Inflation verlangsamt sich weiter
Die Inflation in der Euro-Zone verlangsamt sich weiter. Das zeigen die heute von Eurostat veröffentlichten Zahlen zur Inflation in der Eurozone. Sie bestätigen zudem die erste Schätzung von Anfang April.
Inflation auf Sinkflug
Die durchschnittliche Inflation der Eurozone betrug im März 2,4 Prozent. Im Januar lag sie noch bei 2,8 Prozent und im Februar bei 2,6 Prozent. Die EZB (Europäische Zentralbank) sieht derzeit einen Wert von 2,0 Prozent als ideal für die europäische Wirtschaft. Dieses Ziel rückt nun schrittweise näher und könnte bereits in wenigen Wochen Realität sein.
Teuerungen ungleich verteilt
Die Preise stiegen auch nicht überall in der Eurozone gleichmäßig an. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind teilweise beträchtlich. Während die Teuerungsrate in Finnland bei geringfügigen 0,6 Prozent lag, wies Kroatien mit 4,9 Prozent den höchsten Wert auf. In Österreich waren es 4,1 Prozent und Deutschland bewegte sich mit 2,3 Prozent im Mittelfeld.
Die Preise für Verbrauchsgüter im Bereich Lebensmittel und Genussmittel stiegen stärker als die Preise für Industriegüter. So haben sich Lebensmittel, Alkohol und Tabak um 2,6 Prozent verteuert, im Vergleich zu nur 1,1 Prozent für Industriewaren. Die Preise für Dienstleistungen kletterten mit 4,0 Prozent weiterhin überdurchschnittlich hoch. Als Ursache dafür werden unter anderem der hohe Anteil der Lohnkosten in den Preisen von Dienstleistungen und die jüngsten deutlichen Tariflohnerhöhungen genannt. Diese Faktoren tragen mit dazu bei, dass die Preise für Dienstleistungen rascher in die Höhe schnellen als die Preise für Waren.
Kerninflation gesunken
Die Kerninflation, die die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise sowie Alkohol und Tabak ausklammert, ist im März weiter gesunken. Sie liegt nun bei 2,9 Prozent, nachdem sie im Februar noch bei 3,1 Prozent lag. Dies deutet darauf hin, dass die Preissteigerungen in einigen spezifischen Bereichen möglicherweise moderater sind als im Gesamtkorb der Verbraucherpreise.
Zinssenkung in Sicht
Die rückläufige Inflation ebnet den Weg für eine mögliche Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die EZB hat bereits angedeutet, dass sie eine Lockerung der aktuellen geldpolitischen Straffung in Betracht zieht, falls die Inflation weiterhin abnimmt und sich dem Zielwert von zwei Prozent annähert. Einige Währungshüter haben bereits den Juni als möglichen Zeitpunkt für eine erste Zinssenkung ins Gespräch gebracht.
Vor einigen Wochen spekulierten Experten auf eine erste Zinssenkung im April, doch die EZB hatte an ihrem restriktiven Kurs festgehalten und die Zinsen nicht angetastet. Nun erwarten alle mit Spannung die nächste Zinsentscheidung, die am 6. Juni in Frankfurt getroffen werden soll.
So wirken sich niedrige Zinsen auf die Wirtschaft aus
Eine rückläufige Inflation bedeutet in der Regel, dass die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen nicht stark genug ist, um deren Preise zu erhöhen. Die Zentralbanken greifen dann regulierend ein, um die Wirtschaft anzukurbeln. Zinssenkungen erleichtern die Kreditvergabe. In der Folge werden mehr Kredite aufgenommen, der Konsum wird angekurbelt und Investitionen werden stimuliert.
Niedrige Inflationsraten unterstützen normalerweise eine lockerere Geldpolitik. Dass die Zinsen bald gesenkt werden sollen, hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bereits angedeutet. Nach dem Zinsentscheid am 11. April erklärte sie, dass der Rückgang der Inflation wie erwartet verlaufe. Wenn es zu keinen zusätzlichen Schocks komme, sei es an der Zeit, die restriktive Geldpolitik in naher Zukunft zu lockern.
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