Kommt bei Investment-Smaragden ein ähnlicher Boom wie bei Investment-Rubinen in 2023?

Sascha Reinhard:
Wir hatten letzte Woche Professor Dr. Rekow und Chris Pampel vom Deutschen Edelstein Kontor in einem sehr, sehr spannenden Interview, wo es um das Thema Goldverbot geht und was damit verbunden ist. Weil Chris an der Wall Street, im Interview mit Manuel Koch von Inside Wirtschaft, diesen Begriff hat fallen lassen und im Nachgang an unser Interview haben wir noch ein bisschen Small Talk gemacht und ich hab mal gefragt: „Chris, gibt es eigentlich im Moment ein spannendes Thema, wenn es um Farbedelsteine geht, worüber man auch noch mal sprechen könnte?“

Und dann hat er voll das Ding rausgehauen, weswegen ich gesagt habe, okay, lass uns dazu mal nächste Woche noch mal ein Interview machen und hier sind wir. Herzlich willkommen, Chris Pampel vom Deutschen Edelstein Kontor. Schön, dass du dir noch mal Zeit nimmst.

Chris Pampel:
Ja, hallo Sascha, danke für die Einladung. Und ja, ich freue mich.

Sascha Reinhard:
So, du hast letzte Woche gesagt, dass Smaragde gerade so interessant sind. Erzähl uns doch mal bitte kurz, warum das in deinen Augen gerade ein sehr spannender Markt ist. Was passiert da gerade im Moment?

Chris Pampel:
Ja. Wer uns jetzt schon ein bisschen verfolgt, der weiß, dass wir letztes Jahr eine spannende Entwicklung hatten bei den Rubinen. Und wir hatten das auch prognostiziert, dass es bei Rubinen zu einem Preissprung kommt. Dass er damals so exorbitant ausgefallen ist, das konnte keiner wissen. Aber wir haben jetzt eine vielleicht annähernd vergleichbare Entwicklung auch bei den Smaragden. Momentan also eine sehr spannende Entwicklung. Zum einen hat Gemfields, einer der größten Explorer für Smaragde weltweit, im November letzten Jahres eine Auktion abgesagt für Smaragde in Topqualität aus Sambia, aus der Kagemine. Diese Auktion wurde abgesagt, weil nicht genug Material gefunden wurde. Und das war schon ein Indiz für: „Oh, das Angebot verknappt sich. Mal schauen, wie das weitergeht.“

Wie entwickelt sich das jetzt im ersten Quartal 24? Da haben wir natürlich ein Auge drauf geworfen und auf die Auktion im März 24. Die ist nicht unbedingt sehr erfolgversprechend verlaufen. Im Prinzip wurden schon 93 % der angebotenen Ware verauktioniert. Allerdings waren in diesem Angebot nicht nur die Topqualitäten enthalten, sondern auch die normale Commercial Ware, also eher die niedrigeren Qualitäten, die einen Anteil von 55 % ausmachten.

Das heißt, weil man nicht genügend Topqualitäten gefunden hat, musste man auch Commercial Ware mit versteigern, die normalerweise eigentlich direkt verkauft wird an die Schleifereien. Aber aufgrund des attraktiven Preisniveaus für Commercial Ware ist die Auktion auch vielversprechend verlaufen.

Sascha Reinhard:
Commercial Ware ist dann quasi mittlere Qualität?

Chris Pampel:
Niedrige Qualität.

Sascha Reinhard:
Niedrige Qualität. Also, wenn man sich euer Erklärvideo bei euch auf der Seite anschaut, ist das eigentlich so das, was typisch für die Schmuckindustrie verwendet wird, indem man es aufwertet? Habe ich das richtig verstanden?

Chris Pampel:
Korrekt. Genau. Die normale Schmuckware, Commercial Ware, wird eigentlich direkt an die Schleifereien verkauft von den Minengesellschaften und nur die Topqualitäten werden verauktioniert. Wie gesagt, jetzt im März wurden Topqualität und Commercial verauktioniert und die Commercial Ware machte einen Anteil von 55 % aus, also einen großen Anteil, weil eben nach wie vor wenig gefunden wird. Die Fördermengen sind in den letzten zehn Jahren auch sukzessive zurückgegangen, aber die Preise für Smaragde sind auf breiter Linie gestiegen. Jetzt kam die dritte Entwicklung dazu.

