Streit um Mercedes-Autohäuser beendet
Mercedes-Benz will seine konzerneigenen Autohäuser verkaufen. Das kündigte das Unternehmen Anfang des Jahres an. Die Beschäftigten liefen dagegen Sturm. Nun endlich konnten sich der Konzern und der Gesamtbetriebsrat einigen. Die Vereinbarung beinhaltet auch eine hohe Einmalzahlung für die betroffenen Mitarbeiter.
Konflikt zwischen Unternehmen und Mitarbeitern
Erst fiel die Entscheidung, dann kam es zur Eskalation – und jetzt folgt die Einigung. Seit Mercedes-Benz Anfang des Jahres ankündigte, seine 80 eigenen Niederlassungen in Deutschland verkaufen zu wollen, brodelte der Konflikt zwischen den betroffenen Mitarbeitern und dem Autohersteller. Es kam zu bundesweiten Protesten gegen den geplanten Verkauf der Autohäuser, an mehreren Standorten stand zeitweise die Produktion still. Gewerkschaftsangaben zufolge hatten sich Anfang Juli rund 25.000 Mercedes-Benz-Beschäftigte an den Protesten beteiligt. Nun ist der Streit weitgehend beigelegt. In einem Informationsschreiben an die Belegschaft teilte der Betriebsrat mit, dass sich Konzern und Gesamtbetriebsrat auf Eckpunkte geeinigt haben, die bei Verhandlungen über mögliche Betriebsübergänge auf potenzielle Erwerber zum Tragen kommen.
Bis Ende 2029 keine betriebsbedingten Kündigungen
Die Vereinbarung legt fest, welche Art von Nachteilsausgleich die rund 8.000 betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei einem Verkauf der jeweiligen Niederlassung erhalten. Damit sollen die negativen Auswirkungen auf die Mitarbeiter abgefedert werden, die bei einem Verkauf oder einer Umstrukturierung auftreten.
Einer der wichtigsten Punkte der Vereinbarung: Derzeit sieht die Beschäftigungssicherung bei Mercedes vor, dass es bis Ende 2029 keine betriebsbedingten Kündigungen geben darf. Diese Garantie soll auch weiterhin gelten, selbst wenn die 80 Standorte mit insgesamt rund 8.000 Beschäftigten neue Eigentümer bekommen sollten. Die Vereinbarung beinhaltet zudem einen Prozess, der Tarifbindung der Erwerber und damit Erhalt der tariflichen Arbeitsbedingungen sicherstellt. Neue Eigentümer müssen sich verpflichten, die aktuell vereinbarten Arbeitszeiten, Urlaubstage, Weihnachtsgeld, Tariflöhne und mehr beizubehalten.
Einmalzahlung von 85.000 Euro.
Ein weiterer zentraler Punkt betrifft eine Einmalzahlung. Jeder Mitarbeiter wird im Schnitt 85.000 Euro erhalten. Diese Summe setzt sich aus einem für alle gleichen Sockelbetrag und einer variablen Zahlung zusammen, die sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit richtet. Über die genauen Anteile werde noch verhandelt, zu den konkreten Details der Vereinbarung wollte sich Mercedes nicht äußern. Der Konzern soll sich aber dazu verpflichtet haben, die Niederlassungen nur an Interessenten zu verkaufen, die sich an den Tarif des Autohandels binden.
Auswahlkriterien für Käufer
Mercedes hatte bereits früher erklärt, dass die Auswahl der Käufer nach bestimmten Kriterien erfolgen wird. Handelsexpertise, unternehmerische Kompetenz, wirtschaftliche Solidität, Investitionsbereitschaft sowie Aufgeschlossenheit gegenüber Arbeitnehmervertretungen müssten die Kandidaten auf jeden Fall mitbringen.
Die Standorte sollen nicht als Gesamtpaket verkauft werden. Auch reine Finanzinvestoren kommen nach Konzernangaben nicht in die engere Auswahl. Ziel sei es, die Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten, ließ Mercedes damals verlauten.
Aktuell gibt es noch keine konkreten Gespräche mit potenziellen Käufern, aber es haben sich schon Interessenten gemeldet.
Die Mercedes-Benz-Aktie eröffnete heute auf XETRA etwa 1,2 Prozent tiefer, konnte aber bis zum Handelsschluss wieder ein wenig Boden gutmachen. Sie schloss mit 0,8 Prozent Verlust bei 63,46 Euro.
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