Fed-Chef Jerome Powell denkt nicht an Rücktritt
Dass die Beziehung zwischen dem künftigen US-Präsidenten Donald Trump und dem Vorsitzenden der US-Notenbank Jerome Powell alles andere als harmonisch ist, ist kein Geheimnis. Gerade deshalb beobachten die Marktteilnehmer sehr genau, wie sie sich entwickelt.
Donald Trump übt wiederholt Kritik an Jerome Powell
Im Jahr 2017 hatte Trump Jerome Powell zum Vorsitzenden der US-Notenbank Federal Reserve ernannt. Doch bereits im Laufe seiner ersten Amtszeit übte er wiederholt Kritik an dem Vorgehen des Fed-Chefs und bemängelte, dass dieser bei der Lockerung der Geldpolitik zu zögerlich agiere. Als die Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 das Land erfasste, berichtete CNBC, dass Trump Powell sogar aus dem Amt entlassen wollte.
Auch im diesjährigen Wahlkampf äußerte Trump wiederholt Kritik an Powell. In einem Interview im Oktober plädierte er dafür, dass der US-Präsident die Möglichkeit haben sollte, Einfluss auf Zinsentscheidungen zu nehmen. Sein Wunsch sei es, dass der Präsident Empfehlungen zur Zinsentwicklung aussprechen darf. Es sollten keine Anordnungen sein, aber der Präsident sollte das Recht haben, Kommentare dazu abzugeben, ob die Zinssätze steigen oder fallen sollten. Das erklärte er gegenüber Bloomberg News.
Jerome Powell denkt nicht über einen Rücktritt nach
Trotz der zu erwartenden Differenzen plant Powell im Gegensatz zum SEC-Chef Gary Gensler keinen Rücktritt. Auf die Frage, ob er auf Wunsch von Trump zurücktreten würde, antwortete Powell laut CNBC kurz und knapp mit „Nein“. Den Reportern erklärte er, dass der Präsident weder befugt sei, ihn zu entlassen noch ihn herabzustufen. Eine solche Vorgehensweise ist gesetzlich nicht zulässig, wie er auf der Pressekonferenz nach dem jüngsten Zinsentscheid kurz nach der US-Wahl erläuterte.
Powells aktuelle Amtszeit endet im Jahr 2026. Danach steht es Donald Trump frei, einen neuen Vorsitzenden der Fed zu nominieren. Dass er nicht vorhat, Powell erneut zu nominieren, hat er, wie erwartet, bereits bekräftigt.
Quo vadis US-Zinspolitik?
Zwei Tage nach Donald Trumps Sieg bei der Präsidentschaftswahl rückte die Zinspolitik der Fed in den Fokus. Die US-Notenbank senkte den Leitzins erneut, diesmal um 0,25 Prozentpunkte. Der aktuelle Leitzins liegt somit nun in einer Spanne von 4,50 bis 4,75 Prozent.
Noch ist nicht abzusehen, welche Auswirkungen der Sieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen auf die Zinspolitik der Fed haben wird. Diesbezügliche Äußerungen Powells in der Pressekonferenz zur Fed-Entscheidung wirkten ausweichend. Er betonte, dass die Wahl auf kurze Sicht keine Auswirkungen auf die zinspolitischen Entscheidungen haben werde. Aber er wies auch darauf hin, dass derzeit noch nicht abzusehen sei, wie und in welchem Umfang sich die Wirtschaftspolitik langfristig verändern werde. Daher könne die Federal Reserve auch nicht abschätzen, wie sich dies auf die Wirtschaft auswirken werde.
Erneuter Anstieg der Inflation nicht ausgeschlossen
Trump hat für seine neue Amtszeit bereits hohe Zölle und Steuersenkungen angekündigt. Diese Maßnahmen könnten zu einem Anstieg der Inflation führen. Ob die Fed ihre Zinssenkungen vor diesem Hintergrund fortsetzen kann und wird oder länger auf Hochzinspolitik setzt, ist deshalb aus heutiger Sicht schwer vorherzusagen.
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