Wir verfolgen ja immer die Auktionen, weil sie auch ein Indikator sind für zukünftige Preisentwicklungen. Da wurde jetzt unter anderem ein 14-Karäter Smaragd in absolut feiner Qualität versteigert, in Topqualität, der beim Schätzpreis bei 350.000 € lag und einen Rekordpreis erzielt hat von über 750.000 €. Also der Preis hat sich mehr als verdoppelt, und das war natürlich jetzt in dem Moment auch vom Markt als sehr positive Marktumfelderscheinung registriert worden und hat die Spekulation angeheizt.

Verständlicherweise, weil das natürlich jetzt in die Historie der Entwicklung im letzten Jahr perfekt reinpasst. Wir haben die Entwicklung, dass in Sambia, einem bedeutenden Player für Smaragde in Topqualität, kaum noch Material gefunden wird. Gemfields versucht jetzt zu investieren, um eine zweite Mine aufzumachen. Ob das gelingt, wann das gelingt, das bleibt zweifelhaft. Es bleibt abzuwarten. Es kann durchaus 2, 3, 4 Jahre dauern.

Auf der anderen Seite haben wir noch Smaragde aus Kolumbien als begehrter Herkunftsstätte. Auch dort sehen wir deutlich fallende Produktionsmengen. Man versucht jetzt auf Brasilien auszuweichen, ein Land, das deutlich größer ist und auch Smaragdvorkommen hat. Daher haben wir momentan am Markt eine absolute Marktverknappung auf der einen Seite, spannende Entwicklungen gepaart mit hohen Preisen. Die Nachfrage ist nach wie vor hoch, die Preise gehen nach oben und man versucht über neue Maßnahmen, neue Minen, diese Nachfrage am Markt zu bedienen.

Das bleibt aber noch abzuwarten. Dieses Marktumfeld spricht dafür, dass wir einen positiven Ausblick haben. Wir rechnen damit, dass es zu Preissteigerungen kommt. Wann das passiert? Ich bin kein Prophet, ich kann das nicht vorhersagen. Aber die beschriebenen Entwicklungen sind doch sehr spannend. Für alle Anleger, die sich für ein Investment in Edelsteine interessieren, wäre meine Empfehlung ganz klar der Smaragd.

Sascha Reinhard:
Okay, sehr spannend. Jetzt kann ich aber nicht überall einfach einen Smaragd kaufen. Ich hab mir, wie gesagt, dein Erklärvideo angeschaut. Aber auch für die Zuschauer: Bitte noch mal, worauf muss man achten, wenn man einen Edelstein oder Farbedelstein kauft?

Chris Pampel:
Ja, wie gerade beschrieben, gibt es verschiedene Qualitäten von Steinen. Es gibt die niedrigen Qualitäten, Commercial Ware, die mittleren Qualitäten und dann gibt es die feine Ware, die hohen Qualitäten. Nur die sind als Investment wirklich geeignet. Das heißt, was bei einer Immobilie die Lage, Lage, Lage ist, ist bei dem Edelstein die Qualität, die Qualität, die Qualität. Man muss die richtige Kategorie erwischen, die richtige Qualität kaufen, um die beste Eigenschaft als Wertspeicher zu haben und auch von zukünftigen Preissteigerungen zu profitieren. Gerade bei diesen Topqualitäten haben wir interessante Preissteigerungen, die wir als Inflationsausgleich in einem gut strukturierten Portfolio immer gerne sehen und die auch von Anlegern nachgefragt werden.

Das ist der eine Punkt: Qualität muss stimmen. Und auf der anderen Seite muss anhand der richtigen Dokumente, die frei von Interessenkonflikten erstellt wurden, diese Qualität für einen Laien erkennbar sein. Bei uns im Shop haben wir ein großes Angebot von tollen Smaragden aus Kolumbien in feinster Qualität mit den entsprechenden Dokumenten dazu. Man kann sich dann, wenn man möchte, auch weiterführende Fragen stellen, gerne an uns wenden und mit uns ein Gespräch suchen und sich beraten lassen.

Sascha Reinhard:
Könntest du noch mal darauf eingehen, was das für Dokumente sind? Ein Zertifikat zum Beispiel bekomme ich ja eigentlich von jedem hinterhergeworfen.

