Kreuzfahrten boomen – Was ist davon an den Börsen zu spüren?

Die durch Corona hervorgerufene Flaute ist längst Geschichte: Kreuzfahrten stehen bei Urlaubern wieder hoch im Kurs. Können von diesem Hype auch Anleger profitieren?

Kreuzfahrten – nicht mehr nur für Senioren

Früher nannte man sie Seniorendampfer. Doch mittlerweile hat sich das Image der Kreuzfahrtschiffe gewandelt. Zwar kam die Branche durch die Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie fast zum Erliegen, doch seit einigen Jahren ziehen die Buchungszahlen wieder ordentlich an. Zu den Gästen der schwimmenden Hotels zählen längst nicht mehr nur Rentner und Senioren. Eine Marktanalyse für das Jahr 2022 der Hamburg Port Consulting GmbH (HPC) ermittelte, dass Kreuzfahrtpassagiere im Schnitt 47 Jahre alt sind.

Comeback der Kreuzfahrtbranche

Dass die Branche wieder erfolgreich am Start ist, zeigt ein Blick in den „State of the Cruise Industry Report“ des Branchenverbandes Cruise Lines International Association (CLIA). Für den Bericht wurde unter anderem das Passagieraufkommen im Jahr 2023 untersucht: Es zeigte einen deutlichen Anstieg. Im Vergleich zu 2019, also vor der Corona-Krise, verzeichnet die Branche mit 31,7 Millionen Kreuzfahrtpassagieren ein Plus von sieben Prozent. Und die starke Nachfrage hält an. Die Kreuzfahrtkapazität wird bis 2028 um 10 Prozent steigen, prognostiziert der Branchenverband. Kreuzfahrtschiffe machen nämlich weiterhin konkrete Fortschritte auf dem Weg zu Netto-Null-Emissionen bis 2050.

Darüber hinaus bestätigt CLIA, dass Kreuzfahrten zunehmend auch für andere Altersgruppen attraktiv werden: 27 Prozent der Kreuzfahrtpassagiere in den letzten zwei Jahren waren Kreuzfahrt-Neulinge, was einem Anstieg von 12 Prozent entspricht. Zudem seien Kreuzfahrten „die erste Wahl für Mehrgenerationenreisen – über 30 Prozent der Familien reisen mit mindestens zwei Generationen und 28 Prozent der Kreuzfahrtpassagiere mit drei bis fünf Generationen“, heißt es in dem Branchenbericht weiter.

Kreuzfahrtaktien im Fokus der Anleger

Die starke Nachfrage nach Kreuzfahrten spiegelt sich auch an den Börsen wider. Einige Branchenvertreter, allen voran Carnival, Royal Carribean Cruises und Norwegian Cruise Line, die den Markt dominieren, stehen zunehmend im Fokus der Investoren und auch in der Gunst der Analysten.

Unangefochtene Nummer 1: Carnival

Unumstrittener Marktführer im Kreuzfahrtsegment ist der britisch-amerikanische Konzern Carnival. AIDA Cruises ist vermutlich die bekannteste Marken des Unternehmens.

Carnivals Performance an der Börse seit der Corona-Pandemie war eher durchwachsen. Die Carnival-Aktie verlor damals dramatisch an Wert und stürzte auf unter 10 Euro ab. Doch nun scheint es wieder aufwärts zu gehen: Das Papier konnte in den vergangenen drei Monaten an der NYSE rund 30 Prozent an Wert zulegen.

Die jüngsten Quartalszahlen fielen ebenfalls erfreulich aus: Nach einem Verlust von 0,32 Dollar vor einem Jahr schrieb der Kreuzfahrtriese im zweiten Quartal 2024 schwarze Zahlen und verdiente nun 0,07 Dollar pro Aktie. Unterm Strich lag der Gewinn bei 92 Millionen Dollar, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Verlust von 407 Millionen Dollar in den Büchern stand. Zuwächse verzeichnete Carnival sowohl bei den Ticketverkäufen als auch bei den Umsätzen an Bord.

