Später Frost: Wein- und Obstbauern befürchten hohe Ernteausfälle
In den vergangenen Nächten fielen die Temperaturen überall im Land. In vielen Regionen gab es Minusgrade und Frost. Das wäre an sich nicht schlimm, wäre die Vegetation nicht schon so weit fortgeschritten. Winzer und Obstbauern im ganzen Land erwarten nun schlimme Schäden und Ernteausfälle.
Mancherorts Totalschäden im Weinbau
Der späte Frost mit bis zu minus 5 Grad lässt die Winzer sorgenvoll in die Zukunft blicken. Die Schäden betreffen das gesamte Weinbaugebiet. Mancherorts spricht man sogar von Totalschäden. Die Weinbauern müssen sich jetzt in Geduld üben und abwarten, wie sich die Reben in den kommenden Wochen entwickeln. Erst dann lassen sich verlässliche Angaben zum Schadensumfang machen und der Ausfall beziffern.
Wenn die Temperaturen im Frühling unter den kritischen Wert von minus 1,5 Grad fallen, wird es problematisch. Besonders, wenn das in sonst eigentlich geschützten Lagen passiert. Und noch schlimmer, wenn so wie in diesem Jahr die Vegetationsperiode sich nach vorne verschoben hat. Winzer berichten, dass die Reben bereits früh begonnen haben, auszutreiben, und die frühen Sorten schon fast 20 Zentimeter lang waren. Diese jungen Triebe ertragen Frost schlecht bis gar nicht.
Obwohl die Winzer auch diesmal versucht haben, die Kälte mit Frostschutzkerzen in den Reben zu lindern, waren die Schäden hoch. Die Luft war nicht nur in Bodennähe, wo die Kerzen ihre Wirkung entfalten können, sondern bis in zwei Metern Höhe schlichtweg zu kalt.
Nicht nur Landwirte wissen, dass es bis Mitte Mai immer wieder zu späten Frösten kommen kann. Erst wenn die Eisheiligen vorbei sind, sollte auch diese Gefahr gebannt sein.
Wenn die Winzer Glück haben, treiben die Reben noch einmal neu aus, aber selbst wenn es dazu kommt, ist damit der Schaden nicht komplett beseitigt. Die bis jetzt geleistete Arbeit war vergeblich, der Ertrag wird 2024 definitiv geringer ausfallen und ein Nachwachsen bedeutet außerdem, dass sich an einem Rebstock zwei oder mehr Entwicklungsstadien befinden können, was einen immensen Mehraufwand für die Weinbauern darstellt.
Auch Obstbauern beklagen Frostschäden
Bedingt durch die milden Temperaturen im April haben auch die Obstbäume sehr früh ausgeschlagen. Besonders Zwetschgen- und Kirschbäume wurden deshalb von den Frösten der letzten Zeit stark getroffen. Apfelbäume hingegen blieben weitestgehend verschont. Und es gibt auch starke regionale Unterschiede. In einige Regionen sanken die Temperaturen deutlich tiefer als in anderen.
Schon jetzt schätzt die Versicherung „Vereinigte Hagel“ die diesjährigen Frostschäden in der deutschen Landwirtschaft auf eine halbe Milliarde Euro.
Klimawandel macht alles noch schlimmer
Auch wenn es paradox klingt, hat der Klimawandel damit zu tun. Die globale Erwärmung führt dazu, dass sich die Vegetationszeiten verschieben. Die Pflanzen treiben einige Wochen früher aus, gehen früher in die Blüte. Wenn es dann in dieser empfindlichen Phase zu Frost kommt, ist alles vorbei, denn ohne Blüten gibt es später keine Früchte. Frühlingsnächte mit Minusgraden können deshalb ganze Ernten vernichten.
Zudem ist das fragile Gleichgewicht zwischen Pflanzen und Bestäubern durch die Temperaturveränderungen gefährdet. In manchen Jahren stehen die Obstbäume schon in voller Blüte, während die Bestäuber noch größtenteils im Winterschlaf verharren. Und manchmal hingegen fliegen die Bestäuber schon, finden aber keine Nahrung , weil die Bäume noch nicht blühen. Kommt es außerdem noch zu späten Frösten, kann das verheerende Folgen für beide Seiten haben.
Die “Vereinigte Hagel” erklärte, dass das Risiko von Frostereignissen insgesamt zunehme. Trotz bzw. gerade wegen der globalen Erwärmung, die Wetterextreme insgesamt häufiger auftreten lässt. Viele Betriebe sichern sich dagegen verstärkt ab. Das beweist die in den letzten Jahren stark gestiegene Versicherungsquote gegen Frost. Doch es gibt immer noch etliche Obst- und Weinbauern, die über keinerlei Versicherungsschutz verfügen.
Der Trend geht zur Mehrgefahrenversicherung, die auch die finanziellen Risiken der Wettergefahren abfedern. Problematisch ist, dass eine solche Versicherung dauerhaft nur dann für die Betriebe nachhaltig und wirtschaftlich tragbar ist, wenn sich auch der Staat finanziell daran beteiligt. Und zwar dauerhaft, so wie es in fast allen EU-Ländern Usus ist.
Konkrete Zahlen zu Ernteausfällen folgen in den nächsten Tagen
Das Landwirtschaftsministerium teilte mit, dass es in den kommenden Tagen genauere Schätzungen zu den Schäden geben wird. Erst dann könne man eine vorsichtige Prognose zur voraussichtlichen Höhe der Ernteausfälle und zu möglichen Preisanstiegen bei regionalem Wein und Obst abgeben.
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