Fokus auf Seltene Erden: USA und China nähern sich in Handelsfragen an

Nach intensiven Gesprächen in London haben die Vereinigten Staaten und China ein Rahmenabkommen erreicht, das einen möglichen Wendepunkt im Handelskonflikt markiert. Im Zentrum der Verhandlungen stand ein sensibles Thema: Seltene Erden.
Handelsrahmen soll Lieferketten sichern
Das Rahmenabkommen, das noch von beiden Regierungen offiziell bestätigt werden muss, legt den Grundstein für eine schrittweise Normalisierung der Handelsbeziehungen. Insbesondere in Bezug auf Seltene Erden wird eine Entspannung erwartet. Diese Rohstoffe sind für moderne Technologien wie Elektromobilität, Halbleiter und Rüstung essenziell – und China kontrolliert rund 60 Prozent der weltweiten Produktion.
Das Abkommen zielt darauf ab, Exportkontrollen zu lockern und die Transparenz bei der Vergabe von Ausfuhrlizenzen zu erhöhen. Für westliche Industrien, die stark von chinesischen Lieferungen abhängig sind, könnte dies kurzfristig Planungssicherheit bedeuten.
Handelskrieg mit globalen Folgen
Die Einigung erfolgt vor dem Hintergrund eines eskalierenden Zollkonflikts, der seit der Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus wieder Fahrt aufgenommen hat. Die USA hatten Anfang April Strafzölle in Höhe von 145 Prozent auf chinesische Importe verhängt, worauf Peking mit umfassenden Gegenzöllen reagierte. Diese Maßnahmen führten zu massiven Verwerfungen auf den globalen Märkten.
Vorläufige Vereinbarungen im Mai sahen eine befristete Aussetzung der Zollerhöhungen vor – nun könnte das Rahmenabkommen eine tragfähigere Lösung darstellen. Insbesondere für die Märkte der EU und Südostasiens, die stark unter den Handelsstreitigkeiten leiden, ist eine Stabilisierung von hoher Bedeutung.
Seltene Erden als geopolitisches Druckmittel
Seltene Erden haben sich als geopolitisches Druckmittel etabliert. Peking demonstrierte dies in der Vergangenheit durch gezielte Exportbeschränkungen. Das neue Abkommen könnte hier als Vertrauenssignal gewertet werden – allerdings bleibt unklar, wie verbindlich die Maßnahmen sind. Die Abhängigkeit westlicher Industrien bleibt bestehen.
Ein kritischer Punkt: Selbst mit Lockerungen bleibt China der dominante Akteur auf dem Markt für Seltene Erden. Strategien zur Diversifizierung – etwa durch Recycling oder den Ausbau eigener Förderkapazitäten – sind zwar in Planung, jedoch mittelfristig kaum realisierbar.
Professionelle Gesprächsebene in London
Analysten betonen, dass der Ton der Gespräche in London konstruktiver war als in früheren Runden. Beide Delegationen bezeichneten die Verhandlungen als „rational“ und „gründlich“. Dies könnte auf eine neue Dynamik in den bilateralen Beziehungen hindeuten, in der wirtschaftliche Stabilität Vorrang vor ideologischer Konfrontation erhält.
Für die multilaterale Handelsordnung sind solche Signale essenziell: Die Weltwirtschaft leidet unter protektionistischen Tendenzen, und die Einigung in London könnte ein Zeichen für mehr Koordination unter den Großmächten sein.
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