Analysten raten bei der Carnival-Aktie mehrheitlich zum Kauf. 14 von 17 bei TipRanks gelisteten Experten empfehlen die Aktie zu kaufen, zwei stufen sie mit „Halten“ ein und nur ein Analyst vergibt ein „Sell“-Rating. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 21,70 US-Dollar, gestern notierte das Papier um 19,34 US-Dollar.

An zweiter Stelle: Royal Caribbean Cruises

Royal Caribbean Cruises ist der zweitgrößte Player auf dem Kreuzfahrtmarkt. Er unterhält ein Joint Venture mit dem deutschen Reisekonzern TUI: TUI Cruises gehört je zur Hälfte dem US-Konzern und dem deutschen Touristikriesen.

Royal Caribbean schaffte in diesem Jahr ebenfalls den Sprung in die Gewinnzone: Der Nettogewinn betrug im ersten Quartal des Jahres 360 Millionen US-Dollar oder 1,35 US-Dollar je Aktie. Im Vorjahr schlug ein Minus von 48 Millionen US-Dollar oder 0,19 US-Dollar je Aktie zu Buche.

Der Umsatz lag im Berichtsquartal bei 3,7 Milliarden Dollar, wobei rund die Hälfte des Ertragswachstums auf höhere Ticketpreise zurückzuführen waren. Aber auch die Einnahmen an Bord sind spürbar gewachsen.

Analysten raten bei der Aktie von Royal Caribbean ebenfalls mehrheitlich zum Kauf: 12 von 14 bei TipRanks gelisteten Ratings lauten auf „Kaufen“ Die übrigen beiden Analysten empfehlen, die Aktie des Kreuzfahrtunternehmens zu halten. Viel Luft nach oben sehen die Experten bei den Kurszielen allerdings nicht mehr: Im Durchschnitt erwarten die Analysten einen Aktienkurs von 172,15 US-Dollar. Gestern markierte das Papier an der NYSE allerdings ein neues Allzeithoch mit 173,28 US-Dollar.

Im Vergleich zum Marktführer Carnival hat sich die Aktie von Royal Caribbean an der Börse in den vergangenen Jahren deutlich besser entwickelt: Von der Corona-Krise konnte sie sich vollständig erholen. Allein im letzten Jahr legte das Papier um mehr als 66 Prozent zu.

Nummer 3 unter den Kreuzfahrtriesen: Norwegian Cruise

Der Dritte im Bunde der Top-3-Kreuzfahrtriesen ist Norwegian Cruise. Bei ihm sieht die Lage an der Börse ähnlich düster wie bei Carnival aus. Auch seine Aktie erlebte durch die Corona-Pandemie einen katastrophalen Absturz, von dem sie sich bis heute nicht erholen konnte. Immerhin verdoppelte das Papier seinen Wert an der NYSE seitdem wieder. Im letzten Monat steht sogar ein Plus von nicht ganz 20 Prozent in den Anlegerdepots.

Die im Mai veröffentlichte Quartalsbilanz für das erste Geschäftsquartal fiel grundsätzlich positiv aus. Der Gesamtumsatz lag im Berichtsquartal bei 2,2 Milliarden Dollar und somit 20 Prozent über dem Vorjahreswert. Auch Norwegian konnte nach einem Verlust im Vorjahr im abgelaufenen Quartal endlich wieder schwarze Zahlen schreiben und verdiente auf bereinigter Basis 0,16 US-Dollar pro Aktie.

Beim Ausblick zeigte sich das Unternehmen selbst äußerst optimistisch: Die Rekordbuchungen im ersten Quartal führten nach eigenen Angaben zu einer Rekordbuchungsposition für die kommenden zwölf Monate. Darum hob Norwegian die Gewinnprognose an und erwartet nun für das Gesamtjahr einen Gewinn von 680 Millionen US-Dollar.

Im Vergleich mit der Konkurrenz bewerten Analysten diese Aktie  am schwächsten. Nur 4 von 14 Experten raten bei der Aktie von Norwegian Cruise zum Kauf. Neun Analysten empfehlen, sie zu halten und ein Experte denkt, dass man sie besser verkaufen sollte. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 20,35 US-Dollar. Gestern stand das Papier bei 20,42 US-Dollar. Viel Aufwärtspotenzial scheint es also wirklich nicht zu geben.

 

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