Nachhaltig investieren mit Impact

Im Gespräch mit Wilhelm Möller über klimafreundliche Anlageprodukte

Nachhaltige Investments gewinnen sowohl für Anleger als auch für die breite Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Im Interview gibt Wilhelm Möller, CEO Advanced Sustainable Investments, Einblicke in die Mechanismen nachhaltiger Investments, diskutiert deren Renditen, Risiken und die Herausforderungen, denen sich nachhaltige Fonds gegenübersehen. 

Redaktion: Was genau verstehen Sie unter nachhaltigen Investments?
Wilhelm Möller: Nachhaltige Investments, die oft unter dem Kürzel ESG (Environmental, Social, Governance) geführt werden, sind Anlagen, die ökologische und soziale Kriterien sowie die Unternehmensführung in die Anlageentscheidung einbeziehen. Ziel ist es, neben einer finanziellen Rendite auch positive Effekte auf Umwelt und Gesellschaft zu generieren. Dabei geht es um die Unterstützung von Unternehmen und Projekten, die zur Nachhaltigkeit beitragen, sei es durch umweltfreundliche Technologien, faire Arbeitsbedingungen oder ethische Geschäftspraktiken. ESG-Kriterien helfen Anlegern dabei, Unternehmen zu identifizieren, die langfristig nachhaltig und verantwortungsbewusst wirtschaften. Dies umfasst unter anderem die Reduktion von CO2-Emissionen, den Schutz natürlicher Ressourcen, die Förderung von Diversität und Inklusion sowie die Einhaltung hoher Standards bei der Unternehmensführung.

Ökologische Kriterien beziehen sich auf den Umgang eines Unternehmens mit Umweltfragen, wie zum Beispiel Klimawandel, Energieeffizienz, Abfallmanagement und Ressourcenschonung. Soziale Kriterien betreffen die Beziehungen und den Umgang des Unternehmens mit seinen Mitarbeitern, Lieferanten, Kunden und den Gemeinschaften, in denen es tätig ist. Dazu gehören Aspekte wie Arbeitsrechte, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, faire Löhne, soziale Gerechtigkeit und Gemeinwohlorientierung. Die Governance-Kriterien befassen sich mit der Unternehmensführung und -kontrolle. Hierbei spielen Faktoren wie Transparenz, ethisches Verhalten, Unabhängigkeit des Vorstands und die Vergütungspolitik eine Rolle.

Durch die Integration dieser ESG-Kriterien in den Investmentprozess können Anleger Risiken besser managen und Chancen nutzen, die sich aus einer nachhaltigen Geschäftsentwicklung ergeben. Unternehmen, die ESG-Praktiken anwenden, sind oft besser auf regulatorische Veränderungen vorbereitet und genießen ein höheres Ansehen bei Kunden und Investoren. Langfristig führen diese Praktiken nicht nur zu einem positiven Einfluss auf die Gesellschaft und die Umwelt, sondern können auch die finanzielle Performance eines Unternehmens stärken, indem sie Effizienzgewinne, Innovationspotenziale und eine stärkere Kundenbindung fördern.

Redaktion:  Wie kann ein Anleger nachhaltige von weniger nachhaltigen Investments unterscheiden?
Wilhelm Möller: Das ist in der Tat nicht ganz leicht. Aber es gibt verschiedene Dinge, auf die Sie achten können. Erstens ist es wichtig, sich mit den Nachhaltigkeitsberichten der Unternehmen auseinanderzusetzen. Diese Berichte sollten detaillierte Informationen darüber enthalten, wie das Unternehmen seine ökologischen und sozialen Ziele verfolgt, welche Maßnahmen ergriffen wurden und wie die Fortschritte gemessen werden. Sie sollten auch konkrete Daten und Beispiele liefern, die die Ernsthaftigkeit und Effektivität der Nachhaltigkeitsbemühungen belegen.

