Warum Farbedelsteine interessanter als Diamanten sind
Obwohl sich die Preise für Diamanten in den letzten 3 Jahren verschlechtert haben, werden uns immer wieder Anzeigen für Diamanten als Wertanlage im Internet angezeigt. Da wir aus unseren Interviews und Gesprächen mit Chris Pampel vom Deutschen Edelstein Kontor wissen, dass er bewusst keine Diamanten, sondern Farbedelsteine in hoher Qualität als Wertanlage anbietet, haben wir bei ihm nochmal genauer nachgefragt…
Redaktion: Herr Pampel, lassen Sie uns direkt einsteigen. Warum sollte man Farbedelsteine Diamanten vorziehen?
Chris Pampel: Weil Farbedelsteine in toller Qualität viel seltener in der Natur vorkommen als Diamanten. Allein für die Schmuckindustrie werden weltweit bis zu 10 Tonnen Diamanten pro Jahr abgebaut. Bei den sogenannten Big Three der Farbedelsteine, also Rubin, Saphir und Smaragd sprechen wir in Summe von gerade einmal knapp 600kg pro Jahr, von denen maximal 18 kg als Wertanlage geeignet sind. Denn um als Wertanlage interessant zu sein, müssen die Steine bestimmten Mindestgrößen entsprechen und von so guter Qualität sein, dass sie nur Schliff und Politur benötigen, um ihre volle Schönheit zur Geltung zu bringen. Gleichzeitig gehen die Vorkommen immer weiter zurück, während die Nachfrage vor allem aus dem asiatischen Raum immer weiter zunimmt.
Bei Diamanten haben wir ein umgekehrtes Bild. Die weltweiten Vorkommen sind riesig und der bekannte Slogan „Diamonds are forever“ ist eher Fluch als Segen, Diamanten vergehen ja nicht. Darüber hinaus gibt es noch ein ganz anderes Problem – die Konkurrenz aus dem Labor. Nicht nur in der Industrie wird immer mehr auf im Labor gezüchtete Diamanten gesetzt, auch die Akzeptanz bei Schmuck wächst von Jahr zu Jahr. Vor allem in den USA entscheiden sich immer mehr Menschen gegen echte Diamanten. Am Ende des Tages kann ein echter Diamant nicht mehr als sein Gegenüber aus dem Labor, kostet aber das Vielfache. Das die Schmuckindustrie hier trotz der hohen Werbebudgets und künstlicher Verknappung nicht wirklich gegensteuern kann, sieht man, wenn man sich die Preisentwicklung der letzten 3 Jahre anschaut. Und wie weit die Preise hier noch fallen werden, steht in den Sternen.
Redaktion: Und wie entwickeln sich die Preise bei Farbedelsteinen?
Chris Pampel: Das hängt von der Qualität ab. Bei Farbedelsteinen unterscheidet man zwischen minderer, mittlerer, Investment-Qualität und höchster Qualität. Steine in minderer und mittlerer Qualität werden in erster Linie für Schmuck verwendet. Hier sind die Vorkommen in Relation zu den beiden höheren Qualitäten recht hoch, weshalb die Preise hier nur wenig steigen. Bei den Big Three in Investment-Qualität kann man im 10 Jahresschnitt mit 4 bis 7 Prozent Wachstum pro Jahr rechnen. Natürlich kann es schon mal vorkommen, dass sich die Preise in einem Jahr seitwärts bewegen, auf der anderen Seite können kleine Veränderungen am Markt aber auch zu großen Preissprüngen führen. Bestes Beispiel hierfür waren die Preissteigerungen bei Rubinen im letzten Jahr. Mit der Versteigerung des Estrela de Fura Anfang Juni 2023, bzw. dem neuen Weltrekord, zog vor allem die Nachfrage aus Asien an und innerhalb kürzester Zeit stiegen die Preise um teilweise über 90 Prozent. Wobei man hier klar sagen muss, dass solche Preissprünge bei Investment-Farbedelsteinen aus einem Herkunftsland, wo noch Top-Qualitäten gefunden werden, außergewöhnlich sind. Normalerweise kommt es zu solchen Preissprüngen erst, wenn der sogenannte Zukunftsbonus greift.
Redaktion: Als Info für unsere Leser, die sich bist jetzt noch nicht mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Was genau ist mit Zukunftsbonus gemeint?
