Steuer auf Aktiengewinne: SPD-Pläne unter Druck

Die Diskussion um die Steuer auf Aktiengewinne nimmt in den laufenden Koalitionsverhandlungen Fahrt auf. Die SPD plant laut einem Entwurf, die Abgeltungssteuer von derzeit 25 auf 30 Prozent zu erhöhen – ein Schritt, der nicht nur bei Finanzexperten auf Kritik stößt, sondern auch die Debatte über die Zukunft der privaten Altersvorsorge in Deutschland neu entfacht.
Aktiengewinne im Fokus der Steuerpolitik
Seit der Einführung der Abgeltungssteuer 2009 galt der Steuersatz von 25 Prozent auf Kapitalerträge als Kompromiss zwischen Steuergerechtigkeit und Investitionsanreizen. Die geplante Erhöhung auf 30 Prozent würde faktisch zu einer Gesamtbelastung von über 50 Prozent führen – rechnet man die Besteuerung auf Unternehmensebene mit ein. Diese doppelte Belastung könnte sich negativ auf das Investitionsverhalten privater Anleger auswirken.
Private Altersvorsorge gerät unter Druck
Gerade in Zeiten einer wachsenden Rentenlücke spielt das Aktiensparen eine zentrale Rolle. Experten sehen in der privaten Kapitalanlage eine notwendige Ergänzung zur gesetzlichen Rente. Eine höhere Steuer auf Aktiengewinne könnte jedoch genau jene Bevölkerungsgruppen treffen, die sich eigenverantwortlich um ihre Altersvorsorge bemühen. In Deutschland sind laut aktuellen Zahlen nur etwa 17 Prozent der Bevölkerung direkt in Aktien investiert – deutlich weniger als in vergleichbaren Industrieländern.
Internationale Modelle setzen auf Anreize
Frankreich und Schweden zeigen, dass steuerliche Anreize langfristiges Investieren fördern können. In Frankreich etwa entfällt die Steuer auf Aktiengewinne nach einer siebenjährigen Haltefrist vollständig. Auch Großbritannien kennt Freibeträge und Steuerfreistellungen für langfristige Anleger. Solche Modelle könnten ein Vorbild für eine Reform sein, die nicht auf Abschreckung durch höhere Steuern, sondern auf Förderung von Anlagebereitschaft setzt.
Kapitalmarkt und Kultur: Mehr als nur Rendite
Eine funktionierende Aktienkultur benötigt Vertrauen und Planungssicherheit. Die SPD-Vorschläge zur Steuer auf Aktiengewinne werfen jedoch Fragen auf: Wie soll eine stärkere Beteiligung am Kapitalmarkt erreicht werden, wenn gleichzeitig die steuerliche Belastung steigt? Ohne entsprechende Ausgleichsmechanismen wie Freibeträge, Haltefristen oder Investitionsanreize könnten die Pläne eher zur Abschreckung als zur Aktivierung führen.
Union für neue Börsenkultur, aber wie?
Die Union hat sich in ihrem Verhandlungspapier für eine „neue Börsenkultur“ ausgesprochen. Konkrete Maßnahmen fehlen bislang. Es bleibt offen, ob sie der geplanten Steuererhöhung entgegenwirken oder alternative Modelle vorschlagen wird. Klar ist: Die Steuer auf Aktiengewinne ist zum politischen Lackmustest geworden – für die Frage, wie ernst es der Politik mit der Förderung von privater Altersvorsorge tatsächlich ist.
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