
Die meisten NFTs sind in der Ethereum-Blockchain zu finden. Sie können sowohl materielle als auch immaterielle Objekte repräsentieren. Typische Beispiele sind digitale Kunst, GIFs, Videos, virtuelle Avatare, Turnschuhe und Musik. NFTs sind digitale Assets, wie Fotos oder digitale Kunstwerke, und wurden 2017 durch das Blockchain-Spiel „CryptoKitties“ populär.
Chancen für Künstler
NFTs sind die digitale Antwort auf Sammlerstücke, vergleichbar mit Bitcoin als digitale Währung. Sie ermöglichen die Tokenisierung von Kunstwerken mit digitalen Echtheits- und Eigentumszertifikaten, die durch Blockchain-Netzwerke gesichert sind. Die Umwandlung eines Kunstwerks in ein NFT schafft Knappheit und macht es als digitales Sammlerstück attraktiv.
Künstler, die ihre Werke als NFTs verkaufen möchten, melden sich bei einem Marktplatz an und minten (erstellen) digitale Tokens, indem sie ihre Informationen auf einer Blockchain (meist Ethereum) validieren. Die Kosten dafür liegen zwischen 40 und 200 US-Dollar. Die Kunstwerke können dann auf einem NFT-Marktplatz, der ähnlich funktioniert wie eBay, versteigert werden.
Künstler können in der NFT-Metadatendatei ihr Werk signieren und Lizenzgebühren programmieren, um eine Provision auf zukünftige Verkäufen zu erhalten. Ein Künstler, der ein NFT minten und versteigern möchte, muss nur wenige Voraussetzungen erfüllen: Er braucht ein (digitales) Werk, ein Wallet (das ist eine Brieftasche für Kryptowährungen) und er muss eine NFT-Plattform auswählen, mit deren Hilfe er den NFT erstellen möchte.
Auswirkungen auf die Kunstwelt
Beim Verkauf eines Gemäldes erhält der Künstler normalerweise nur den Betrag vom Käufer, ohne weitere Beteiligung bei Weiterverkäufen. Bei NFTs hingegen legt ein Vertrag die Rechte des Künstlers fest und ermöglicht ihm, bei möglichen Weiterverkäufen einen Anteil des Mehrerlöses zu erhalten.
Mit NFTs erfolgt der Verkauf häufig schneller und der vereinbarte Betrag wird sofort überwiesen. Bei physischen Ausstellungen in Galerien kann es lange dauern, bis ein Verkauf erfolgreich abgeschlossen ist und das Geld tatsächlich beim Künstler ankommt.
Digitale Werke können unter normalen Umständen leicht kopiert und gefälscht werden. NFTs hingegen kennzeichnen das Original eindeutig und Kopien haben keine Chance. Sie sorgen dafür, dass niemand unbemerkt von der Arbeit des Künstlers profitieren kann. Insbesondere für Digital Artists ist das ein immens wichtiger Faktor. Allerdings kann leider noch nicht ausgeschlossen werden, dass Wallets gehackt und Krypto-Kunst gestohlen werden. Ein solcher Betrug ist jedoch sehr komplex, weshalb die Sicherheit der NFTs im Allgemeinen gut gewährleistet ist.
NFTs eröffnen Chancen
Künstlern bieten NFTs viele Vorteile. Sie können ihre Arbeiten einfach digitalisieren und einem breiten Publikum präsentieren, ganz ohne Barrieren. Sie erreichen leichter ein großes Publikum, zunehmend auch jüngere, vermögende Personen, die bislang wenig Interesse am traditionellen Kunstmarkt zeigten und auch diesen positiv beeinflussen können.
Im Gegensatz zu analoger Kunst, bieten NFTs dem Künstler die Möglichkeit, an zukünftigen Weiterverkäufen seiner Werke anteilig mitzuverdienen. Konnte er bisher nur vom Erstverkauf profitieren, eröffnen NFTs nun ganz neue, langfristige Einkommensquellen.