Zweitens können Zertifikate und Bewertungen von unabhängigen Organisationen wertvolle Hinweise geben. Es gibt mehrere anerkannte Agenturen und Institutionen, die ESG-Bewertungen durchführen und ihre Ergebnisse veröffentlichen. Diese Ratings berücksichtigen eine Vielzahl von Faktoren und bieten eine objektive Bewertung der Nachhaltigkeitspraktiken eines Unternehmens. Beispiele hierfür sind die Bewertungen von MSCI ESG Research, Sustainalytics oder der Dow Jones Sustainability Index.

Drittens sollten Investoren auch auf die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Informationen achten. Unternehmen, die tatsächlich nachhaltig agieren, sind in der Regel bereit, detaillierte und offene Informationen bereitzustellen. Sie haben nichts zu verbergen und fördern aktiv den Dialog mit Stakeholdern. Dazu gehören regelmäßige Updates und Berichte sowie die Bereitschaft, Fragen zu beantworten und sich kritischen Prüfungen zu stellen.

Redaktion:  Wie sieht es mit der Rendite dieser nachhaltigen Investments aus?
Wilhelm Möller: Nachhaltige Investments bieten häufig Renditen, die mit konventionellen Investments vergleichbar sind oder diese sogar übertreffen. Dies liegt daran, dass nachhaltig geführte Unternehmen zukunftsorientierter agieren und Risiken besser managen. Langfristig können sie stabiler und profitabler sein, da sie in innovative Technologien und Praktiken investieren, die die Umwelt schonen und Kosten senken.

Nachhaltige Unternehmen passen sich besser an veränderte Marktbedingungen und neue Vorschriften an, was ihnen Wettbewerbsvorteile verschafft. Ihr positives Image zieht Kunden und talentierte Mitarbeiter an, was zu stärkerer Kundenbindung und einem größeren Marktanteil führt.

Das proaktive Management von Umwelt- und Sozialrisiken schützt nachhaltige Unternehmen vor Skandalen, Rechtsstreitigkeiten und finanziellen Verlusten. Sie minimieren Risiken durch umweltfreundliche Praktiken und faire Geschäftspraktiken, was Konflikte mit Stakeholdern reduziert.

Die Performance nachhaltiger Investments wird durch die wachsende Nachfrage nach ESG-Produkten angetrieben. Investoren suchen aktiv nach nachhaltigen Projekten, was die Bewertungen solcher Unternehmen erhöht. Studien zeigen, dass ESG-Investments oft besser abschneiden als traditionelle Anlagen, da nachhaltig orientierte Unternehmen finanziell stabiler und weniger anfällig für Marktvolatilität sind.

Redaktion:  Wie schätzen Sie die Risiken bei nachhaltigen Investments ein?
Wilhelm Möller: Wie bei jeder Anlageform gibt es auch bei nachhaltigen Investments Risiken. Diese reichen von Marktvolatilität und regulatorischen Änderungen bis hin zu Umsetzungsschwierigkeiten bei nachhaltigen Projekten. Beispielsweise können sich Nachhaltigkeitsstandards und -vorschriften schnell ändern, was zu unvorhersehbaren Kosten führen kann. Marktvolatilität kann besonders Branchen wie erneuerbare Energien oder nachhaltige Technologien stark beeinflussen. Umsetzungsschwierigkeiten, wie technologische Herausforderungen oder gesellschaftliche Akzeptanzprobleme, können ebenfalls die erwarteten Renditen beeinträchtigen.

Ein weiteres Risiko ist das Greenwashing, bei dem Unternehmen fälschlicherweise nachhaltige Praktiken vorgeben. Dies kann zu enttäuschenden Investitionsergebnissen führen, weshalb eine gründliche Prüfung der Unternehmenspraktiken unerlässlich ist.

Um diese Risiken zu managen, sollten Investoren eine diversifizierte Anlagestrategie verfolgen. Das bedeutet, ihr Kapital auf verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen zu verteilen. Eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung des Portfolios ist ebenfalls wichtig, um es an die aktuellen Marktbedingungen und persönlichen Anlageziele anzupassen.

