Kein Billig-Tesla, dafür Kündigungen und Preisnachlässe
Tesla wird wohl doch keinen Billig-Tesla auf den Markt bringen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Insider in einem Mitarbeiter-Meeting von der Kursänderung erfahren haben. Stattdessen möchte Musk sich nun voll und ganz auf Robotaxis fokussieren. Genaue Gründe wurden in diesem Zusammenhang wohl nicht genannt.
Der erschwingliche Tesla für die breite Masse ist damit wohl vom Tisch. Lange Jahre hatte der Tesla-Chef aber genau das als seine Vision bezeichnet.
Tesla unter Druck
Wettbewerber aus China überschwemmen den Markt mit günstigen E-Autos, die zum Teil schon für weniger als 10.000 US-Dollar zu haben sind. Teslas Rückzug aus dieser Nische verschafft China eine reelle Chance, auf diesem Markt Fuß zu fassen.
Aber das ist nicht die einzige Sorge, die Tesla-Aktionäre derzeit haben. Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab. Starke Konkurrenz, schwache Nachfrage, massive Stellenstreichungen und Querelen um das Milliarden-Aktienpaket von Elon Musk bereiten ihnen bereits seit einiger Zeit immer wieder schlaflose Nächte. Es werden sogar Stimmen laut, dass der einstige Börsenstar komplett untergehen könnte.
Da verwundert es nicht, dass die Tesla-Aktionäre die Papiere nach und nach abstoßen. Seit Jahresbeginn hat das Papier rund 40 Prozent verloren.
Schwache Auslieferung im ersten Quartal
Die Auslieferungszahlen im ersten Quartal waren enttäuschend. Sie sanken um 20 Prozent. Tesla reagiert und kündigt massive Stellenstreichungen an. Ende 2023 beschäftigte Tesla rund 140.000 Mitarbeiter. Sollten tatsächlich die angekündigten 10 Prozent der Stellen wegfallen, würden mehr als 14.000 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Ginge es nach Musk, wären es sogar 20 Prozent, analog zum Rückgang der Auslieferungszahlen.
Außerdem senkte Tesla einige Preise. Der Preis für das Model 3 mit Hinterradantrieb sank in Deutschland um 2.000 Euro und auch das Model S kostet seit Sonntag 2.000 Euro weniger. Tesla hatte kurz zuvor die Preise in China und den USA reduziert. Auch die Fahrerassistenzsoftware ist in den USA nun um 4.000 Dollar günstiger zu haben.
Aktionäre sollen abstimmen
Vor wenigen Tagen sorgte Tesla für Schlagzeilen, als das Unternehmen ankündigte, dass es das Gehaltspaket von CEO Elon Musk in Höhe von 56 Milliarden US-Dollar aus dem Jahr 2018 wieder einführen möchte. Erst Anfang des Jahres hatte es ein Gericht in Delaware für ungültig erklärt und es als „tief fehlerhaft“ bezeichnet.
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 13. Juni sollen nun die Tesla-Aktionäre darüber abstimmen, ob Musk diese milliardenschwere Aktienvergütung erhält oder nicht. Außerdem sollen die Investoren entscheiden, ob der Tesla-Hauptsitz von Delaware nach Texas verlegt werden soll. Delaware ist zwar wegen steuerlicher Vorteile ein bevorzugter Standort für US-Unternehmen, Texas gilt aber als besonders wirtschaftsliberal. Das negative Gerichtsurteil wäre für Musk Anlass genug, den Firmensitz zu verlegen.
Es gibt Stimmen, die der Ansicht sind, dass es bei der Abstimmung um weitaus mehr geht. Die Aktionäre werden nicht nur über ein umstrittenes Aktienpaket und die Verlegung des Firmensitzes abstimmen, sondern vielmehr eine grundsätzliche Entscheidung darüber treffen, ob Technik-Visionär Musk der Chef von Tesla bleibt. Sollte er diese „Vertrauensfrage“ verlieren, sind die Auswirkungen auf den Kurs der Tesla-Aktien kaum auszumalen.
Tesla und Musk
Derzeit hat Elon Musk mit seiner schillernden Persönlichkeit einen immensen Einfluss auf den Wert der Tesla-Aktie. So mancher Experte spricht sogar von einer Meme-Aktie. Die Unternehmensdaten allein rechtfertigen den aktuellen Kurs nämlich nicht. Der Erfolg ist eher der Faszination für den extravaganten Tesla-Chef geschuldet.
Der nun seit einiger Zeit schwächelnde Musk-Mythos könnte auch die Ursache für die Kursrückgänge der letzten Monate sein. Um diese Talfahrt zu stoppen, muss Musk dringend für positive Schlagzeilen im Zusammenhang mit Tesla sorgen.
Eine solche Chance bietet sich am morgigen 23.04.2024. Da will Tesla die Geschäftszahlen des ersten Quartals 2024 veröffentlichen. Aufgrund der schwachen Auslieferungszahlen erwarten Experten Teslas ersten Umsatzrückgang seit vier Jahren. Auch beim Betriebsgewinn geht man von einem deutlichen Rückgang aus.
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