Da NFTs Eigentums- und Echtheitsnachweise bieten, erhalten Käufer mehr Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Wertes und in die Herkunft eines Kunstwerks, was Fälschungen deutlich erschwert. NFT-Kunstwerke können direkt und unkompliziert global gehandelt und einem kaufkräftigen Publikum aus aller Welt in Echtzeit zugänglich gemacht werden.
NFTs haben digitale Kunstformen immens aufgewertet, indem sie Fälschungssicherheit bieten und Knappheit erzeugen. Sammler suchen nun nach dem einen „authentischen“ Stück, dem Original, das in der digitalen Kunst lange Zeit nicht eindeutig zu ermitteln war.
Ein großer Vorteil digitaler Kunst ist, dass sie keinen physischen Raum oder Logistik benötigt und somit leichter gesammelt und präsentiert werden kann. Gepaart mit dem Sicherheitsaspekt, den NFTs nun beisteuern, ist das ein wichtiger Schritt in die Zukunft der digitalen Kunst.
Risiken nicht ausgeschlossen
Nicht nur Kunstliebhaber fühlen sich von NFTs angezogen, auch Spekulanten. Das kann zu utopischen Preisen für qualitativ minderwertige Kunstwerke führen. Große Verluste sind dann nicht auszuschließen. Durch den NFT-Hype haben bereits viele “nicht so gute” Kunstwerke den Markt erreicht.
Trotz der scheinbaren Begünstigung der Künstler wird wie bei der analogen Kunst der Wert der NFTs von anderen Akteuren mitbestimmt werden: Kritiker, Influencer, Galerien, Prominente und Experten werden die Entwicklung beeinflussen und die Wertschätzung und Verwertung von NFT-Kunstwerken begünstigen oder eben nicht. Das macht es neuen Künstlern nach wie vor schwer, sich auf dem Markt zu etablieren.
Rechtliche Fragen im Zusammenhang mit Urheberrecht und Eigentumsrecht bei NFTs sind noch unklar und können zu Konflikten führen. Wann es dafür einheitliche, sichere Regelungen geben wird, ist noch nicht abzusehen.
Ein wichtiger Kritikpunkt betrifft Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit von NFTs. Obwohl sie auf den ersten Blick umweltfreundlich wirken, da sie ja weder Logistik noch physische Räume benötigen, wird auf den zweiten Blick klar, dass die Erstellung von NFTs erhebliche Umweltschäden verursacht. Sie benötigt enorme Rechenleistung und häufig werden die “Serverfarmen”, in denen die NFTs gemintet werden, mit fossilen Brennstoffen betrieben. Die ökologischen Auswirkungen von Blockchains und damit auch von NFTs müssen deshalb in Zukunft umweltfreundlicher ausfallen.
Das bringt die Zunkunft
Neue, idealistische Technologien sind anfangs oft unvollkommen, erzeugen einen Hype und werden von Personen mit falschen Absichten missbraucht. Das trifft auch auf NFTs zu. Wenn das spekulative Element jedoch nachlässt, eröffnen sich große Chancen, von denen der Kunstmarkt profitieren kann. Aktuelle Probleme könnten bald der Vergangenheit angehören.
Entscheidend ist, wie mit der Technologie umgegangen und wie sie genutzt wird. Die potenziellen sozialen Auswirkungen sind bedeutend, und es ist wichtig, alles daran zu setzen, um sie beherrschbar zu gestalten.
Große Technologieunternehmen wie Facebook und Instagram glauben an die Kryptotechnologie in der Kunst. Dort können Nutzer schon heute NFTs posten und durch Verknüpfung ihrer Krypto-Wallets den Besitz nachweisen. Twitter ermöglicht sogar verifizierte NFTs als Profilbilder.
Im „Metaverse„, dem virtuellen zweiten Leben, das Mark Zuckerberg unterstützt, spielen NFTs eine wichtige Rolle, um den Besitz von virtuellen Objekten in der VR-Welt festzuhalten. In der Zukunft werden die Menschen mehr Zeit im Metaverse verbringen, und Online-Identitäten werden an Bedeutung gewinnen.
Und vielleicht treffen sich Kunstfreunde bald wie in der realen Welt in virtuellen Museen, Ausstellungen oder Galerien. Wer weiß…