Deutscher Wohnungsbau: Flaute hält an
Der deutsche Wohnungsbau leidet unter der anhaltenden Flaute. Die Anzahl der Baugenehmigungen für Neubauprojekte sinkt weiter. Auch für 2025 sind die Aussichten alles andere als rosig.
Weniger Baugenehmigungen trotz Wohnungsnot
In vielen Städten herrscht akuter Wohnungsmangel. Dennoch ist die Zahl der Baugenehmigungen im August erneut gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat fiel sie um 6,8 Prozent oder 1.600 auf 18.300, so das Statistische Bundesamt. Von Januar bis August wurden 2024 insgesamt 141.900 Wohnungen genehmigt. Vor einem Jahr waren es noch 19,3 Prozent bzw. 33.900 mehr.
Allein in diesen ersten acht Monaten des Jahres beträgt der Rückstand gegenüber dem Vorjahreszeitraum schon 19,3 Prozent. Dabei war 2023 bereits ein vergleichsweise schwaches Jahr.
Besonders stark ging die Zahl der neu genehmigten Einfamilienhäuser zurück. Hier erhielten 25.300 Projekte grünes Licht von den Behörden. Das waren 9.200 weniger als vor einem Jahr, ein Minus von 26,6 Prozent.
Bei den Zweifamilienhäusern war die Anzahl der Baugenehmigungen in den ersten acht Monaten des Jahres laut Statistischem Bundesamt ebenfalls rückläufig. Sie sank um 13,9 Prozent auf 8.700. Und bei den Mehrfamilienhäusern – der zahlenmäßig wichtigsten Gebäudeart – ging die Zahl der Baugenehmigungen auch sehr deutlich um 19,6 Prozent auf 75. 400 Wohnungen zurück.
Keine Trendwende in Sicht
Die Gründe für den Abwärtstrend, der nun schon längere Zeit anhält, und auch für die Zurückhaltung der Investoren sind vermutlich bei den gestiegenen Finanzierungs- und Baukosten zu finden. Eine schnelle Trendwende ist derzeit nicht in Sicht. Der Auftragsmangel im Wohnungsbau hat sich zuletzt weiter verschärft: Im August klagten 50,6 Prozent der Unternehmen über die schlechte Auftragslage. Im September waren es bereits 52,9 Prozent, wie das Münchner ifo-Institut in einer Umfrage ermittelte.
Der einzige positive Aspekt ist die sinkende Stornoquote. Sie ist seit einem halben Jahr kontinuierlich rückläufig. Im Oktober 2023 berichteten noch 22,2 Prozent der Unternehmen, dass Aufträge gestrichen werden mussten. Dieses Jahr sind es nur mehr 11,2 Prozent, also fast die Hälfte weniger.
Lage bleibt ernst
Die Zinsen für Wohnungsbaukredite der privaten Haushalte sind nach wie vor hoch. Die Zinssenkungen der Notenbank sind noch nicht bei den Verbrauchern angekommen.
Immerhin blicken wenigstens die Unternehmen etwas weniger pessimistisch auf die kommenden Monate. Von Hoffnungsschimmer möchte aber noch niemand sprechen. Die Lage im Wohnungsbau bleibt ernst, da sind sich die Experten einig.
Wegen der langen Planungszeiten im Wohnungsbau dürften sich die niedrigeren Zinsen erst 2026 bemerkbar machen. Experten gehen davon aus, dass die Bundesregierung angesichts der Flaute ihr selbst gestecktes Wohnungsbauziel erneut deutlich verfehlen wird. Sie strebt eigentlich 400.000 Einheiten pro Jahr an.
Der Bauboom, auf den alle hoffen, lässt auf jeden Fall noch auf sich warten. Experten prognostizieren sogar weitere Rückgänge bei den Investitionen. Die Situation vieler Menschen könnte sich demnach weiter verschärfen, weil die Wohnungsknappheit in den nächsten Monaten sehr wahrscheinlich noch weiter zunehmen wird.
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