Marinegeschäft von Thyssenkrupp vor Börsengang

Das Marinegeschäft von Thyssenkrupp entwickelt sich zu einem der wichtigsten Wachstumstreiber des Konzerns. Durch volle Auftragsbücher und internationale Nachfrage steht Deutschlands größter Marineschiffbauer nun vor einem großen Schritt: der Eigenständigkeit und einem eigenen Börsengang.
Rüstungsboom stärkt TKMS
Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) profitiert stark vom weltweiten Rüstungsboom. Insbesondere der Bedarf an hochmodernen U-Booten sorgt für volle Produktionskapazitäten. Bestellungen kommen aus Ländern wie Norwegen, Singapur oder Australien. Für Thyssenkrupp ist das Marinegeschäft seit Monaten ein entscheidender Grund für den steigenden Aktienkurs. Innerhalb von sechs Monaten hat sich der Kurs mehr als verdoppelt – ein seltener Erfolg für den lange krisengeplagten Industriekonzern.
Gründe für die Abspaltung
Mit der Abspaltung will Thyssenkrupp das Marinegeschäft von Thyssenkrupp flexibler und wettbewerbsfähiger machen. Der Plan: TKMS wird zu einem eigenständigen Unternehmen mit direktem Zugang zum Kapitalmarkt. So sollen Investitionen in neue Technologien und Märkte schneller umgesetzt werden können. Thyssenkrupp behält 51 Prozent der Anteile und bleibt damit Mehrheitseigner, während der Rest an die bestehenden Aktionäre verteilt wird.
Das Konzept folgt einer strategischen Neuausrichtung. Der Gesamtkonzern soll künftig als Holding fungieren, in der verschiedene Tochtergesellschaften weitgehend eigenständig agieren. Ein ähnliches Modell existiert bereits mit der Wasserstoff-Tochter Thyssenkrupp Nucera.
Auswirkungen auf die Thyssenkrupp-Aktie
Analysten sehen in der Abspaltung Chancen, aber auch Risiken. Ohne das Marinegeschäft von Thyssenkrupp könnte die Aktie weniger attraktiv werden, da der wichtigste Wachstumstreiber fehlt. Die DZ-Bank hat ihre Empfehlung bereits auf „Verkaufen“ gestellt. Sie argumentiert, dass die Erwartungen an die Abspaltung bereits im Kurs berücksichtigt sind und kurzfristig keine neuen Impulse zu erwarten seien.
Zudem besteht das Risiko, dass innerhalb der Holding vor allem schwächere Unternehmensbereiche verbleiben. Dies könnte den Gesamtkonzern für Investoren unattraktiver machen.
Gewerkschaft fordert staatliche Unterstützung
Die IG Metall sieht die Abspaltung grundsätzlich positiv, fordert jedoch eine Beteiligung des Staates am Marinegeschäft von Thyssenkrupp. Ihrer Ansicht nach ist nur so ein fairer Wettbewerb mit anderen europäischen Werften möglich, bei denen der Staat oft Miteigentümer ist. Zwar ist aktuell keine direkte Beteiligung geplant, doch die Bundesregierung verfügt über ein Vorkaufsrecht, sollte sich ein entsprechender Bedarf ergeben.
Zustimmung der Aktionäre und Zeitplan
Die Aktionäre von Thyssenkrupp unterstützen die Pläne mit überwältigender Mehrheit. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung stimmten 99,96 Prozent für die Abspaltung. Der Börsengang des Marinegeschäfts von Thyssenkrupp ist für Oktober 2025 vorgesehen. Branchenkenner erwarten, dass der Schritt den Wettbewerb auf dem internationalen Marineschiffmarkt neu beleben könnte.
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