Googles Werbegeschäft trotzt KI-Druck und Zollrisiken

Googles Werbegeschäft bleibt der zentrale Wachstumstreiber im Alphabet-Konzern – selbst angesichts neuer KI-Konkurrenz und drohender Handelshemmnisse durch Trumps Zollpolitik. Mit einem Anzeigenumsatz von knapp 66,9 Milliarden Dollar im letzten Quartal konnte der Tech-Gigant seine Position eindrucksvoll festigen. Das entspricht einem Plus von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt erzielte Alphabet sogar einen Konzernumsatz von 90,23 Milliarden Dollar, der damit deutlich über den Erwartungen der Finanzmärkte lag.
Noch bemerkenswerter: Der Nettogewinn stieg um satte 46 Prozent auf 34,54 Milliarden Dollar – mehr als die drei profitabelsten DAX-Konzerne zusammen im gesamten Jahr 2024. Damit unterstreicht Alphabet seine Fähigkeit, selbst unter anspruchsvollen Rahmenbedingungen profitabel zu wirtschaften. Googles Werbegeschäft trägt dabei über drei Viertel zu den Gesamterlösen bei und bleibt das wirtschaftliche Rückgrat des Unternehmens.
Rekordinvestitionen sichern Zukunft
Diese hohe Profitabilität erlaubt es Alphabet, gezielt in die Zukunft zu investieren. Allein im letzten Quartal flossen 17,2 Milliarden Dollar in neue Projekte – ein Anstieg um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit positioniert sich das Unternehmen klar für eine Zeit, in der generative KI und Automatisierung das Such- und Mobilitätsgeschäft transformieren.
Googles Werbegeschäft bleibt stark – trotz KI-Plattformen
Zwar versucht die Konkurrenz, Googles Dominanz im Suchgeschäft zu untergraben – insbesondere durch generative KI-Angebote, die direkte Antworten statt Linklisten liefern. Plattformen wie ChatGPT oder Perplexity stellen hier neue Paradigmen vor. Doch Googles Werbegeschäft zeigt sich bislang unbeeindruckt. Analysten sprechen von „anhaltend robustem Wachstum“ trotz des KI-Booms.
Auch Google selbst setzt auf Künstliche Intelligenz. Die sogenannten „AI Overviews“, KI-generierte Zusammenfassungen zu Suchanfragen, erreichen inzwischen monatlich 1,5 Milliarden Nutzer. Damit integriert Google das neue Paradigma aktiv in sein Kerngeschäft – und behält so die Kontrolle über die Wertschöpfung im Suchmaschinenmarkt.
Zollreform als potenzieller Bremsfaktor
Ein weniger beachteter, aber bedeutender Aspekt für Googles Werbegeschäft liegt in der geänderten US-Zollpolitik. Ab Mai wird die Ausnahme für zollfreie Paketsendungen unter 800 Dollar aufgehoben. Das betrifft vor allem Anbieter wie Shein oder Temu, die über diesen Kanal große Mengen an US-Konsumenten lieferten – und intensiv bei Google warben.
Diese Werbeetats fallen nun weg oder werden deutlich gekürzt. Google selbst erwartet deshalb „leichten Gegenwind“ in Regionen wie Asien-Pazifik. In einem Werbemarkt, der stark konjunkturabhängig ist, könnten solche Handelshemmnisse mittelfristig spürbare Auswirkungen haben – insbesondere, wenn weitere protektionistische Maßnahmen folgen.
SpaceX als stiller Gewinnmotor
Für den überraschend hohen Quartalsgewinn von Alphabet war auch ein Sondereffekt verantwortlich: Die Neubewertung eines Beteiligungsunternehmens brachte rund acht Milliarden Dollar. Laut Bloomberg handelt es sich um SpaceX, das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk. Alphabet hatte sich bereits vor über zehn Jahren an SpaceX beteiligt.
Ironischerweise stehen sich beide Unternehmen mittlerweile als Wettbewerber gegenüber – im Rennen um die Vorherrschaft bei autonomem Fahren. Während Musks Robotaxi-Dienst im Sommer in Austin starten soll, ist Waymo, eine Google-Schwester, bereits etabliert. Mit über 250.000 bezahlten Fahrten pro Woche hat sich Waymo in mehreren US-Städten, darunter San Francisco und bald auch Washington, als Marktführer positioniert.
Strategische Breite als Vorteil
Was Alphabet derzeit besonders robust macht, ist die Kombination aus einem profitablen Kerngeschäft – Googles Werbegeschäft – und wachstumsstarken Zukunftsfeldern wie KI, autonomem Fahren und Cloud-Diensten. Diese Diversifikation ermöglicht es dem Konzern, externen Schocks wie geopolitischen Risiken oder technologischen Umbrüchen gelassener zu begegnen als viele Mitbewerber.
Zudem deutet sich an, dass Alphabet nicht nur reagiert, sondern gestaltet: Mit eigenen KI-Integrationen in die Suche, einem massiven Ausbau der Waymo-Flotte und gezielten Investitionen in Infrastruktur und Plattformtechnologien.
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