Bye Bye Tech-Aktien – Hello Small Caps

Nach einer ziemlich langen Durststrecke konnten US-amerikanische Small Caps im vergangenen Monat kräftig zulegen. Das könnte der Beginn einer breiten Rotation weg vom Technologiesektor sein.

Small-Caps lösen Magnificent 7 ab

Die Rallye am US-Aktienmarkt wurde monatelang von Technologiewerten angeführt, speziell die „Magnificent 7“ hatten es den Anlegern angetan. Anteilsscheine kleinerer Unternehmen wurden hingegen kaum beachtet. Doch in den letzten Wochen erlebten die US-Small-Caps nun doch den lang erhofften Aufschwung. Der auf kleinere Unternehmen ausgerichtete Aktienindex Russell 2000 legte im vergangenen Monat um 10,29 Prozent zu. Der S&P 500, der den breiten US-Aktienmarkt abbildet, trat im selben Zeitraum nahezu auf der Stelle. Und der NASDAQ Composite, der Index für die Technologiewerte, verlor sogar fast 5 Prozent.

Analysten erkennen Rotationshandel

Diese Zahlen lassen vermuten, dass eine Rotation weg von den Technologiewerten und hin zu den Small Caps stattgefunden hat. Die größten Gewinner des Jahres verlieren offenbar gerade das Rennen um die Gunst der Investoren und das bisher ungeliebte Marktsegment der kleinen Werte profitiert davon. 

Eine solche Entwicklung kommt nicht ganz überraschend. Immerhin hat die Rekordrallye bei Technologieaktien Sorgen ausgelöst, dass die Bewertungen überzogen sein könnten. Sogar Parallelen zur Dotcom-Blase wurden gezogen. Von einer ausgedehnten Rotation könnte die Small Caps definitiv profitieren. Sie dürfte ihre Stärke weiter anheizen.

Ist das nur der Anfang?

Auf Small Caps spezialisierte Experten hoffen, dass dieser Kurssprung erst der Anfang einer langjährigen Periode ist und dass die Small Caps in dieser Zeitspanne ordentlich Boden gut machen können. Das Geld fließt schließlich aus den Megatiteln ab und sucht ein neues Zuhause. Da braucht es nicht viel, damit die Nebenwerte wieder Fahrt aufnehmen.

Einige Analysten erkennen sogar einen „Short Squeeze„, den die Zuflüsse in Small Caps ausgelöst haben. Die steigenden Kurse zwingen die Leerverkäufer, die auf fallende Kurse gesetzt haben, die entsprechenden Aktien teuer nachzukaufen, was die Kurse weiter nach oben treibt.

Zinshoffnung treibt die Kurse

Auch die wachsende Hoffnung auf einen geldpolitischen Kurswechsel der US-Notenbank beflügelt die US-Nebenwerte. Die Kernverbraucherpreise (ohne Energie und Nahrungsmittel) stiegen im Juni weniger stark als Ökonomen es in ihren Prognosen vermutet hatten. Zwar liegen sie mit 3,3 Prozent immer noch deutlich über der Zielmarke der Fed von 2 Prozent, aber immerhin bewegen sie sich in die richtige Richtung. 

Diese Entwicklung stärkt die Hoffnung auf eine baldige Senkung der Leitzinsen.

Für Small Caps, die tendenziell stark fremdfinanziert sind und damit höhere Kapitalkosten haben, wäre das ein Segen. Sie könnten somit von Zinssenkungen in vielen Fällen deutlich stärker profitieren als große Konzerne. Die Großen sind ohnehin weniger auf Bankkredite angewiesen. Schließlich stehen ihnen auch andere Wege der Geldbeschaffung offen, etwa die Emission von Unternehmensanleihen.

Anschlag auf Donald Trump

Auch der gescheiterte Mordanschlag auf Donald Trump hat die Aussichten für Small Caps verbessert, da die Pläne des als wirtschaftsfreundlicher geltenden Republikaners den kleineren Unternehmen zugutekommen könnten. Er möchte Steuern senken und Importzölle erhöhen.

Der Präsidentschaftskandidat erlitt beim Attentatsversuch Mitte Juni einen Streifschuss, der seine Chancen auf einen erneuten Einzug ins Weiße Haus verbessert haben dürfte. Ein massiver emotionaler Mitleids- und Solidaritätsschub ist festzustellen, der seine Anhänger, die den Demokraten eine indirekte Mitschuld an dem Attentat geben, noch stärker mobilisiert. Die Wirkung der unmittelbar nach dem Attentat entstandenen ikonischen Bilder, die Trump kämpferisch mit erhobener Faust zeigen, ist ebenfalls nicht  zu unterschätzen.

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