Chris Pampel: Am besten lässt sich das Anhand von Investment-Rubinen aus Burma erklären. Hier wurden bis zur Jahrtausendwende die schönsten Rubine in toller Qualität gefunden, bis Burma Anfang der 2000er bekannt gab, dass die Vorkommen an hohen Qualitäten erschöpft sind. Dann ist genau das passiert, was immer passiert, wenn der Markt realisiert, dass ein begehrter Rohstoff zur Neige geht. Die Preise sind rapide gestiegen. Wer Mitte der 90er Jahre einen Rubin in Investment-Qualität aus Burma erworben hat, kann sich bis heute über eine Verachtfachung seiner Investition freuen. Genau das ist der Zukunftsbonus, den es übrigens bei Diamanten so nicht gibt. Ein Diamant ist im Prinzip nichts anderes als Kohlenstoff. Sie können niemals bestimmen, wo ein Diamant gemint wurde, von daher spielt das Herkunftsland eigentlich nur eine Rolle, wenn es darum geht, sogenannte Blutdiamanten auszuschließen. Ein Farbedelstein hingegen ist ein kleines Wunder der Natur. Er entsteht nur unter ganz bestimmten Bedingungen, weshalb im Labor anhand der mineralogischen Zusammensetzung auch genau bestimmt werden kann, aus welchem Herkunftsland er stammt. Wenn man also in Farbedelsteine investieren möchte, kommt es nicht nur auf die Qualität, sondern auch auf das Herkunftsland an.
Redaktion: Und hier sollte man also zum Beispiel auf Rubine aus Burma setzen, richtig?
ANTWORT CHRIS PAMPEL: Nein. Man sollte gezielt auf begehrte Farbedelsteine in Investment-Qualität setzen, die aus begehrten Abbaugebieten kommen, in welchen diese Top-Qualitäten noch gefunden werden. Bleiben wir bei Rubinen. Es kommt immer wieder vor, dass Interessenten auf mich zukommen und fragen, ob ich ihnen einen Investment-Rubin aus Burma besorgen kann. Ja, das kann ich, aber ich rate davon ab. Farbedelsteine sind immer ein langfristig Investment und Rubine aus Burma sind wunderbar geeignet, um großes Vermögen auf engstem Raum zu konzentrieren. Sie steigen auch im Wert, aber das Wertsteigerungspotential ist bei Investment-Rubinen aus Mosambik deutlich größer. In Mosambik wurden erstmals 2008 Rubine entdeckt und erst seit 2014 findet man hier auch hohe Qualitäten, die Investment-Rubinen aus Burma in nichts nachstehen. Aber hier werden halt noch tolle Qualitäten gefunden, weshalb die Preise deutlich niedriger sind. Die Vorkommen wenn aber auch hier irgendwann erschöpft sein. Wenn das passiert und der Zukunftsbonus greift, können sich Anleger über ähnliche Preissprünge wie bei Rubinen aus Burma freuen.
Redaktion: Gibt es hier denn Schätzungen, wie lange das noch dauern wird?<<
Chris Pampel: Dazu bräuchte man dann schon einen Blick in die Glaskugel. Das ist aber auch nicht entscheidend. Farbedelsteine werden seit Jahrhunderten von vermögenden Familien und Adelshäusern genutzt, um große Vermögen langfristig vor Inflation, dem Zugriff Dritter und über wirtschaftliche und politische Krisen hinweg zu schützen. Dafür sind sie wunderbar geeignet. Sie sind wertstabil, ermöglichen die Konzentration von großem Vermögen auf engstem Raum, sind in jeder Lebenslage mobil und lassen sich bequem an Dritte oder in die nächste Generation übertragen. Und genau darum geht es den meisten Anlegern. Wir sprechen bei Investment-Farbedelsteinen immer von einer langfristigen Wertanlage mit einem Anlagehorizont von mindestens 10 Jahren. Die meisten Besitzer von Investment-Farbedelsteinen verkaufen ihre Steine aber nicht nach 10 Jahren, sondern bauen einen Familienschatz auf, der auch den nachfolgenden Generationen Sicherheit bieten soll. Wenn dann irgendwann der Zukunftsbonus zur Geltung kommt, ist das natürlich ein sehr willkommener Nebeneffekt, die anderen Vorteile überwiegen aber weit mehr.
Anmerkung der Redaktion:
Wir haben bereits mehrere Interviews mit Chris Pampel geführt. Der Geschäftsführer des Deutschen Edelstein Kontors gilt als einer der führenden Experte für Edelstein-Investment im deutschsprachigen Raum und unterstützt uns auch bei Fragen zu anderen Themen wie zum Beispiel Vermögensschutz mit seiner Expertise. Lesern, die sich bislang noch nicht mit dem Thema Edelstein-Investments beschäftigt haben, empfehlen wir folgendes Interview:
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