Temu und Shein gewinnen im deutschen Onlinehandel

Der Onlinehandel in Deutschland wächst wieder – mit starken Impulsen aus China. Der Aufstieg von Temu und Shein verändert die Struktur des E-Commerce. Beide Plattformen setzen auf aggressive Preispolitik, digitale Verkaufsstrategien und ein Sortiment, das scheinbar jeden Trend bedient.

Chinesische Plattformen holen auf

Laut aktueller Branchenstudie stieg der Gesamtumsatz der 1.000 umsatzstärksten deutschen Onlineshops 2024 auf über 80 Milliarden Euro. Besonders auffällig ist der rasante Aufstieg von Temu und Shein: Während Shein mit einem Umsatzplus von 18 Prozent erstmals unter die zehn größten Shops aufstieg, katapultierte sich Temu im Bereich der Marktplätze auf Rang fünf. Das Bruttohandelsvolumen vervierfachte sich innerhalb eines Jahres.

Beide Unternehmen profitieren von digital optimierten Einkaufsprozessen, personalisierter Kundenansprache und einem Einkaufserlebnis, das stark auf Gamification und soziale Medien setzt.

Markt verschiebt sich Richtung Alltag

Nicht nur Mode- und Schnäppchenplattformen gewinnen an Bedeutung. Auch Lebensmittel- und Apothekenversender wie Rewe oder Shop Apotheke konnten sich in den Top-10 etablieren. E-Rezepte, Click-&-Collect und Same-Day-Delivery verändern die Erwartungen der Verbraucher – und erweitern den E-Commerce weit über klassische Produkte hinaus.

Kritik und Regulierung nehmen zu

Der Aufstieg von Temu und Shein verläuft nicht ohne Widerstand. Handelsverbände und Verbraucherschützer kritisieren unfaire Wettbewerbsbedingungen, unzureichende Qualitätskontrollen und Verstöße gegen EU-Vorgaben. Die EU-Kommission ermittelt gegen beide Plattformen. Beanstandet werden irreführende Produktinformationen und der Verkauf nicht zertifizierter Ware – insbesondere im sensiblen Bereich Kinderspielzeug und Elektronik.

Marktbeobachter fordern strengere Regeln für internationale Anbieter, um europäische Standards beim Verbraucherschutz, Datenschutz und der Produktsicherheit durchzusetzen.

Herausforderungen für den deutschen Handel

Während sich Temu und Shein weiter etablieren, geraten viele heimische Anbieter unter Druck. Die hohe Preissensibilität der Kundschaft, gepaart mit wachsender digitaler Reichweite asiatischer Plattformen, zwingt deutsche Händler zur Anpassung. Ohne politische Rahmenbedingungen und faire Wettbewerbsbedingungen droht der Verlust von Marktanteilen an international agierende Digitalkonzerne.

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