Durch eine fundierte Recherche und gegebenenfalls professionelle Beratung können Investoren die besten nachhaltigen Anlageoptionen identifizieren und die Risiken effektiv managen. Insgesamt bieten nachhaltige Investments die Möglichkeit, nicht nur finanzielle Renditen zu erzielen, sondern auch einen positiven Beitrag zur Umwelt und Gesellschaft zu leisten.

Redaktion:  Was macht ein Investment wirklich nachhaltig?
Wilhelm Möller: Ein wirklich nachhaltiges Investment hat direkte positive Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gesellschaft. Es trägt zur Lösung spezifischer Probleme bei, wie zum Beispiel der Reduktion von CO2-Emissionen oder der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen. Unternehmen sollten nachweislich nachhaltige Praktiken implementieren und kontinuierlich verbessern.

Solche Investments gehen über bloße Compliance hinaus und verfolgen strategische Ziele, wie die Entwicklung erneuerbarer Energien oder die Verbesserung der Energieeffizienz. Soziale Investments zielen auf faire Arbeitsbedingungen, Diversität und Inklusion sowie die Unterstützung von Gemeinschaften ab. Diese Maßnahmen stärken soziale Strukturen und verbessern das Leben der Betroffenen.

Nachhaltige Investments erfordern transparente Berichterstattung und klare Zielsetzungen. Unternehmen sollten regelmäßig über ihre Fortschritte berichten und sich an anerkannte Standards halten. Langfristigkeit ist entscheidend, da tiefgreifende Veränderungen nicht kurzfristig erreicht werden können. Unternehmen müssen nachhaltige Praktiken in ihre Strategie integrieren und kontinuierlich daran arbeiten.

Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit sind ebenfalls wichtig. Unternehmen, die in Forschung und Entwicklung investieren und neue Ansätze ausprobieren, sind besser gerüstet für langfristigen Erfolg. Ein wirklich nachhaltiges Investment berücksichtigt auch die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens, einschließlich der Lieferanten und des Produktlebenszyklus.

Redaktion:  Wie transparent sind nachhaltige Investments?
Wilhelm Möller: Die Transparenz kann sehr unterschiedlich sein, aber generell fordern Investoren zunehmend mehr Einblick in die nachhaltigen Aktivitäten der Unternehmen. Dies hat zu einer Verbesserung der Berichterstattung und größeren Offenlegung von Umweltdaten geführt. Transparenz ist ein Schlüsselkriterium für die Glaubwürdigkeit und Effektivität nachhaltiger Anlageprodukte.

Investoren erwarten detaillierte Informationen über die Nachhaltigkeitsziele und -maßnahmen der Unternehmen. Dies umfasst Umweltaspekte wie CO2-Emissionen sowie soziale und Governance-Aspekte. Unternehmen reagieren darauf mit umfassenden Nachhaltigkeitsberichten nach anerkannten Standards wie GRI oder SASB und setzen auf unabhängige Audits und Zertifizierungen.

Regelmäßige Kommunikation mit Stakeholdern, z. B. durch Updates, Webinare und direkte Gespräche, fördert das Vertrauen und die Nachvollziehbarkeit der Unternehmenspraktiken. Offenheit über Herausforderungen und Rückschläge zeigt Authentizität und stärkt das Vertrauen der Investoren.

Technologie, wie digitale Tools und Blockchain, spielt eine wichtige Rolle bei der Erfassung und Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsdaten, was die Transparenz erhöht und die Glaubwürdigkeit stärkt.

Regulatorische Anforderungen verpflichten Unternehmen zunehmend zur Offenlegung ihrer Nachhaltigkeitspraktiken, was die Vergleichbarkeit und Bewertung für Investoren erleichtert.

Redaktion:  Können Sie uns mehr über Ihren „Fight for Green“-Fonds erzählen? Was unterscheidet ihn von anderen nachhaltigen Investmentfonds?
Wilhelm Möller: Der „Fight for Green“-Fonds ist in seiner Ausrichtung einzigartig, da wir gezielt in große börsennotierte Unternehmen investieren, die sich aktiv für eine erhebliche Reduktion ihrer CO₂-Emissionen einsetzen und die Ziele des Pariser Abkommens unterstützen. Wir setzen strikte Kriterien bei der Auswahl dieser Unternehmen an, um sicherzustellen, dass unsere Investments eine messbare, positive Umweltwirkung erzielen. Unsere Zielsetzung ist es, eine jährliche CO₂-Reduktion von 7% zu erreichen, was weit über das hinausgeht, was viele andere Fonds anstreben. Unsere Strategie beinhaltet zudem den Ausschluss von Investments in nicht nachhaltige Sektoren wie fossile Brennstoffe und Rüstung.

