Neuausrichtung bei BASF: Steht ein IPO der Agrarchemie bevor?

Der Chemieriese BASF steht unter Druck und versucht Berichten zufolge, mit einer Neuaufstellung für einige seiner Geschäftsfelder einen Ausweg aus der Misere zu finden.

Zu den bereits laufenden Sparprogrammen sollen nun weitere Maßnahmen hinzukommen. Diese möchte BASF in der kommenden Woche auf dem Kapitalmarkttag vorstellen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete gestern, dass es dabei vor allem um die Zukunft der Bereiche Agrochemie und Coatings (Beschichtungen & Lacke) geht. Bei den Anlegern sorgten diese Nachrichten für Begeisterung. Die BASF-Aktie sprang um knappe sechs Prozent nach oben. Den Xetra-Handel beendete sie schlussendlich mit einem Plus von 2,4 Prozent bei 45,44 Euro.

Änderungen bei Agrarchemie, Beschichtungen und im Batteriegeschäft

Der Kapitalmarkttag findet kommenden Donnerstag und Freitag, am 26. und 27. September, statt. Investoren betonten wiederholt ihre hohen Erwartungen und forderten, dass die BASF dort liefern müsse. BASF-Chef Markus Kamieth, der seit Ende April an der Spitze des Konzerns steht, will dem Vernehmen nach den BASF-Konzern zumindest teilweise umbauen. Trotz einer entsprechenden Anfrage von Bloomberg wollte sich BASF dazu nicht äußern.

Der Bereich Agrarchemie, der bis zu 20 Milliarden Euro wert ist, soll wohl für einen möglichen Börsengang in einigen Jahren fit gemacht werden. 

Das Geschäft mit den Beschichtungen hingegen soll dem Bericht zufolge entweder in Teilen verkauft werden oder es sollen neue Partner einsteigen. Auch zum Batteriegeschäft, bei dem es ebenfalls kriselt, sollen auf dem Kapitalmarkttag neue Informationen veröffentlicht werden.

Umfassende Neuausrichtung

Analysten vermuten nun, dass die mutmaßlichen Veränderungen am Portfolio weit größer sein werden, als der Markt sie erwartet. Die Maßnahmen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit zu signifikanten Einsparungen bei den Kosten und einer Entschuldung des Unternehmens beitragen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, dass die Neuausrichtung des Konzerns auch eine Veränderung der Dividendenpolitik nach sich zieht.

Bereits im Dezember hatte die BASF erste Weichen gestellt und die Trennung von Batteriematerialien und Agrarchemie eingeleitet. Ein Verkauf des Lackgeschäfts wurde damals zwar verworfen, aber die Sparte sollte künftig eigenständiger agieren. 

Ebenfalls im Dezember gelang es der BASF, einen wesentlichen Teil ihres Öl- und Gasgeschäfts Wintershall Dea zu verkaufen.

Schweres Erbe für Kamieth

Im zweiten Quartal machten der BASF gesunkene Verkaufspreise und deutlich schlechtere Geschäfte mit Agrarchemikalien zu schaffen. Zudem führten negative Währungseffekte zu einer Belastung des Ergebnisses. Höhere Absatzmengen konnten diese Entwicklung nicht kompensieren.

Markus Kamieth, der Nachfolger des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Martin Brudermüller hat im April ein schweres Erbe angetreten. Anlässlich der Bilanzvorlage im Februar hatte Brudermüller ein weiteres Sparprogramm im Umfang von mehreren Milliarden Euro sowie einen weiteren Stellenabbau im Stammwerk Ludwigshafen angekündigt. Eine Neuausrichtung des größten Produktionsstandorts ist ebenfalls Teil des Programms. Bereits seit zwei Jahren verzeichnet die BASF in Deutschland Verluste. Im Konzern setzt man deshalb nun auf eine Steigerung der Profitabilität.

Mögliche Umbaupläne beflügeln BASF-Aktie

Die Aktien der BASF konnten am Mittwoch durch einen Bericht über eine mögliche Neuaufstellung des Chemiekonzerns zulegen. Sie stiegen in der Spitze um 5,8 Prozent auf den höchsten Stand seit Anfang Juni und gehörten damit zu den besten Werten im DAX. Den XETRA-Handel beschlossen sie mit 2,4 Prozent im Plus bei 45,44 Euro. Somit konnten sie die 100-Tage-Linie als charttechnischen Indikator für den mittel- bis langfristigen Trend durchbrechen. Von ihrem Rekordstand Anfang 2018 sind die Papiere jedoch noch meilenweit entfernt. Seit damals haben sie gut die Hälfte ihres Werts eingebüßt.

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