Chris Pampel:
Ja, das stimmt. Nur Zertifikat ist nicht gleich Zertifikat. Es gibt weltweit über 1000 Labore, die Zertifikate ausstellen. Aber gerade hier in Europa haben wir eigentlich drei anerkannte Labore, die in einem einheitlichen Standard arbeiten, mit entsprechend teurem Equipment und mit Wissenschaftlern einen Befundbericht erstellen, der öffentlichen Glauben genießt und mit dem ein Stein überhaupt international handelbar ist.

Das wäre in Deutschland die Deutsche Stiftung Edelsteinforschung und in der Schweiz die GIA oder die Schweizer Stiftung Edelsteinforschung. Das sind auch die Labore, mit denen wir zusammenarbeiten. Entscheidend ist der Befundbericht. Da kann man erkennen, ob es ein natürlicher Stein mit den konkreten Abmaßen ist, mit einem Foto, damit man den Stein dem Dokument zuordnen kann. Man kann unter Bemerkungen erkennen, ob ein Stein behandelt worden ist. Wenn ja, wie und in welcher Intensität. Punkt vier zeigt das Herkunftsland: Wo wurde der Stein gefunden? Das ist auch wichtig für die Investmentstrategie und die zukünftige Preissteigerung. Separat zu diesem Befundbericht gehört dann noch das Wertgutachten von einem vereidigten Sachverständigen der IHK, das auch frei von Interessenkonflikten erstellt wird, sich die Qualitätseigenschaften der vier C’s anschaut, bewertet und dann den Stein seiner Bezugsgruppe zuordnet. Nach einer sorgfältigen Recherche wird ein Einzelhandelswiederbeschaffungswert ermittelt, dokumentiert und dafür gehaftet.

Damit ist sichergestellt, dass ein entsprechender Befundbericht in Investmentqualität zu einem angemessenen Preis gekauft wird. Entscheidend ist, dass die Höhe des Gutachtens ein unmittelbarer Indikator für die Qualität des Steins ist. Je höher die Qualität des Steins, desto höher ist auch der Wert.

Da gilt es dann, die Mindestkaufpreise zu beachten. Beim 1,5-Karäter Smaragd beginnt Investmentqualität. Da reden wir von mindestens 12.000 € Mindestkaufpreis, die zu kalkulieren sind.

Sascha Reinhard:
Heißt also, ein 1,5-Karäter, der nur 8.000 € kostet, ist keine Investmentqualität, sondern eher mittlere Qualität.

Chris Pampel:
Korrekt. Genau. Das ist sicherlich ein schöner Stein, aber als Investment ungeeignet.

Sascha Reinhard:
Okay, wunderbar. Das würde ich auch noch mal mit reinnehmen. Du sprichst von Edelsteinen als Wertanlage. Wir reden immer von einem langfristigen Investment. Also es ist nichts für kurzfristige Spekulationen, auch wenn der ein oder andere jetzt vielleicht rückblickend sagt: „Okay, Rubine hatten wir letztes Jahr, unfassbare Wertsteigerung von teilweise 90 %.“ Dazu zwei Fragen: Wie sind denn jetzt die Preise? Sind die wieder gesunken oder halten die sich oder sind sie weiter gestiegen?

Chris Pampel:
Wir sehen bei den hohen Qualitäten bei Rubinen, dass die Preise auf diesem Niveau verharren. Sie sind nicht wieder zurückgekommen, wie von dem einen oder anderen vielleicht vermutet. Nein, die Preise verharren auf dem hohen Niveau. Gemfields hat auch mitgeteilt, dass Montepuez, die größte oder bedeutendste Mine für Rubine in Topqualität in Mosambik, in ihrer Auktion nicht die Menge an Steinen angeboten hat, wie das in den letzten Jahren üblich war. Also sehen wir auch da eine weitere Verknappung des Angebots. Das Marktumfeld spricht momentan eher dafür, dass die Preise auf diesem Niveau bleiben, wenn nicht sogar jetzt Luft holen und irgendwann in Zukunft wieder steigen werden.

Sascha Reinhard:
Okay, also Rubine letztes Jahr zu kaufen war eine sehr, sehr gute Idee. Ist aber nach wie vor interessant, weil der Markt auch knapper wird. Aber jetzt sagst du also, wer jetzt kaufen möchte, sollte dann doch auf Smaragde gehen.

Chris Pampel:
Unbedingt. Kaufempfehlung aktuell der Smaragd.