Redaktion:  Was hat Sie persönlich dazu bewegt, diesen Fonds zu gründen?
Wilhelm Möller: Die Dringlichkeit der Klimakrise und das Potenzial der Finanzmärkte, hier eine Schlüsselrolle zu spielen, haben mich motiviert. Ich glaube fest daran, dass Geldströme umgelenkt werden müssen, um nachhaltige Transformationen in der Wirtschaft voranzutreiben. Mit dem „Fight for Green“-Fonds wollen wir zeigen, dass nachhaltige Investments nicht nur ethisch, sondern auch finanziell attraktiv sein können.

Redaktion:  Wie stellen Sie sicher, dass die Unternehmen in Ihrem Portfolio Ihre strengen Kriterien erfüllen?
Wilhelm Möller: Wir haben ein mehrstufiges Bewertungssystem entwickelt, das sowohl quantitative als auch qualitative Analysen umfasst. Wir prüfen regelmäßig die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen und führen Gespräche mit dem Management, um sicherzustellen, dass sie unsere Erwartungen an nachhaltige Praktiken erfüllen. Unternehmen, die unseren Standards nicht gerecht werden, werden aus dem Portfolio entfernt.

Redaktion:  Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit in der nachhaltigen Investmentbranche?
Wilhelm Möller: Eines der größten Probleme ist das Greenwashing. Viele Fonds behaupten, nachhaltig zu sein, ohne strenge Kriterien anzuwenden, was die Glaubwürdigkeit des Sektors untergräbt. Investoren werden getäuscht, und das Vertrauen in nachhaltige Investments leidet. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Standardisierung bei der Bewertung der Nachhaltigkeit, was Vergleiche erschwert.

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sind bessere Regulierung und klare, verbindliche Standards notwendig. Transparenz und detaillierte Offenlegungspflichten für Fonds und Unternehmen sind entscheidend. Unabhängige Überprüfungen und regelmäßige Audits erhöhen die Glaubwürdigkeit von Nachhaltigkeitsberichten. Investoren sollten ihre Due Diligence intensivieren und unabhängige Bewertungen nutzen.

Technologische Innovationen wie Big Data, Künstliche Intelligenz und Blockchain können die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Nachhaltigkeitsdaten verbessern. Schließlich müssen Regulierungsbehörden, Investoren, Unternehmen und Ratingagenturen gemeinsam an Lösungen arbeiten, um Greenwashing zu verhindern und die Standards zu verbessern. Diese Maßnahmen stärken die Glaubwürdigkeit des Sektors und sichern, dass nachhaltige Investments die versprochenen positiven Wirkungen erzielen.

Redaktion:  Wie gehen Sie mit der Herausforderung des Greenwashings um?
Wilhelm Möller: Wir legen großen Wert auf Transparenz und offene Kommunikation über unsere Anlagestrategien und die tatsächlichen Auswirkungen unserer Investitionen. Durch die Veröffentlichung detaillierter Nachhaltigkeitsberichte und die aktive Teilnahme an Diskussionen über echte Nachhaltigkeit setzen wir uns für mehr Klarheit und Ehrlichkeit in der Branche ein.

Redaktion:  Abschließend, was erhoffen Sie sich für die Zukunft der nachhaltigen Investments?
Wilhelm Möller: Ich hoffe, dass nachhaltige Investments zur Norm werden und dass wir eine Welt sehen werden, in der jedes Investment darauf abzielt, positive soziale und ökologische Auswirkungen zu erzielen. Die Finanzmärkte sollten eine treibende Kraft im Kampf gegen den Klimawandel und für soziale Gerechtigkeit sein.

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