Sascha Reinhard:
Super. Jetzt gibt es ja doch einige, die immer noch hartnäckig behaupten, dass Diamanten so toll als Wertanlage geeignet wären. Dazu hast du auch eine ganz spezielle Meinung, oder?

Chris Pampel:
Ja, die habe ich. Lass uns in die Historie schauen und das näher beleuchten. Dann stellt man zwei Sachen fest. Erstens, dass der Diamant eigentlich eine Erfindung der Schmuckindustrie ist, der in den letzten 100 Jahren durch Schmuckkampagnen wie „Diamonds are a Girl’s Best Friend“ und „Diamonds are Forever“ geframed worden ist und damit in den Köpfen der Menschen vorhanden ist.

Historisch gesehen wurden Farbedelsteine von vermögenden Familien und Adelshäusern seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden, als Wertaufbewahrungsschatz und Vermögensschutz verwendet. Warum ist das so? Weil Farbedelsteine in der Natur viel seltener vorkommen als Diamanten. Die jährliche Förderquote bei Diamanten liegt bei über 100 Tonnen. Da sind alle Qualitäten enthalten. Diese Abbaumenge ist gewaltig. Wenn wir uns dagegen die Menge an Farbedelsteinen, Rubin, Saphir und Smaragd zusammen und dann nur die Topqualitäten anschauen, dann reden wir von drei Maßkrügen voller Edelsteine in Topqualitäten, die die weltweite Nachfrage bedienen müssen. Das ist ein gewaltiger Unterschied und deshalb sind Farbedelsteine historisch bedingt das Medium, das besonders ist, das besonders attraktiv, selten und weltweit begehrt ist und daher als Investment klar besser geeignet ist.

Vom Diamanten raten wir in der Regel ab. Das zeigen auch die Preisentwicklungen der letzten Jahre. Wir haben über ein Drittel Preisrückgang gesehen. Sicherlich werden die Preise jetzt auf diesem Niveau stabilisiert. Vielleicht werden die Preise langfristig für Diamanten wieder steigen, aber die beschriebenen historischen Aspekte gepaart mit der geologischen Seltenheit sprechen auch in Zukunft für den Farbedelstein. Daher ganz klar unsere Kaufempfehlung.

Sascha Reinhard:
Aber 100 Tonnen sind viel. Das ist aber nicht alles für die Schmuckindustrie. Also ist nicht alles das, was mir als Wertanlage angeboten wird.

Chris Pampel:
Nein, wie gesagt, in den 100 Tonnen ist die komplette Abbaumenge enthalten. Da sind alle Qualitäten von Diamanten enthalten. Das breite Spektrum. Es soll einfach nur zeigen, welche gewaltigen Mengen abgebaut werden und wie oft dieser Edelstein in der Natur vorkommt und dass er am Ende des Tages kein seltenes Gut ist oder nicht so selten wie ein Farbedelstein.

Sascha Reinhard:
Okay, um das Ganze abzurunden: kein spekulatives, sondern langfristiges Investment. Smaragde ab 12.000 € sind als Wertanlage geeignet, weil sie über Investmentqualität verfügen. 1,5 Karat Mindestgewicht, was 0,3 Gramm entspricht. Das sind nicht so große Steine, also kleine Steine möglich, aber trotzdem mit einem hohen Wert. Und wenn es um Edelsteine geht, auf alle Fälle keine Diamanten, sondern Rubin, Saphir, Smaragd. Gibt es noch andere Steine, die interessant sind in euren Augen?

Chris Pampel:
Ja, es gibt noch die kleinen Geschwister zu den Big Three. Beim Rubin ist das die rote Varietät des Turmalin, also der Rubellit, von Kaufpreisen ab 5.000 € / 6.000 € erhältlich. Beim grünen Stein als kleiner Bruder zum Smaragd gibt es den Peridot, auch ein wunderschöner Stein, grün schimmernd, der tolle Einstiegspreise bietet. Beim Saphir als kleiner Bruder gibt es den Tansanit, ein blau-violetter Stein aus Tansania. Auch eine Fundstelle, die weltweit einzigartig ist und sehr begehrt ist.

Sascha Reinhard:
In diesem Sinne, super spannendes Interview. Ich denke, für unsere Zuschauer und Zuhörer war viel Mehrwert drin. Chris, noch mal vielen, vielen lieben Dank für deine Zeit. Hat Spaß gemacht und wir hören uns mit Sicherheit wieder.

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